Versicherungswirtschaft - Auswirkungen des Klimawandels

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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Das Klima ändert sich. Davon betroffen ist auch die Versicherungswirtschaft, denn die von Hochwasser, Sturm und Hagel verursachten Schäden sind oftmals versichert. Wenn also Extremereignisse mit dem Klimawandel zunehmen, ist das für Versicherungen von großer Bedeutung. In den vergangenen Jahrzehnten haben sowohl die Häufigkeit&nbsp; als auch die Höhe der Schäden zugenommen. Die Vorhersagen der Klimaforscher lassen für den Zeitraum bis zum Jahr 2100 eine Fortsetzung dieses Trends erwarten. Sind Vermögenswerte heute höher versichert als früher, steigt das Risikopotenzial für Versicherungen noch weiter. Nehmen Trockenheit und Dürreperioden zu, steigen z.B. Produktionseinbußen in der Landwirtschaft. Bei zu hohem Schadenspotenzial ist eine Versicherbarkeit der Schäden generell in Frage gestellt.
  
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Versicherungen errechnen die Eintrittswahrscheinlichkeit von Schadensereignissen durch Betrachtung der Vergangenheit. Die Unsicherheiten zum Verlauf des Klimawandels in der Zukunft - es existieren viele verschiedene Szenarien - erschweren die Einschätzung zukünftiger Risiken für die Branche.
  
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Die veränderte Gefährdungslage muss der Bevölkerung zusammen mit dem angepassten Versicherungsbedarf vermittelt werden. Dies ist bisher zu wenig im Bewusstsein verankert und Kunden zeigen bisher wenig Verständnis für Begrenzungen der Risikodeckung, für Selbstbeteiligung oder Schadenprävention.
  
Die Finanzwirtschaft agiert international und ist folglich auch von globalen Entwicklungen betroffen. Für die Versicherungswirtschaft haben die weltweiten Klimaänderungen unmittelbare<br/>Folgen: Schon in den vergangenen Jahren mussten sie viel mehr Geld für Entschädigungen ausgeben.&nbsp; Zwar spielen hier auch das Bevölkerungswachstum insbesondere in Küstenstädten sowie eine generelle Zunahme der versicherten Werte eine Rolle. Doch an den Ursachen der Schäden ändert das nichts. Künftig wird die Versicherungswirtschaft&nbsp; ihre Prämien nicht mehr allein auf Grundlage bereits eingetretener Versicherungsfälle berechnen, sondern den zu erwartenden Klimawandel mit einkalkulieren. Auch Pensionsfonds und andere Investoren in langfristige Infrastrukturprojekte bewerten die Risiken inzwischen neu.
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Der Klimawandel bietet den Versicherern auch neue Absatzchancen, sowohl mit neuen Produkten (Gebäudeversicherungen mit Starkregenschutz und Rückstauschäden) als auch mit der Ausweitung der Geschäftsbereiche (z.B. um Risikoberatung).
  
Doch der Klimawandel bedroht nicht nur ganz physisch Anlagen und Gebäude, an denen die Finanzwirtschaft beteiligt ist. Politik und Gesellschaft ändern auch die Rahmenbedingungen für Investitionen, um dem Klimawandel zu begegnen. Für die Finanzwirtschaft liegen darin Risiken, aber auch erhebliche Chancen. Banken und Versicherungen sind hier gefordert, sich durch ein aktives Management auf beides einzustellen.
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== Beispiele für mögliche Auswirkungen des Klimawandels<br/> ==
  
