Tourismus - Auswirkungen des Klimawandels

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Wo Menschen Urlaub machen, hängt erheblich davon ab, welches Wetter sie dort erwarten. Deshalb könnte der globale Klimawandel das Reiseverhalten stark verändern – mit enormen Konsequenzen für die Wirtschaft, Infrastruktur und den Arbeitsmarkt in den bereisten Ländern. Darüber hinaus werden Extremwetterereignisse auch die Tourismusindustrie treffen.
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Unmittelbare Auswirkungen hat der Klimawandel auf den wirtschaftlich bedeutsamen Wintersport. Bereits seit 50 Jahren fällt vielerorts weniger Schnee. Künftig wird Skitourismus in den Alpen nur noch auf über 1.500 Meter und damit in ökologisch besonders sensiblen Bereichen möglich sein, in Mittelgebirgen ab 800 bis 1.000 Metern. Auch Schneekanonen bieten keine Abhilfe: In niedrigeren Lagen wird es dafür zu warm sein.
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In Deutschland sind Hunderttausende Arbeitsplätze und viele Milliarden Euro mit dem Tourismus verbunden. Gleichzeitig sind Hotels, Gaststätten, Freibäder und viele andere Betriebe wetterabhängig. Veränderungen des Klimas wirken unmittelbar auf deren Umsätze. Sie bergen sowohl Chancen als auch Risiken für die Tourismusbranche.
  
Zugleich eröffnen veränderte klimatische Bedingungen neue Möglichkeiten für den Tourismus: Die bisherige Nebensaison kann beliebter werden. Auch regionale Verlagerungen sind zu erwarten. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) geht davon aus, dass 25 bis 30 Prozent mehr Touristen nach Deutschland kommen könnten. Nord- und Ostsee werden attraktiver, während am Mittelmeer oft Hitzestress bei 40 Grad Celsius oder mehr herrschen wird. Selbst in Deutschland könnte es für bestimmte Urlaubsaktivitäten zeitweise zu heiß werden.
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Von Klimaforschern für die Zukunft vorhergesagt werden wärmere und trockenere Sommer und mildere, vermutlich regenreichere Winter. Dies bedeutet gute Aussichten für  Sommer- und schlechte für Wintertourismus. In Konstanz z.B. hat in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Sommertage (>25°C) kontinuierlich zugenommen. Die Anzahl der für Baden oder Wandern gut geeignete Tage steigt an. Gleichzeitig verlängert sich die Badesaison, voraussichtlich wird sie im Mittel 2 - 3 Wochen früher beginnen und 3 - 4 Wochen später enden. Von den wärmeren und niederschlagsärmeren Sommern dürfte auch der Rad- und Naturtourismus profitieren, ebenso der Städte- und Kulturtourismus. Aus dem Mittelmeerraum sind im Sommer Touristenströme zu erwarten, die der dortigen Hitze entfliehen wollen und zur "Abkühlung" in den Norden Europas fahren. Das Reiseverhalten könnte sich umkehren. Der Klimawandel bietet demnach auch Chancen für neue Tourismusangebote, wenn Nord- und Ostsee attraktiver werden.
  
== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_Auswirkungen_des_Klimawandels_.5B2.5D"><span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_Auswirkungen_des_Klimawandels_.5B2.5D">Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels</span></span><br/> ==
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Die Skisaison im Winter könnte dagegen beeinträchtigt werden. Ausreichend Schnee für Wintersport setzt kalte und feuchte Wetterlagen voraus. In milden Wintern ist aber mit weniger Schnee in den Höhenlagen zu rechnen. Nach den Prognosen der Klimaforscher soll bis zum Jahr 2050 die Zahl der Schneetage in den tieferen Lagen um bis zu 2/3 und in den Höhenlagen der Mittelgebirge bis ca 1000 m Höhe um ca 1/3 zurückgehen. In den Alpen wird in der Zukunft Skitourismus nur noch auf über 1.500 Meter Höhe und damit in den ökologisch besonders sensiblen Bereichen möglich sein. Auch der Einsatz von Schneekanonen wird keine Abhilfe bieten, denn zumindest in den niedrigeren Lagen wird es dafür zu warm sein. Tourismusbetriebe in einzelnen Regionen haben demnach Umsatzrückgänge im Bereich Wintersport zu erwarten.
  
