Wissenschaftliche Grundlagen

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Der Begriff Klimawandel bezeichnet allgemein die tendenziellen Veränderungen des Klimas. Darunter können relativ kurzzeitige, regionale, aber auch globale und langfristige Veränderungen der meteorologischen Größen (Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchte, Luftdruck, Bewölkung, Strahlung und Windverhältnisse etc.) verstanden werden. Im alltäglichen Sprachgebrauch bezieht sich „Klimawandel“ allerdings meist auf den  Anstieg der globalen Jahresdurchschnittstemperatur um 0,74°C, der in den letzten 100 Jahren (1906-2005) beobachtet wurde, und sich Prognosen zu Folge in Zukunft fortsetzen wird. Dieser Vorgang wird auch als „globale Erwärmung“ bezeichnet.

Für diesen Temperaturanstieg ist nach dem gegenwärtigen Wissensstand vorrangig der menschliche Treibhausgasausstoß verantwortlich.


Inhaltsverzeichnis

Wovon ist Klima abhängig?

Das Klima basiert auf einem komplexen System, das von der Atmosphäre, der Erdoberfläche, Schnee- und Eismassen, den Ozeanen und anderen Wasserkörpern sowie der belebten Natur gebildet wird. Die Dynamik des Klimas beruht auf den Wechselwirkungen dieser Komponenten und weiteren, externen Faktoren. Externe Einflüsse können zum Beispiel von Veränderung der Sonnenintensität, der Erdumlaufbahn oder auch der Gaszusammensetzung in der Erdatmosphäre ausgehen. Man hat berechnet, dass Veränderungen in der Sonnenintensität in den letzten 250 Jahren zwar durchschnittlich mehr Energie in das terrestrische Klimasystem eingespeist haben, doch diese Vorgänge allein würden nur einen Bruchteil der beobachteten Erwärmung der letzten Jahrhunderte erklären.

Auch Vulkanausbrüche nehmen Einfluss auf das globale Klima, da sie Staub in die Atmosphäre befördern, der einen Teil der einfallenden Sonnenstrahlung in den Weltraum reflektiert und somit weniger Sonnenenergie auf die Erdoberfläche gelangen lässt. Die Beschaffenheit der Landoberfläche trägt ebenfalls erheblich zu den klimatischen Bedingungen auf der Erde bei. Dunkle Flächen haben die Eigenschaft Wärme zu absorbieren, wohingegen helle Flächen reflektieren.

Wesentlich für das Klima ist die Energiebilanz von Erde und Erdatmosphäre. Energie wird im Allgemeinen in Form von Sonneneinstrahlung aufgenommen und als Infrarotstrahlung (Wärme) wieder an den Weltraum abgegeben.


Treibhauseffekt (natürlich)

Die Sonneneinstrahlung liegt hauptsächlich im energiereichen, kurzwelligen Bereich, also dem sichtbaren Licht und der UV-Strahlung.

Etwa 1/3 der Strahlung, die auf der Atmosphäre auftrifft, wird unmittelbar in den Weltraum zurückreflektiert. Die verbleibenden 2/3 dringen in die Erdatmosphäre ein und werden dort zu einem kleinen Teil absorbiert. Der Rest der Strahlung gelangt zur Erdoberfläche, wo er wiederum reflektiert oder absorbiert wird.

Diese von Erde und Vegetation etc. absorbierte Strahlungsenergie wird in Form von langwelliger „thermischer“ Strahlung im Infrarotbereich als „Wärme“ wieder abgegeben. Derartige Strahlung, die von Ozeanen und Landflächen ausgeht, gelangt nicht unmittelbar wieder in den Weltraum, sondern wird auf ihrem Weg ins All erneut von der Erdatmosphäre (besonders durch Wolken) absorbiert und zu einem Teil zurück zur Erdoberfläche gestrahlt.

Dadurch braucht die Strahlungsenergie für ihren Weg aus der Atmosphäre länger als für ihren Weg zur Erdoberfläche. Es sammelt sich also Energie in Form von Wärme im Inneren der Atmosphäre.