Die Nachfrage nach Sachversicherungen, die Schäden durch Naturgefahren abdecken, wird absehbar steigen. Die Versicherungswirtschaft kann Kunden und Behörden aufklären und durch ihre Vertragsgestaltung dazu beitragen, Gefahren vorsorglich zu dämpfen. Neben den üblichen Instrumenten und Geschäftsmodellen der&nbsp; Versicherer werden für bestimmte Risiken auch neue Finanzmarktprodukte entwickelt, mit denen Unternehmen oder Länder Klimarisiken auf dem Kapitalmarkt absichern können. Dazu zählen Wetterderivate, Catastrophe Bonds oder spezielle Anleihen. [1]
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*Die Schäden aus Sturm und Hagel werden teurer: Hagelschäden im Sommer nehmen zu. Im Westen Deutschlands werden die Sturmschäden am deutlichsten anwachsen. Einzelne extreme Unwetter verstärken sich und prägen das Schadengeschehen. Bis zum Jahr 2100 ist mit einem Anwachsen der Sturmschäden um mehr als 50% zu rechnen.
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*Beispiele schadensträchtiger Naturkatastrophen: Sturm Lothar 1999, Sturm Jeanette 2002, Sturm Kyrill 2007, Sturm Emma / Kirsten 2008, Sturm Xynthia 2010. Hochwasser und Überschwemmungen Elbeflut 2002, Sachsenhochwasser 2010.
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*Die Überschwemmungsschäden entlang der fünf großen deutschen Flüsse Rhein, Donau, Elbe, Ems und Weser werden steigen, bis 2100 möglicherweise um das Dreifache. Die Modellrechnungen zeigen, dass in Deutschland die Anzahl von Hochwasser und Überschwemmungen größer wird und sich damit deren Wiederkehrintervalle verkürzen.
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*Zunehmende Überschwemmungsschäden durch Starkregenereignisse weitab von Gewässern, ähnliches gilt für Hagelereignisse. Kleinräumige Wetterextreme können von den Klimamodellen zur Zeit noch nicht erfasst werden.
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*Anzahl der Gebäude nimmt zu, für die es keine wirtschaftlich sinnvolle Versicherungslösung gibt.
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*Neue Versicherungsverträge mit zusätzlichem Schutz vor Naturgefahren sind bei Wohngebäudeversicherungen erforderlich (Elementarschadensversicherung).
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*Ausschließlich eine Hagelversicherung in der Landwirtschaft reicht nicht mehr aus, eine landwirtschaftliche Mehrgefahrenversicherung könnte notwendig werden.
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*Offshore-Windparks, Sonnenenergie aus Afrika, Anlagen zur CO<sub>2</sub>-Speicherung (CCS) könnten neue Versicherungslösungen benötigen.
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*Zukünftige Schäden durch Naturgewalten müssten aus Klimatrends abgeleitet werden.
  
=== Das kann der Staat tun [1]<br/> ===
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== <br/>Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel<br/> ==
  
Die staatlichen Aufsichtsbehörden von Bund und Ländern müssen verstärkt darauf achten, ob die zugrunde gelegten Risikomodelle ausreichen, um die finanzielle Stabilität der Versicherungen und Banken zu gewährleisten. Ein besonderes Problem besteht aktuell darin, dass die international durch das Basel-II-Abkommen festgelegten Regeln den Banken verbieten, beim Eigenkapital und Risikomanagement andere als historische Daten zugrunde zu legen. Innovative Verfahren wie das Bayesianische Risikomanagement sind deshalb<br/>derzeit in der Praxis nur eingeschränkt einzusetzen. Das will die Bundesregierung ändern und das Thema deshalb auf internationaler Ebene auf die Tagesordnung setzen.
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*Warndienste und Risikopartnerschaften (z.B. Hochwasserpartnerschaften in Baden-Württemberg) unterstützen
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*Verstärkte Kooperation mit der Wissenschaft, um regionale Modelle der Vulnerabilität zu erarbeiten
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*Kooperation mit den Kommunen bei der Erstellung von Gefahrenkarten und der Abschätzung von Risiko- und Schadenspotenzialen
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*Sensibilisierung der Bevölkerung zusammen mit anderen Akteuren wie z.B. Kommunen oder Hilfsorganisationen
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*Informationskampagnen entwickeln, um Bevölkerung zu sensibilisieren (z.B. Kampagne in Bayern: [http://www.elementar-versichern.bayern.de/ "Voraus denken - elementar versichern"])
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*Bei Extremwetterereignissen Handlungsempfehlungen an die Bevölkerung geben
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*Hausbesitzer in Hochwassergebieten auf Präventionsmaßnahmen hinweisen
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*Kunden bei Anpassung an den Klimawandel durch neue Beratungsleistungen helfen (Prävention)
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*Datenverfügbarkeit, Modellierungen und Risikobewertungen verbessern, z.B. Geoinformationssystem ZÜRS
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*Szenarienrechnungen bei der Risikobewertung berücksichtigen
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*Neueinführung einer Pflichtversicherung für Elementarschäden, um Risikovermeidung und Schadensvorsorge bei Immobilienbesitzern zu fördern. Staatliche Transferzahlungen könnten dann reduziert werden.
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*Versicherungsprämien nach Risikoklassen staffeln
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*Vorsorgemaßnahmen bei der Höhe der Versicherungsprämien berücksichtigen
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*Haftungshöchstgrenzen festsetzen oder Rückversicherer mit einbeziehen um Staatshaftung zu vermeiden
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*Häufige Prämien- und Policenanpassungen, um flexibel auf veränderte Anpassungsstrategien reagieren zu können
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*Prämienhöhe abhängig machen z.B. von der Gebäudestruktur oder dem Vorhandensein technischer Vorsorgemaßnahmen (Gebäudepass / Hochwasserpass)
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*Neue Produkte mit Klimabezug anbieten, z.B. Starkregenschutzversicherung, Rückstauschadensversicherung
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*Neue Produkte im Bereich erneuerbarer Energien anbieten, z.B. Versicherungen für Photovoltaik-, Solarthermie- oder Windkraftanlagen, Versicherungsschutz für Bohr- und Explorationsrisiken der Geothermie
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*Neue Produkte für den Ausfall von Anlagen und Infrastruktur, z.B. Ertragsausfälle von Kraftwerken
  
