Vorstellung der Problemfelder

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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Problemfelder Klimawandel und Anpassung

Der Anpassung an den Klimawandel können in einer Kommune zahlreiche Hindernisse entgegenstehen, z.B. in Bezug auf Wahrnehmung, Finanzen oder Politik.
Im Folgenden werden mögliche Hindernisse dargestellt sowie Ansätze zu deren Überwindung aufgeführt.

Die Kenntnis möglicher Barrieren sowie Ansätze zu deren Überwindung können dazu beitragen, Entscheidungen zur Anpassung an den Klimawandel zu erleichtern.


 Mögliche Barrieren in Bezug auf Anpassung an den  Klimawandel

 Ansätze zur Überwindung von Barrieren

 Wahrnehmung

 

  • Mangelndes Problembewusstsein in Bezug auf Klimawandel bzw. Klimawandelskepsis.
  • Geringe eigene Betroffenheit, da in unseren Breiten noch kein starker Handlungsdruck besteht, Strategien zu ändern.
  • Bestehende Normen, Überzeugungen und Verhaltensweisen müssen in Frage gestellt werden.
  • Kommunikation und Vermittlung von Klimawandelinformation und –wissen.
  • Wahrnehmung eigener kommunaler Betroffenheit und eigener Risiken stärken: kann über Handeln und Nicht-Handeln entscheiden.
  • Kommunikation und Wissensvermittlung über glaubwürdige bzw. positiv bewertete Akteure und Informationsquellen: kann Nachahmung erstrebenswert und sozial erwünscht machen (s. Hirschnitz-Garbers 2011, S.245).
  • Mangelnde Aufmerksamkeit für schleichende Veränderungen durch den Klimawandel:

auch schleichende Veränderungen wie die Zunahme von Hitzebelastungen oder Veränderung von Niederschlagsverhältnissen können erhebliche Schäden an natürlichen Ressourcen und Gemeingütern verursachen.

Kosten für z.B. veränderte Ansprüche an Bausubstanz oder Infrastruktur bedeuten Schäden für das Gemeinwesen, die nicht durch z.B. Versicherungen getragen werden (s. BBSR, Klimawandelgerechte Stadtentwicklung).

  • Schleichende Veränderungen durch die Planung berücksichtigen.
  • Effektive Handlungsmöglichkeiten identifizieren und vermitteln.
  • Politikfenster nutzen: Das politische Klima z.B. nach Extremwetterereignissen ist besonders förderlich, um Veränderungen bestehender rechtlicher, ökonomischer oder sozialer Strukturen vorzunehmen, auch in Hinblick auf die Anpassung an schleichende Veränderungen.
  • Politischer und gesellschaftlicher Fokus: liegt stark auf Klimaschutz.
  • Angesichts von Klimaprojektionen mit z.B. Häufung und Intensivierung von Extremwetterereignissen:
  1. Auswirkungen des Klimawandels und Handlungsoptionen für die eigene Kommune klären.
  2. Strategien und Maßnahmen zur Anpassung erarbeiten und umsetzen.

 Unsicherheit

 

  • Mangelndes Wissen über konkrete Auswirkungen des Klimawandels für die eigene Kommune.
  • Komplexität von Klimawandel, Verwundbarkeit, Risiken und Zusammenhang von Folgen des Klimawandels.

 