Dieser natürliche Vorgang wird in Analogie zu Gewächshäusern als Treibhauseffekt bezeichnet und führt dazu, dass auf der Erde eine lebensnotwendige Durchschnittstemperatur von +14°C herrscht.

Maßgeblich für den Treibhauseffekt sind die sogenannten Treibhausgase, die im Gegensatz zu den Hauptbestandteilen der Atmosphäre (Stickstoff und Sauerstoff) im Infrarotbereich absorbieren können. Die maßgebliche Eigenschaft von Treibhausgasen ist, dass sie kurzwellige Strahlung (Eintrittsstrahlung) ungehindert passieren lassen, jedoch langwellige Strahlung (Austrittsstrahlung) absorbieren.

Wasserdampf ist das wichtigste Treibhausgas. Aber auch bei CO2, Methan und Stickoxiden (z.B. Lachgas) handelt es sich um klimaaktive Gase.

Menschengemachter Treibhauseffekt und globale Erwärmung

Seit dem Beginn des industriellen Zeitalters (um 1750) hat sich die Zusammensetzung der Erdatmosphäre markant geändert. Drastische Anstiege der atmosphärischen CO2-, Methan- und Lachgaskonzentrationen konnten beobachtet und mit über 90%iger Wahrscheinlichkeit auf menschliche Aktivität zurückgeführt werden.

Dieser Anstieg der Treibhausgaskonzentration führt dazu, dass der natürliche Treibhauseffekt gesteigert wird und sich das Klimasystem Erde stärker erwärmt.

Das wichtigste anthropogene Treibhausgas ist CO2. Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre ist mittlerweile von einem vorindustriellen Wert von 280 ppm auf 379 ppm (parts per million, Volumenanteil) gestiegen und liegt damit nun deutlich höher als während der letzten 650.000 Jahre.

Die Geschwindigkeit, mit der die CO2 Konzentration wächst, nimmt stetig zu.  Die beiden Hauptursachen hierfür sind der massive Verbrauch fossiler Brennstoffe und die Dezimierung von Wäldern. Die Nutzung fossiler Brennstoffe führt zu einem immensen CO2-Ausstoß und der Rückgang der Waldfläche sorgt dafür, dass weniger CO2 durch die Photosynthese der Pflanzen gebunden werden kann. Die jährliche CO2 Emission aus fossilen Brennstoffen lag in den 90er Jahren noch bei 6,4 Gigatonnen Kohlenstoff pro Jahr und ist bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf 7,2 angestiegen.

Um die CO2 Konzentration auf 450 ppm zu stabilisieren, müsste man nach gegenwärtigem Kenntnisstand die in der Atmosphäre befindliche CO2 Menge von den aktuellen 640 Gigatonnen auf etwa 490 Gigatonnen Kohlenstoff reduzieren.

Auch die Methan- und Lachgaskonzentrationen der Atmosphäre sind im Vergleich zum vorindustriellen Niveau massiv angestiegen. Dies ist vornehmlich auf Emissionen aus landwirtschaftlichen Prozessen zurückzuführen.

Der Treibhauseffekt wird über die Anreicherung von klimaaktiven Gasen hinaus durch sogenannte Feedback- oder Rückkopplungsmechanismen weiterhin verschärft. So führt zum Beispiel die Erwärmung der Erdatmosphäre zu erhöhter Verdunstung und zu erhöhter Fähigkeit der Luftmassen, Wasserdampf aufzunehmen. Es kommt zu einer Anreicherung von Wasserdampf, der das effektivste Treibhausgas darstellt und die atmosphärische Aufheizung weiter antreibt.

Der durch die eingetretene Erwärmung erwartete Anstieg der Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre konnte tatsächlich beobachtet werden.

Ein weiterer Rückkopplungseffekt liegt in den erwärmten Ozeanen, deren CO2-Aufnahmekapazität mit steigender Temperatur herabgesetzt wird, wodurch wiederum ein höherer CO2-Anteil in der Atmosphäre verbleibt und sich der Treibhauseffekt verstärkt.