*verbesserte wirtschaftliche Erfolgsaussichten für die Touristenziele an den Küsten, zB durch verlängerte Badesaison
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Mit der Zunahme von Extremwetterereignissen wie Unwetter oder Überschwemmungen sind auch vermehrt Schäden an touristischer Infrastruktur zu erwarten.
*vermehrtes Auftreten von Algen und Quallen in Badegewässern, dort auch erhöhte bakterielle Belastung
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*schrumpfende Strände durch den Anstieg des Meeresspiegels
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*Versandung der Fahrrinnen zB zu den ostfriesischen Inseln Nach Stürmen oder wegen veränderter Strömungsverhältnisse
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*mehr schüle Tage
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*Abnahme der Schneesicherheit in den Gebirgsregionen, zB im Harz
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*Verkürzung der Skisaison oder gar Totalausfall in Mittelgebirgslagen unterhalb von 800 - 1000 m Höhe
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*verschlechterte Beschneiungsmöglichkeiten in tieferen Lagen
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*möglicherweise negative Folgen für Touristen wegen des vermehrten Auftretens von Quallen und toxischen Algen an den Küsten
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== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_m.C3.B6gliche_Anpassungsma.C3.9Fnahmen_an_den_Klimawandel_.5B2.5D"><span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_m.C3.B6gliche_Anpassungsma.C3.9Fnahmen_an_den_Klimawandel_.5B2.5D">Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel [2]</span></span><br/> ==
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== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_Auswirkungen_des_Klimawandels_.5B2.5D"><span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_Auswirkungen_des_Klimawandels_.5B2.5D">Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels</span></span><br/> ==
  
<span style="background-color:#ff0000">check klimatrends.de</span>
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*Toxische Algen und Quallen könnten in Badegewässern vermehrt auftreten mit negativen Folgen für Touristen, zudem kann eine erhöhte bakterielle Belastung entstehen
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*Durch den Anstieg des Meeresspiegels gehen Strandflächen verloren
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*Fahrrinnen z.B. zu den ostfriesischen Inseln versanden nach Stürmen oder wegen veränderter Strömungsverhältnisse
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*Wirtschaftliche Aussichten für die Touristenziele an den Küsten von Nord- und Ostsee verbessern sich, z.B. durch eine verlängerte Badesaison
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*Voraussichtlich nimmt die Anzahl von Tagen mit schwüler Witterung zu
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*Die Schneesicherheit in den Gebirgsregionen nimmt ab, z.B. im Harz und im Schwarzwald
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*Die Skisaison in Mittelgebirgslagen unterhalb von 800 - 1000 m Höhe wird kürzer oder kann u.U. ganz entfallen
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*Die Beschneiungsmöglichkeiten mit Schneekanonen in tieferen Lagen sinken, da es zu warm ist
  
'''Flexibilisierung und Diversifizierung der Angebote'''
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== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_m.C3.B6gliche_Anpassungsma.C3.9Fnahmen_an_den_Klimawandel_.5B2.5D"><span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_m.C3.B6gliche_Anpassungsma.C3.9Fnahmen_an_den_Klimawandel_.5B2.5D">Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel</span></span><br/> ==
  
*wie wetterunabhängige Ganzjahresangebote
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*Auseinandersetzung der Akteure der Tourismusbranche mit dem Thema Klimawandel verstärken
*Erhöhung der Attraktivität durch Betonung regionaler Besonderheiten
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*Vorhandene Angebote flexibler gestalten
*Verbesserung von Bildungs- und Kulturangeboten sowie
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*Angebote neu schaffen in Form von ganzjährigen, wetterunabhängigen Angeboten
*Verstärkung der Auseinandersetzung der Akteure der Tourismusbranche mit dem Thema Klimawandel
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*Attraktivität erhöhen, z.B. durch Betonung regionaler Besonderheiten
*Kontrolle der Badewasserqualität
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*Bildungs- und Kulturangebote verbessern
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*Badewasserqualität kontrollieren
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*Vorsorgefristen im Tourismus betragen 15 Jahre, wenn Umstrukturierungen erforderlich sind
  
 
== <span class="mw-headline" id="Referenzen"><span class="mw-headline" id="Referenzen"><span class="mw-headline" id="Referenzen">Referenzen</span></span></span><br/> ==
 
== <span class="mw-headline" id="Referenzen"><span class="mw-headline" id="Referenzen"><span class="mw-headline" id="Referenzen">Referenzen</span></span></span><br/> ==
  
[1]&nbsp;&nbsp; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin
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[1]&nbsp; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin
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[2]&nbsp; Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.
  
