Abgrenzung Klimaschutz und Anpassung

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Inhaltsverzeichnis


Mitigation und Adaptation

Die Konzepte  Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel sind eng miteinander verknüpft und beschreiben in Kombination unseren Handlungsspielraum, den fortschreitenden Klimaveränderungen sinnvoll zu begegnen.

Klimaschutz beinhaltet Handlungen, die dazu geeignet sind, die Veränderungen des Klimas aufzuhalten, zu verlangsamen oder zu mindern. Es handelt sich also um Vermeidungsstrategien, die auch unter dem Begriff Mitigation („Abmilderung“) zusammengefasst werden. Hauptmechanismus des Klimaschutzes, bzw. der Mitigation, ist die Reduktion von Treibhausgasemissionen.

Demgegenüber handelt es sich bei Anpassung an den Klimawandel, oder auch „Adaptation“, um einen Handlungsansatz, der versucht, mit den bereits eingetretenen oder noch erwarteten klimatischen Veränderungen umzugehen und dabei die negativen Folgen zu bewältigen, Risiken zu mindern und Chancen zu nutzen. Anpassung kann auf sozialer, ökologischer oder wirtschaftlicher Ebene erfolgen[1].

Hier werden  nicht nur Klimawirkungen betrachtet, sondern auch die strukturellen Beschaffenheiten eines betroffenen Systems (einer Landschaft, Siedlungsstruktur, Gesellschaft o. ä.) und wie diese vom Klimawandel beeinträchtigt werden. Diesen Aspekt bezeichnet man auch als Verwundbarkeit bzw. Vulnerabilität [2].

Der 4. IPPC Sachstandbericht geht davon aus, dass weder Anpassung noch Klimaschutz allein in der Lage sind, negative Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden[3]. Da auch die größten Mitigationsbemühungen nicht verhindern werden, dass der Klimawandel in den nächsten Jahzehnten spürbare Folgen zeigt, ist Adaptation unabdingbar [4]. Die Auswirkungen des Klimawandels sind überdies mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten verknüpft. Auch um diese zu begrenzen bedarf es vorausschauender Anpassungsstrategien[1].

Die Entscheidungen für diese Prozesse erfolgen auf sämtlichen Levels, vom Privathaushalt bis zu globalen Konzernen, von kommunalen Planungsinstanzen bis zu internationalen Abkommen[4].


Räumlicher Rahmen

Während effektive CO2 Einsparungen die Beteiligung aller Emittenten weltweit erfordert, findet Anpassung eher in lokaler und nationaler Größenordnung statt. Von Einsparungen im CO2-Ausstoß profitiert die gesamte globale Bevölkerung, wohingegen die direkten positiven Auswirkungen  von Anpassungsmaßnahmen sich eher dort ausprägen, wo sie durchgeführt werden. Dementsprechend sind es die internationalen Abkommen, die vorrangig die Mitigation vorantreiben, wohingegen die Motoren der Anpassung nationale und regionale Programme darstellen und ebenso private Handlungen wie öffentliche Maßnahmen auf kommunaler oder Länderebene umfassen[4].


Synergien und Konflikte

Anpassungspolitik ist deutlich jünger als Klimaschutz und wurde bislang von Entscheidungsträgern häufig vernachlässigt. Erschwerend kommt hinzu, dass der zeitliche Horizont für Anpassungsinvestitionen sehr groß ist und genaue Prognosen für den künftigen Klimawandel nicht getroffen werden können. Dadurch sind geeignete Anpassungsmaßnahmen schwierig zu identifizieren und ihr tatsächlicher Nutzen schlecht abzusehen.  Dementsprechend liegt die politische Gewichtung noch immer auf Seiten der Mitigation [1]. Doch die bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels lassen Anpassungsoptionen zunehmend in den Fokus des Interessenfeldes rücken. Es wird hierbei stets betont, dass Anpassung alleine, mit fortschreitendem Klimawandel, an Grenzen stoßen wird, während die Anpassungskosten dramatisch steigen. Anpassung kann also niemals ein Ersatz für Klimaschutz sein[1].

Fachleute konstatieren, dass es der menschlichen Gesellschaft nur mit einer Kombination von beiden Ansätzen gelingen kann, die Schäden durch den Klimawandel effizient einzudämmen. Beide Taktiken müssen sich auch in den meisten Fällen nicht widersprechen. Synergieeffekte von Adaptation und Mitigation werden vom vierten IPPC Sachstandbericht als anstrebenswertes Mittel zur Steigerung der Maßnahmenkosteneffizienz und Motivation von Interessengruppen betrachtet. Als potentiell geeignetes Feld für Synergien werden hier Landwirtschaft, Forstbetrieb, Gebäude und städtische Infrastruktur genannt[4]. So führt die thermische Optimierung von Gebäuden in aller Regel zu einer Verringerung der Energieintensität und damit des CO2-Ausstoßes und stellt somit sowohl Anpassungs- als auch Klimaschutzmaßnahme dar[1].