  • Schaffung einer guten Informationsgrundlage für die strategische Planung durch präzisere und regionalisierte Prognosen.
  • Gründliche Analyse tatsächlicher Risiken.
  • Austausch und Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis: für anwenderbezogene und verbesserte Vorhersagen und Projektionen.
  • Identifizierung konkreter Anpassungsoptionen unter Einbeziehung von lokalen Erfahrungen und lokalem Wissen.
  • Fokus auf flexible Strategien und No Regret bzw. Low Regret Maßnahmen: leisten unabhängig von Zeitverlauf und Stärke klimatischer Veränderungen positive Beiträge zur Qualität der alltäglichen städtischen Lebensumwelt (s. Deutscher Städtetag, S.6).
  • Anpassung als „neues“ Problem betrachtet: Mangel an Rahmen zur Bewertung von Anpassungsmaßnahmen und zum Monitoring.
  • Einsatz von Leitfäden zur Anpassung an den Klimawandel, z.B.
  1. KlimaScout Anpassungsstrategien Modul 3 und Modul 4.
  2. Klimalotse:Informationsangebote zur Klimafolgenabschätzung.
  3. Stadtklimalotse: unterstützt Auswahl und Umsetzung von Maßnahmen zu Klimaschutz und Anpassung für die kommunale Stadtentwicklung.
  4. Tatenbank Umweltbundesamt: dokumentiert Projekte und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und bietet ein Forum, um eigene Anpassungsprojekte eigenständig einzutragen und vorzustellen.
  5. Regionalkonferenzen: Ziel: unterschiedliche Ebenen der Anpassung vorstellen, insbesondere Kommunen aber auch andere regionale Akteure und Multiplikatoren vor Ort ansprechen und durch den Austausch die Handlungsebenen möglichst konsistent verknüpfen. Als Region wird nicht ein Bundesland gewählt, sondern eine (zusammenhängende) Fläche, die sich durch gleiche Betroffenheit definiert z.B. Küste, Alpen, Mittelgebirge.
  • Projektionen von Veränderungen und deren Auswirkungen sind mit Unsicherheiten verbunden.
  • Trotz Fortschritten in der wissenschaftlichen Analyse: Anpassungspolitik muss dauerhaft mit Unsicherheiten umgehen (s. Klimalotse Offline Version S.32ff.).

 Finanzen

 

  • Schwierige Finanzsituation der Kommunen: kann zu Konkurrenz mit anderen Problemen führen, die u.U. als drängender betrachtet werden (z.B. demographischer Wandel, globale Finanzkrise).
  • Kleinere Gemeinden sind in der Erstellung von Konzepten zurückhaltender: siehe erheblicher personeller, finanzieller und administrativer Aufwand; notwendige kommunalpolitische Impulse in kleineren Kommunen in geringerem Umfang vorhanden.
  • Politischer Druck, um Klimawandel zu begegnen.
  • Kommunale Ressourcen gezielt auf Aufgabe der Anpassung und nachhaltige Gestaltung von Kommunen ausrichten.
  • U.U. kurzfristig angelegte Prozesse initiieren, z.B. Dialogveranstaltung: zentrale Themen identifizieren, Wissen bündeln, Anstoß für zukünftiges Handeln. Umsetzung dann bei Akteuren.
  • (querschnittsorientierte) Förderprogramme von Bund und Ländern nutzen.
  • Konflikt zwischen wahrgenommenem Wert aus kurzfristigem ökonomischem und sozialem Nutzen durch Entwicklung und Expansion im Vergleich zu langfristigem Nutzen aus einer möglicherweise teureren aber widerstandsfähigeren Entwicklung von Kommunen (s. Ecologic Institute et al., Adaptation to Climate Change).
  • Pro-aktive Anpassung bindet knappe Ressourcen.
  • Frühzeitige Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen: können u.U. mit geringerem finanziellen Aufwand durchgeführt werden, z.B. zusammen mit Sanierungs- oder Stadtentwicklungsmaßnahmen, die anstehen und u.U. bereits gefördert werden (s. Regionalverband Frankfurt Rhein Main S.5) bzw. Wahl geeigneter Bauteile und Materialien ohne Zusatzkosten (ebd. S.17).
  • Frühzeitige Anpassung kann erhebliche Kosten im Schadensfall verhindern bzw. reduzieren.
  • Anpassung bereits in heutiger klimatischer Situation bedeutsam, s. Schäden in der Vergangenheit.