Wenn die Privatwirtschaft aus wirtschaftlichen Gründen bestimmte Risiken nicht absichern will, muss der Staat möglicherweise die Angebote der Finanzwirtschaft ergänzen. Dies kann dann nötig sein, wenn die betroffenen Personen die erforderlichen Prämien nicht aufbringen können oder die möglichen Schadenssummen zu groß sind. Denkbar ist zum Beispiel, dass eine Elementarschadenversicherung eingeführt wird, die alle Bürger abschließen müssen, oder eine staatliche Fonds-Lösung. Sie kann aber in jedem Fall nur das letzte Mittel sein. Entsprechende Ansätze werden seit dem Oder-Hochwasser 1997 verfolgt. Der Bund wird hierzu – in Absprache mit den Ländern – eine neue Initiative starten.
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&nbsp;
  
=== Die Finanzwirtschaft trifft sich auf Plattformen [1]<br/> ===
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== Referenzen<br/> ==
  
Im Carbon Disclosure Project informieren sich 300 institutionelle Investoren über Klimafragen. Auch die großen deutschen Finanzdienstleister sind dabei. Auf Grundlage von Firmenbefragungen bekommen sie hier Daten über unternehmensspezifische Treibhausgas-Emissionen und können erfahren, welche Unternehmensstrategien es zum Umgang mit den physikalischen Risiken des Klimawandels gibt.
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[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin
  
In der Munich Climate Insurance Initiative haben sich Versicherer, Rückversicherer, Umweltverbände und Wissenschaftler zusammengeschlossen. Dabei geht es um Strategien der Versicherungen im Umgang mit dem Klimawandel.
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[2] Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.
  
Das „Finanz-Forum: Klimawandel“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eingerichtet. Es arbeitet an der Frage, wie Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel<br/>durch Forschung und Innovationen voranzubringen sind.
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[3] Umweltbundesamt (Hrsg., 2011): Anpassung an den Klimawandel, Versicherungen, Themenblatt
  
== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_Auswirkungen_des_Klimawandels">Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels [2]</span><br/> ==
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[4] Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., GDV (Hrsg., 2011): Herausforderung Klimawandel, Antworten und Forderungen der deutschen Versicherer, Berlin<br/>Download hier: [http://www.gdv.de/wp-content/uploads/2011/11/GDV-Klimabroschuere_2011.pdf http://www.gdv.de/wp-content/uploads/2011/11/GDV-Klimabroschuere_2011.pdf]
  