Allerdings gibt es auch Konfliktpunkte zwischen beiden Strategien. So wären die künstliche Beschneiung in Wintersportgebieten oder auch die zunehmende Nutzung von Klimaanlagen  zur Kühlung in Hitzesommern zwar Anpassungsmaßnahmen, allerdings mit deutlich klimaschädigenden Auswirkungen.

Den städtebaulich deutlichsten Reibungspunkt stellen konkurrierende Raumnutzungsansprüche dar. Ein wichtiger Anpassungsfaktor in Ballungsgebieten ist die Verringerung des Wärmeinseleffektes. Hierfür ist eine möglichst lockere Bebauung mit hohem Freiflächenanteil und offen gehaltenen Frischluftschneisen ideal.

Hinsichtlich des Klimaschutzes ist demgegenüber allerdings eine kompakte Siedlungsweise vorzuziehen, da diese besonders verkehrs- und energieoptimiert ist[5].



Aufforstung

Aufforstung ist ein guter Schutz vor Bodenerrosion, und kann das lokale Klima positiv beeinflussen, da Wälder als Frischluftentstehungsgebiete fungieren. Aufforstung stellt also eine Anpassungsoption dar. Gleichzeitig wird durch sie CO2 gebunden und somit ein Beitrag zu Klimaschutz geleistet.[6]


Energieeffizienz

Da sich im Zuge des Klimawandels der Energiebedarf generell drastisch erhöhen kann, sind Energiesparmaßnahmen und Steigerung der Energieeffizienz ein guter Ansatz beide Strategien zu verknüpfen, bei dem einerseits ein Beitrag zur Anpassung geleistet wird, in Folge der damit einhergehenden CO2 Reduktion aber andererseits auch der Klimaschutz vorangetrieben wird[1].


Raumplanung

Der Bereich Raumplanung hat sowohl eine besondere Verantwortung als auch ein besonderes Potential, Mitigationsmaßnahmen mit Adaptationsansätzen zu verknüpfen.

Laut einer Raumordnungsgesetz (Raumordnungsgesetzes) besteht hier der

Beides beinhaltet eine Ausrichtung der Planungs- und Handlungsstrukturen auf klimatische Veränderungen und damit einhergehende Risiken.

Durch die integrierte und ebenenübergreifende Natur raumplanerischer Prozesse könnte hier in Abstimmung und Kooperation mit Fachplanungen und Bauleitplanung vergleichsweise einfach ein effektiver Abgleich von Mitigations- und Adaptationsprozessen erfolgen.

Der Beirat für Raumordnung empfiehlt, in diesem Zusammenhang folgende Aspekte zu beachten:

Im Hinblick auf wesentliche Konfliktpunkte zwischen Mitigation und Adaptation wie Flächennutzungskonkurrenz  hat die Raumplanung abwägende und haushaltende Funktion. So ist zum Beispiel die Identifikation von Eignungs- und Vorranggebieten eine wesentliche Voraussetzung für die fundierte Favorisierung von räumlichen Maßnahmen[2].

Referenzen

[1] Dr. Mahammad Mahammadzadeh (23. September 2008) Anpassung an den Klimawandel, Vortrag, 5. BMBF-Forum für Nachhaltigkeit hier

[2] Empfehlung des Beirats für Raumordnung zu „Klimaschutz, Klimafolgen, Regenerative Energien und Raumentwicklung“ (verabschiedet auf der Sitzung am 14. Juli 2008) hier

[3] IPCC Fourth Assessment Report (2007): Climate Change: Synthesis Report, Kapitel 5:Die langfristige Perspektive: wissenschaftliche und sozioökonomische Aspekte, die relevant für Anpassung und Emissionsminderung und konsistent mit den Zielen und Vorgaben der Konvention sind sowie im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung stehen, S 74 ff. hier

[4] Klein, R.J.T., S. Huq, F. Denton, T.E. Downing, R.G. Richels, J.B. Robinson, F.L. Toth, 2007: Inter-relationships between adaptation and mitigation. Climate Change 2007: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, M.L. Parry, O.F. Canziani, J.P. Palutikof, P.J. van der Linden and C.E. Hanson, Eds., Cambridge University Press, Cambridge, UK, 745-777 , Executive Summary. hier

[5] Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft / Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2011): Handbuch Stadtklima. Maßnahmen und Handlungskonzepte für Städte und Ballungsräume zur Anpassung an den Klimawandel hier

[6] IFOK GmbH (2009): Pluspunkt. Anpassung an den Klimawandel, Bensheim hier

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