 Politik

 

  • Fehlender oder unzureichender politischer Wille für Anpassung an den Klimawandel.
  • Anpassung nicht kurzfristig möglich: Auswirkungen des Klimawandels und langfristige Investitionsentscheidungen liegen außerhalb des mittelfristigen Planungshorizontes von Entscheidungsträgern: eine große Herausforderung für die politische Planung (s. Mahammadzadeh Folie 11).
  • Politischer Wille und Priorität, z.B. durch Beschluss für ein entsprechendes Leitbild oder Integriertes Klimaschutzkonzept.
  • Ausreichende politische und öffentliche Aufmerksamkeit herstellen, um Anpassung trotz des langen Planungshorizontes mit entsprechender Priorität zu behandeln.
  • Kontinuität in Planung und Umsetzung. Regelmäßige Kontrolle von Strategien und Maßnahmenplänen.
  • Anpassung: ein Querschnittsthema, das fast alle Politikfelder betrifft. Barrieren können u.U. bestehende Governance-Strukturen und Interaktionen sein: Ungenügende Kommunikationskanäle, Ressortdenken, mangelnde Bereitschaft verantwortlicher Akteure, fehlende Einbeziehung verschiedener Akteure.
  • „Mainstreaming“: Integration der Anpassung an den Klimawandel in alle relevanten kommunalen Planungsprozesse, Strategien, Strukturen und Ziele. So kann auch die Wirksamkeit von Anpassungsmaßnahmen bedeutend erhöht werden.
  • Aktivitäten des Klimaschutzes mit Aktivitäten der Anpassung verzahnen, z.B. im Bereich der erneuerbaren Energien oder der energetischen Modernisierung von Gebäudehüllen (s. Arbeitshilfe Klimaschutz und Anpassung Schleswig-Holstein S.122).
  • Synergieeffekte der Anpassung mit anderen Bereichen bzw. für andere Bedrohungen betonen.
  • Aufbau ressort-, sektor- und ebenenübergreifender Governance-Strukturen und Vernetzung unterschiedlicher Akteure.
  • Akteursvielfalt: Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, breite Öffentlichkeit.
  • Systematische Einbeziehung der maßgeblichen Akteure: Austauschprozess kann Akzeptanz bewirken. Mögliche Formen: formal vorgeschriebene Beteiligungsverfahren wie z.B. in der Bauleitplanung sowie informelle Gesprächskreise oder Workshops.
  • Einbeziehung von Wissen und Erfahrung lokaler Akteure in die Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen.
  • Auswirkungen Klimawandel gehen über politisch administrative Grenzen hinaus.
  • über Grenzen hinweg Verbünde schließen bzw. bestehende Verbünde nutzen.

 Rechtlich

 

  • Eine Anpassung erschwerende rechtliche Bestimmungen.
  • Rechtliche Umsetzungsdefizite.
  • Formelle hoheitliche Instrumente haben Grenzen.
  • Förderliche Gesetzgebung zur Begegnung des Klimawandels.
  • Informelle Instrumente nutzen.
  • Stadtumbaumaßnahmen: Im Bestand sind Kommunen auf Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer bzw. Bewohner angewiesen.
  • Eignung konsensualer Verfahrensweisen.
  • Einsatz von Fördermitteln/Anreizen.


 

Referenzen

[1] Bundesinstitut für Bau-, Stadt-und Raumforschung (BBSR) (2009): Online-Publikation, Nr. 22: Ursachen und Folgen des Klimawandels durch urbane Konzepte begegnen. Skizzierung einer klimawandelgerechten Stadtentwicklung.

[2] Bundesinstitut für Bau-, Stadt-und Raumforschung (BBSR) (2009): Online-Publikation, Nr. 23: Klimawandelgerechte Stadtentwicklung. Wirkfolgen des Klimawandels.