Zusammen mit steigenden Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre beeinflussen auch Veränderungen der Landoberfläche die Energiebilanz des Klimasystems.

Der Rückgang der weltweiten Eisdecke führt zu weniger Reflektion, und somit zu mehr Hitzespeicherung in Landflächen.

Eine andere anthropogene Einflussgröße für das globale Klima stellen Aerosole dar. Hierbei handelt es sich um kleine Partikel, die in den Gasen der Atmosphäre gelöst sind (Sulfat, organischer Kohlenstoff, Ruß, Nitrat, Staub). Ihre Wirkung ist bislang noch nicht umfassend verstanden, es wird aber angenommen, dass sie einen Teil der einfallenden Sonnenstrahlung wieder in Richtung Weltraum reflektieren und somit Netto einen kühlenden Effekt auf die globalen Temperaturen ausüben. Allerdings können Aerosole auch Wolkenbildung, -beschaffenheit, und –Lebensdauer beeinflussen. Diese Größen haben immense Auswirkungen darauf, wie sehr die Atmosphäre sich erwärmt oder auch abkühlt. Sie sind allerdings gegenwärtig noch nicht ausreichend erforscht, um zuverlässige Aussagen über konkrete Zusammenhänge treffen zu können.

Die womöglich kühlenden Einflüsse von Aerosolen (sowohl anthropogen erzeugt, als auch in Zusammenhang mit Vulkanausbrüchen) überlagern den Aufheizeffekt, den die Treibhausgase in der Atmosphäre bewirken und der für sich genommen noch drastischer ausfallen würde.

Momentan wird für die kommenden zwei Jahrzehnte jeweils eine Erwärmung von 0,2°C projiziert. Würde man die aktuellen Treibhausgas- und Aerosolkonzentrationen stabilisieren, so würde sich die Atmosphäre immer noch um 0,1°C pro Jahrzehnt erwärmen.


Bisheriger und zukünftiger Verlauf der globalen Erwärmung

Bei den Jahren 1950 bis 1999 handelt es sich sehr wahrscheinlich um die wärmsten 50 der letzten 500, möglicherweise sogar der letzten 1300 Jahre.

Die Jahre 1995 bis 2006 gehören jeweils zu den 12 wärmsten Jahren seit Beginn der kontinuierlichen Erdoberflächen-Temperaturmessungen.

Gletscher und Schneedecke nehmen durch die Erwärmung auf der Nordhalbkugel kontinuierlich ab. Die Ozeane haben sich weltweit bis in Tiefen von 3000 m merklich erwärmt. In Folge der damit einhergehenden thermischen Ausdehnung der Wassermassen und des Nettoeinstroms durch Eisschmelze ist der Meeresspiegel zwischen 1900 und 1999 um 17 cm angestiegen. Die Maximalwerte für Tagesdurchschnittstemperaturen haben sich erhöht.

 

Der Verlauf und das Ausmaß der Erwärmung kann nur durch Erklärungsmodelle nachvollzogen werden, die anthropogene Einflüsse einbeziehen. Der Großteil des Temperaturanstiegs, der seit Mitte des 20 Jahrhunderts stattgefunden hat, ist sehr wahrscheinlich auf den menschlich verursachten Anstieg der atmosphärischen Treibhausgaskonzentration zurückzuführen.

Auch der Anstieg des Meeresspiegels ist dementsprechend kein natürliches Phänomen. Veränderungen der globalen Windmuster sind wahrscheinlich anthropogen verursacht.

Die Erhöhung des Risikos für Hitzewellen ist mit über 50%iger Wahrscheinlichkeit vom Menschen verursacht. Die globalen Temperaturprognosen liegen bei einem Anstieg von zwischen +1,8 und+4,0° C bis zum Ende des Jahrhunderts.