[2]&nbsp;&nbsp; Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.
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[3]&nbsp; Franck, Enke und Peithmann, Ortwin (2010): Regionalplanung und Klimaanpassung in Niedersachsen, E-Paper Nr. 9 der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover
  
[3]&nbsp;&nbsp; Franck, Enke und Peithmann, Ortwin (2010): Regionalplanung und Klimaanpassung in Niedersachsen, E-Paper Nr. 9 der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover
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[4]&nbsp; Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (Hrsg., 2012): Klimawandel in Baden-Württemberg, Fakten - Folgen - Perspektiven, Stuttgart

Aktuelle Version vom 27. September 2012, 14:29 Uhr

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In Deutschland sind Hunderttausende Arbeitsplätze und viele Milliarden Euro mit dem Tourismus verbunden. Gleichzeitig sind Hotels, Gaststätten, Freibäder und viele andere Betriebe wetterabhängig. Veränderungen des Klimas wirken unmittelbar auf deren Umsätze. Sie bergen sowohl Chancen als auch Risiken für die Tourismusbranche.

Von Klimaforschern für die Zukunft vorhergesagt werden wärmere und trockenere Sommer und mildere, vermutlich regenreichere Winter. Dies bedeutet gute Aussichten für  Sommer- und schlechte für Wintertourismus. In Konstanz z.B. hat in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Sommertage (>25°C) kontinuierlich zugenommen. Die Anzahl der für Baden oder Wandern gut geeignete Tage steigt an. Gleichzeitig verlängert sich die Badesaison, voraussichtlich wird sie im Mittel 2 - 3 Wochen früher beginnen und 3 - 4 Wochen später enden. Von den wärmeren und niederschlagsärmeren Sommern dürfte auch der Rad- und Naturtourismus profitieren, ebenso der Städte- und Kulturtourismus. Aus dem Mittelmeerraum sind im Sommer Touristenströme zu erwarten, die der dortigen Hitze entfliehen wollen und zur "Abkühlung" in den Norden Europas fahren. Das Reiseverhalten könnte sich umkehren. Der Klimawandel bietet demnach auch Chancen für neue Tourismusangebote, wenn Nord- und Ostsee attraktiver werden.

Die Skisaison im Winter könnte dagegen beeinträchtigt werden. Ausreichend Schnee für Wintersport setzt kalte und feuchte Wetterlagen voraus. In milden Wintern ist aber mit weniger Schnee in den Höhenlagen zu rechnen. Nach den Prognosen der Klimaforscher soll bis zum Jahr 2050 die Zahl der Schneetage in den tieferen Lagen um bis zu 2/3 und in den Höhenlagen der Mittelgebirge bis ca 1000 m Höhe um ca 1/3 zurückgehen. In den Alpen wird in der Zukunft Skitourismus nur noch auf über 1.500 Meter Höhe und damit in den ökologisch besonders sensiblen Bereichen möglich sein. Auch der Einsatz von Schneekanonen wird keine Abhilfe bieten, denn zumindest in den niedrigeren Lagen wird es dafür zu warm sein. Tourismusbetriebe in einzelnen Regionen haben demnach Umsatzrückgänge im Bereich Wintersport zu erwarten.

Mit der Zunahme von Extremwetterereignissen wie Unwetter oder Überschwemmungen sind auch vermehrt Schäden an touristischer Infrastruktur zu erwarten.

Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels

Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel

Referenzen

[1]  Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin

[2]  Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.

[3]  Franck, Enke und Peithmann, Ortwin (2010): Regionalplanung und Klimaanpassung in Niedersachsen, E-Paper Nr. 9 der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover

[4]  Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (Hrsg., 2012): Klimawandel in Baden-Württemberg, Fakten - Folgen - Perspektiven, Stuttgart

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