*Langfristige Wirkungen auf die Sicherheit bestehender Investitionen
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== Weitere Informationen<br/> ==
*zunehmende Schäden durch Extremereignisse (wie Hitze, Starkniederschläge, Sturm, Überschwemmung)
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*veränderte Risiken in der Versicherungsbranche
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== <span class="mw-headline" id="Referenzen">Referenzen</span><br/> ==
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Auswirkungen des Klimawandels auf die Schadensituation in der deutschen Versicherungswirtschaft, Kurzfassung Hochwasser, Studie im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V., Download hier: [http://www.gdv.de/wp-content/uploads/2012/01/Klimakonferenz_2011_PIK_Studie_Hochwasser.pdf]
  
[1]&nbsp;&nbsp; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin
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Voraus denken - elementar versichern: Schützen Sie Ihr Gebäude / Ihren Betrieb vor Schäden aus Naturgefahren! Website der Bayerischen Staatsregierung. Weitere Informationen hier: [http://www.elementar-versichern.bayern.de/]
 
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[2]&nbsp;&nbsp; Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.
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Aktuelle Version vom 26. September 2012, 14:17 Uhr

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Das Klima ändert sich. Davon betroffen ist auch die Versicherungswirtschaft, denn die von Hochwasser, Sturm und Hagel verursachten Schäden sind oftmals versichert. Wenn also Extremereignisse mit dem Klimawandel zunehmen, ist das für Versicherungen von großer Bedeutung. In den vergangenen Jahrzehnten haben sowohl die Häufigkeit  als auch die Höhe der Schäden zugenommen. Die Vorhersagen der Klimaforscher lassen für den Zeitraum bis zum Jahr 2100 eine Fortsetzung dieses Trends erwarten. Sind Vermögenswerte heute höher versichert als früher, steigt das Risikopotenzial für Versicherungen noch weiter. Nehmen Trockenheit und Dürreperioden zu, steigen z.B. Produktionseinbußen in der Landwirtschaft. Bei zu hohem Schadenspotenzial ist eine Versicherbarkeit der Schäden generell in Frage gestellt.

Versicherungen errechnen die Eintrittswahrscheinlichkeit von Schadensereignissen durch Betrachtung der Vergangenheit. Die Unsicherheiten zum Verlauf des Klimawandels in der Zukunft - es existieren viele verschiedene Szenarien - erschweren die Einschätzung zukünftiger Risiken für die Branche.

Die veränderte Gefährdungslage muss der Bevölkerung zusammen mit dem angepassten Versicherungsbedarf vermittelt werden. Dies ist bisher zu wenig im Bewusstsein verankert und Kunden zeigen bisher wenig Verständnis für Begrenzungen der Risikodeckung, für Selbstbeteiligung oder Schadenprävention.

Der Klimawandel bietet den Versicherern auch neue Absatzchancen, sowohl mit neuen Produkten (Gebäudeversicherungen mit Starkregenschutz und Rückstauschäden) als auch mit der Ausweitung der Geschäftsbereiche (z.B. um Risikoberatung).

Inhaltsverzeichnis

Beispiele für mögliche Auswirkungen des Klimawandels


Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel

 

Referenzen

[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin

[2] Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.

[3] Umweltbundesamt (Hrsg., 2011): Anpassung an den Klimawandel, Versicherungen, Themenblatt

[4] Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., GDV (Hrsg., 2011): Herausforderung Klimawandel, Antworten und Forderungen der deutschen Versicherer, Berlin
Download hier: http://www.gdv.de/wp-content/uploads/2011/11/GDV-Klimabroschuere_2011.pdf

Weitere Informationen

Auswirkungen des Klimawandels auf die Schadensituation in der deutschen Versicherungswirtschaft, Kurzfassung Hochwasser, Studie im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V., Download hier: [1]

Voraus denken - elementar versichern: Schützen Sie Ihr Gebäude / Ihren Betrieb vor Schäden aus Naturgefahren! Website der Bayerischen Staatsregierung. Weitere Informationen hier: [2]

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