Mit diesen Temperaturveränderungen geht auch eine Veränderung der globalen Niederschlagsmuster einher. Es wird angenommen, dass sich die diesbezüglich bereits beobachteten Trends zu trockeneren Subtropen und feuchteren höheren Breiten fortsetzen wird. Es wird darüber hinaus ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 59cm erwartet. Paläoklimatische Daten (zum Beispiel Wachstumsauswertung fossiler Baumfunde) stärken die Vermutung, dass die gegenwärtigen Temperaturverhältnisse in den letzten 1300 Jahren beispiellos sind.

Das Weltklima ist ein träges System, und die Energieaufnahme und Abgabe der Atmosphäre unterliegt etlichen Rückkopplungsmechanismen.

Die einmal in der Atmosphäre akkumulierten Treibhausgase reduzieren sich nur in einer zeitlichen Größenordnung von Jahrtausenden. Selbst wenn man augenblicklich den Treibhausgasausstoß stoppen könnte, würde der Erwärmungstrend anhalten und bis mindestens ins Jahr 2200 spürbare Folgen zeigen. Auch der Anstieg des Meeresspiegels würde sich allein aufgrund der fortlaufenden thermischen Ausdehnung noch über Jahrhunderte hinweg bis zu einem Plus von 0,8m fortsetzen.

Genauso wird das grönländische Eisschild in jedem Fall bis über das Jahr 2100 hinaus durch seinen erwärmungsbedingten Masseverlust zum Anstieg der Meere beitragen.

Sämtliche Erwärmungsprojektionen zeigen (unabhängig von den Treibhausgasemissionsszenarien) geographische Muster, die sich bereits heute als Trends ablesen lassen.

Die größte Erwärmung erfolgt über Landflächen in den hohen nördlichen Breiten. Der Temperaturanstieg über der Arktis war in den letzten 100 Jahren doppelt so hoch wie im globalen Mittel. Am geringsten sind die südlichen Ozeane betroffen.

Die globale Schneebedeckung wird weiter abnehmen. Satellitendaten zufolge geht die jährliche Ausdehnung des arktischen Meereises um 2,7% pro Jahrzehnt zurück. Für alle Emissionsszenarien wird das Meereis von Arktis und Antarktis fortlaufend schrumpfen. In manchen Projektionen wird für die Spätsommer der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts ein völliges Verschwinden des arktischen Meereises vorhergesagt.

Auch die Permafrostschicht ist bereits zurückgegangen, die saisonal gefrorene Fläche hat seit 1990 um etwa 7% abgenommen.

Heiße Extreme, Hitzewellen und Starkniederschläge werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zunehmen.

Seit den 70er Jahren werden besonders in den Tropen bereits längere und großflächigere Dürren verzeichnet. Dies ist eine Folge von höheren Temperaturen und rückläufigen Niederschlägen.

Es wird in manchen Modellen als wahrscheinlich erachtet, dass die Intensität tropischer Wirbelstürme in Folge des Anstiegs der tropischen Meeresoberflächentemperatur zunehmen wird.

Die Ozeane versauern durch den höheren CO2 Druck in der Luft. Man konnte bereits feststellen, dass sich der pH-Wert der Meere seit der vorindustriellen Zeit durchschnittlich um 0,1 gesenkt hat.

Diese Tendenz könnte verheerende Auswirkungen für die marinen Ökosysteme haben.

Auch der Salzgehalt in Gewässern ändert sich als Konsequenz eines veränderten Verdunstungskreislaufs.


Klimawandel in Deutschland

Seit 1901 stieg die Jahresdurchschnittstemperatur in Deutschland um 0,9° C an, wobei der Südwesten des Landes von der Erwärmung am stärksten betroffen ist. Die 1990er waren das wärmste Jahrzehnt im 20. Jahrhundert. Allerdings ist der Temperaturanstieg für die Wintermonate (durchschnittlich +2,3°C)  sehr viel deutlicher ausgeprägt als im Sommer (durchschnittlich +0,7°C).

Der Gesamtniederschlag nahm im 20. Jahrhundert um ca. 9% zu und die letzten 15 Jahre waren tendenziell die feuchtesten. Die Niederschlagszunahme fokussiert sich auf die erste Jahreshälfte und den Winter, wohingegen Juli und August im Mittel trockener wurden.