[3] Bundesinstitut für Bau-, Stadt-und Raumforschung (BBSR) (2011): Expertise zur Systematisierung der Grundlagen regionalplanerischer Klimafolgenbewertung – Leitfaden regionale Klimafolgenbewertung: http://www.bbsr.bund.de/nn_21268/BBSR/DE/FP/MORO/Studien/2012/LeitfadenRegionaleKlimafolgenbewertung/01__Start.html

[4] Chameleon Research Group (2011): Klimawandelfolgen und Anpassung im Schienenverkehr – Ergebnisse einer Unternehmensbefragung.

[5] Deutscher Städtetag (2011): Klimagerechte und energieeffiziente Stadtentwicklung - Positionspapier der Fachkommission „Stadtentwicklungsplanung“ des Deutschen Städtetages.

[6] Ecologic Institute / AEA group / ICLEI / Regional Environmental Center for Central and Eastern Europe (REC): Adaptation to Climate Change – Policy instruments for adaptation to climate change in big European cities and metropolitan areas: http://ecologic.eu/files/attachments/Projects/climatechangeen.pdf

[7] Fleischhauer, Mark (2011): Governance-Instrumente für Klimaschutz und Klimaanpassung. Präsentation.

[8] Hirschnitz-Garbers, Martin (2010): Klimawandelanpassung in drei deutschen Biosphärenreservaten – was hemmt und was unterstützt Entscheidungen pro Anpassung? In: 7. Tagung der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie (NGU): „Entscheidungen mit Umweltfolgen zwischen Freiheit und Zwang“. Kurzfassungen der Referentinnen und Referenten: http://www.ngu2010.uni-freiburg.de/dateien/kurzfassungen_ngu2010.pdf

Vortrag: http://www.ngu2010.uni-freiburg.de/dateien/hirschnitz-garbers.pdf

[9] Hirschnitz-Garbers, Martin (2011): Konzept zur Steigerung der Durchführbarkeit von Klimawandelanpassungen in sozial-ökologischen Systemen in Deutschland – Einflussfaktoren der Durchführbarkeit in den drei deutschen Biosphärenreservaten Mittelelbe, Schaalsee und Südost-Rügen. Dissertation.

[10] IFOK (2009): Anpassung an den Klimawandel – Die unterschätzte Herausforderung: http://www.ifok.de/uploads/media/Pluspunkt_Klimastudie.pdf

[11] IFOK (2010): Anpassung an den Klimawandel in der Region Grimma – Siedlungswasserwirtschaft zukunftsweisend ausrichten! : http://www.veoliawasser.de/sites/default/files/PDFs/Anpassungstrategie_Grimma.pdf

[12] Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) (2011): Anpassung an den Klimawandel – Potenziale und Grenzen regionaler Anpassungsstrategien: http://www.irs-net.de/download/aktuelles/Statement-Sondershaus.pdf

[13] Mahammadzadeh, Dr. Mahammad (2008): Anpassung an den Klimawandel – Notwendigkeit und Probleme. Präsentation 5. BMBF-Forum für Nachhaltigkeit: BMBFhttp://www.fona.de/pdf/forum/2008/beitrag/b1_mahammadzadeh_mahammad_01_presentation_forum_2008.pdf

[14] Regionalverband Rhein Main (2011): Kommunen im Klimawandel – Wege zur Anpassung: http://moro-klamis.de/downloads/LeitfadenKlima.pdf

[15 ] Umweltbundesamt (2010): Klimalotse – Leitfaden zur Anpassung an den Klimawandel. Offline Version des Leitfadens vom Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung: http://www.klimalotse.anpassung.net/klimalotse/DE/service/offlineVersion/Klimalotse_OfflineVersion.pdf?__blob=publicationFile

[16] Umweltbundesamt (2011): UBA Stakeholder-Dialoge – Chancen und Risiken des Klimawandels: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/4071.pdf

[17] Wuppertalinstitut (2008): Anpassung an den Klimawandel – Risiken und Chancen für deutsche Unternehmen.

[18] Wuppertal Institut / Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (2011): Klimaschutz und Anpassung in der integrierten Stadtentwicklung. Arbeitshilfe für schleswig-holsteinische Städte und Gemeinden.

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