Auch innerhalb Deutschlands gibt es große regionale Unterschiede. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge blieb im Osten des Bundesgebiets annährend gleich, wobei der Winter feuchter und der Sommer trockener wurden. Demgegenüber hat die durchschnittliche Niederschlagsmenge sich im Westen Deutschlands hinsichtlich des ganzen Jahres erhöht.

Starkniederschläge haben in den letzten 40 Jahren des 20. Jh. an Häufigkeit und Intensität zugenommen.

Von großer Bedeutung für Mesoklima und Ökosystem, aber auch hinsichtlich wirtschaftlicher und stadtplanerischer/verwaltungstechnischer Aspekte ist die Schneedeckendauer, die in Süd-Westdeutschland seit 1950 um 30-40% für Lagen unter 300m zurückging.

Der Anstieg von Klimaextremen folgt keinem einheitlichen Trend. Ausschließlich für Hitzeereignisse (Hitzetage und Hitzewellen) wurde eindeutig eine zunehmende Wahrscheinlichkeit festgestellt.


Prognostizierter Klimawandel in Deutschland

Die regional sehr unterschiedlichen Veränderungen werden von den grobmaschigen globalen Klimamodellen nicht erfasst. Um die Veränderung in kleineren Maßstäben prognostizieren zu können, wurden Regionalisierungsmodelle entwickelt. 4 davon gibt es für Deutschland: REMO, CLM, WETTEREG und STAR. Wenn Prognosen unterschiedlicher Modelle übereinstimmen oder in die gleiche Richtung weisen, kann die Aussage als sicherer betrachtet werden.

Die unterschiedlichen Modelle legen nahe, dass sich die Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 2021 und 2050 um etwa 0,5 bis 1,5 Grad erhöhen wird und vor allem die Winter wärmer werden. Deutlicher könnte sich der Klimawandel allerdings auf die Niederschlagsmuster in Deutschland auswirken. Der Jahresdurchschnitt könnte zwar annähernd stabil bleiben, die Niederschlagsverteilung sich allerdings zu bis zu 40 % trockneren Sommern und entsprechend feuchteren Wintern entwickeln.

Hitzetage mit Temperaturen von über 30°C könnten sich in Zukunft verdreifachen. Auch eine  größere Häufigkeit von wolkenbruchartigem Niederschlag deutet sich in den Klimamodellen an.


Klimawandel in den Naturräumen Deutschlands

Zur Betrachtung der konkreten Klimaveränderungen in Deutschland und vor allem ihrer möglichen Auswirkungen und Folgen kann das Bundesgebiet in biogeographisch definierte Regionen eingeteilt werden, die geologisch, hydrographisch, hydrologisch, edaphisch und klimatische Einheiten bilden.

Mit Hilfe des Klimamodells REMO wurden Projektionen verschiedener klimatischer Faktoren untersucht und ausgewertet. Hierbei konnten unterschiedliche Trends und vor allem unterschiedliche Betroffenheiten für die einzelnen Naturräume formuliert werden.

Allgemein zeichnet sich ab, dass die stärksten klimatischen Veränderungen in Süddeutschland und im Saarland stattfinden werden. In diesen Gebieten werden die Problemsituationen sowohl im Sommer als auch im Winter zunehmen.

Der Nordwesten Deutschlands ist entlang der Nordseeküste vor allem von winterlichen Zuspitzungen betroffen. Winterniederschläge und Starkregenereignisse nehmen hier den Modellberechnungen zu Folge zu.

Werden die unterschiedlichen Anfälligkeiten der jeweiligen Regionen gegenüber den Klimawandelfolgen in die Betrachtung einbezogen, so ergibt sich ein Betroffenheitsprofil, das nicht nur die reinen prognostizierten Klimadaten widerspiegelt, sondern auch die potentielle Schädlichkeit, die sich durch sie entfalten kann.

Die größte Betroffenheit besteht gegenüber den Hitzeereignissen. Zunahme von Hitzeperioden und -wellen, steigende Waldbrandgefahr, Verknappung der als Brauchwasser nutzbaren Wasserressourcen, schwankende Grundwasserspiegel sowie die damit einhergehende Gefährdung der Artenvielfalt stellen die deutlichste Bedrohung durch den Klimawandel in der Bundesrepublik dar. Am stärksten werden davon mutmaßlich die Regionen entlang des Rheins, das Alpenvorland und Teile Ostdeutschlands betroffen sein.

Die Veränderung in Frequenz und Ausmaß von Flusshochwassern, die zunehmende Häufigkeit von Starkregenereignissen und Sturzfluten, häufigere und höhere Sturmwasserstände, Oberbodenverlust durch Wassererosion und steigende Gefahr von gravitativen Massenbewegungen stellen einen Wirkfolgenkomplex dar, für den eine besondere Betroffenheit vor allem für das nordwestdeutsche Tiefland und die Nordseeküste prognostiziert wird.


Nordostdeutsches Tiefland und Südostdeutsche Hügel und Becken

Zur aktuell schon ungünstigen Wasserbilanz kommen bereits einsetzende Trends von ansteigenden Temperaturen und geringeren Sommerniederschlägen. Dadurch wird die Wasserverfügbarkeit der Region weiter herabgesetzt und die Gefahr von Dürren nimmt zu. Die Lausitz wird in Zukunft vermutlich mit sehr hohen Sommertemperaturen belastet sein, die sich auf Umwelt und Gesundheitswesen negativ auswirken können. 

Darüber hinaus sind die Einzugsgebiete von Elbe und Oder zunehmend hochwassergefährdet.


Oberrheingraben

Besonders stark von Hitze, Trockenheit, aber auch Hochwassern betroffen und gleichzeitig auch sehr anfällig für resultierende Schäden ist die dichtbesiedelte Region entlang der Rheinachse. 

Hier, im Südwesten Deutschlands werden gegenwärtig die höchsten Temperaturen verzeichnet. Zudem zeichnen sich für diese Region die stärksten Erwärmungstrends innerhalb Deutschlands ab.

Die Veränderung hinsichtlich der Jahresniederschlagsverteilung mit einer Tendenz zu regenreicheren Wintern erhöht auch in der Umgebung Oberrheingraben die Gefahr für  Frühjahrshochwasser.


Alpen

Der Alpenraum hat in  Zusammenhang mit dem Klimawandel eine besondere Stellung. Er ist aufgrund seiner Funktion als europäisches Wasserreservoir und Biodiversitätshotspot sowie seiner touristischen Relevanz äußerst empfindlich gegenüber Schäden durch den Klimawandel.

Da die globale Erwärmung allgemein Einfluss auf Schneedeckendauer, Niederschlagsmuster und  Wasserspeicherung in Gletschern hat und Veränderungen in diesen Größen die Wasserverfügbarkeit beeinträchtigen, gilt den Alpen hier besondere Aufmerksamkeit.

Der bisherige Temperaturanstieg in dieser ökologisch und wirtschaftlich hochsensiblen Region ist doppelt so groß wie der globale Durchschnitt. Seit 1890 hat sich die jährliche Durchschnittstemperatur bereits um 2°C erhöht. Im Gegensatz zu allgemeinen globalen Trends, in denen die Winter besonders vom Temperaturzuwachs betroffen sind, erstreckt sich die Erwärmung in der Alpenregion beinahe gleichmäßig über das ganze Jahr.

Die gegenwärtigen Prognosen gehen von anhaltender Erwärmung im gesamten Alpengebiet aus, und der aktuelle Temperaturanstieg vollzieht sich deutlich schneller als er noch vor 10 Jahren vorhergesagt wurde. Wenn sich die bisherigen Entwicklungen unverändert fortsetzen, ist bis zum Jahr 2100 mit einem Temperaturplus von bis zu 5°C im Sommer und bis zu 6°C im Winter zu rechnen. Seit 1850 hat sich die Gletscherfläche des binneneuropäischen Hochgebirges bereits halbiert.

Bezüglich der Niederschlagsmuster sind die Trends durchwachsener. Im 19. und 20. Jahrhundert zeigten sich Veränderungen hin zu Feuchtigkeitszunahme im Nordwesten und ansteigender Trockenheit im Südosten der Alpen.

Temperatur und Niederschlag sind die wichtigsten Einflussgrößen für den Wasserkreislauf. Auch die Schneebilanz wird von derartigen Entwicklungen beeinträchtigt. Für die nahe Zukunft werden Niederschlagsveränderungen im Rahmen von +5% im Winter und -5% im Sommer für möglich gehalten.

Die geografische Beschaffenheit der Alpen beinhaltet zudem naturgemäß gering ausgeprägte Retentionsräume an Gewässerflanken. In Verbindung mit steigenden Niederschlägen steigt die Hochwasseranfälligkeit des Alpenraumes enorm.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die bisherigen klimatischen Veränderungen auch  eine Rolle beim Auftreten von Naturkatastrophen spielen. Allerdings sind genaue Prognosen in diesem Zusammenhang aktuell nicht möglich. Darüber hinaus sind die Alpen charakteristisch von einer starken natürlichen Witterungsvariabilität geprägt, was langfristige Vorhersagen ohnehin erschwert. Auch die konkreten Auswirkungen auf Umwelt und Sozialsystem sind schwer absehbar und können von Region zu Region variieren. So könnte zum Beispiel in manchen Gebieten das erhöhte Risiko für Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdrutsche problematisch werden, in anderen Wasserverknappung.


Deutsche Mittelgebirge

Die Mittelgebirge sind gegenwärtig von eher kühlem und feuchtem Klima geprägt, so dass eine Erwärmung keine allzu große Gefahr und hinsichtlich der Landwirtschaft sogar eine Chance darstellen könnte.

Problematisch bleiben in dieser Gegend Hochwasserereignisse.


Nordwestdeutschland

Dieser Bereich Deutschlands ist wahrscheinlich relativ gering vom kommenden Klimawandel betroffen. Zum einen wird hier die geringste Klimaveränderung im Bundesgebiet angenommen und zum anderen weisen die gegenwärtig eher moderaten Klimaverhältnisse noch einen relativ hohen Toleranzbereich gegenüber Temperaturerhöhungen auf.


Referenzen

[1] Bundeskabinettbeschluss (2008): Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel DAS hier

[2] IPCC, 2007: Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Solomon, S., D. Qin, M. Manning, Z. Chen, M. Marquis, K.B. Averyt, M.Tignor and H.L. Miller (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA. hier

[3] IPCC, 2007: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Solomon, S., D. Qin, M. Manning, Z. Chen, M. Marquis, K.B. Averyt, M.Tignor and H.L. Miller (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA. hier

[4] Wikipediaeintrag "Globale Erwärmung" hier, (abgerufen am 14. 12.11)

[5] Zebisch, Grothmann, Schröter, Haße, Fritsch, Kramer, Umweltbundesamt UBA (Hrsg.) (2005): Klimawandel in Deutschland. Vulnerabilität und Anpassungsstrategien klimasensitiver Systeme -Kurzfassung. hier

[6] Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit: klima.bayern www.klima.bayern.de (abgerufen am 20.03.12)

[7] Korck, Mayer, Rudolf-Miklau, Greminger, Zischg, Damm: Climate Adaptation and Natural Hazard Management in the Alpine Space. Final Report (2011) hier

[8] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2009): Broschüre – Dem Klimawandel begegnen; Berlin hier

[9] Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)/ Bundesamt für Baumwesen und Raumordnung (BBR) (2008):  Raumentwicklunngsstrategien zum Klimawandel BBR Online-Publikation, Nr. 19/2008 hier

[10] Dosch (2009): Informationen zur Raumentwicklung. Heft 3/4 2009

[11] Amt für Umweltschutz Stuttgart: Städtebauliche Klimafibel Online hier

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