Regionale Klimaszenarien

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Inhaltsverzeichnis

Erstellung regionaler Klimaszenarien

Die Erstellung regionaler Klimaszenarien erfolgt in drei Schritten:

Datei:Emissions-Szenarien IPCC.png
Emissions-Szenarien IPCC.png

Auswahl des Emissions-Szenario (des IPCC)

Das International Panel on Climate Change (IPCC) wurde im Jahr 1988 vom Umweltschutzprogramm der Vereinten Nationen UNEP und der Weltorganisation für Meteorologie WMO gegründet. Hauptaufgabe des IPCC ist die Sammlung von Informationen zum Klimawandel, die Bewertung von Risiken eines sich ändernden Klimas sowie die Formulierung von Vermeidungs- und Anpassungsstrategien.

Die Emissions-Szenarien berücksichtigen dabei sowohl mögliche demographische und politische Entwicklungen als auch technologische und ökonomische Veränderungen.  Es wurden sechs verschiedene Szenarien (SRES-Gruppen A1, A1F1, A1T, A1B, A2, B1 und B2) erarbeitet, die jeweils unterschiedliche, zukünftige Modelle der weltweiten Wirtschaftsentwicklung und die damit verbundenen Treibhausgas-Emissionen berücksichtigen.

Auswahl des globalen Klimamodells (GCM) und Simulation der globalen Klimaentwicklung

Datei:Globale Klimamodelle DWD.jpg
Globale Klimamodelle DWD.jpg

Die IPCC Emissionsszenarien dienen den globalen Klimamodellen als Input. Diese übersetzen die angenommenen Emissionen in eine Klimaentwicklung und liefern somit ein Klimaszenario.

Ein globales Klimamodell (General Circulation Model; GCM) enthält eine dreidimensionale Repräsentation der Atmosphäre und beschreibt die in ihr ablaufenden physikalischen und chemischen Prozesse. Für eine realitätsnahe Simulationen unseres Klimas werden die Parameter und Prozesse des Klimasystems in hochkomplexen Rechenmodellen simuliert und dabei die Teilsysteme in einem separatem Rechenmodell nachgebildet (z. B. in Ozeanmodellen oder Vegetationsmodellen). Das Gesamtmodell des Klimas entsteht schließlich durch die Vernetzung der Teilsystem-Modelle mit dem Atmosphärenmodell. Die Anzahl der weltweit betriebenen globalen Klimamodelle ist aufgrund der sehr aufwändigen Entwicklung und der zur Klimasimulation benötigten leistungsfähigen Großrechner limitiert (siehe Auswahl des DWD):

Am Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) in Hamburg wurde das deutsche globale Klimamodell ECHAM5 entwickelt. Die ECHAM5-Berechnungen mit den unterschiedlichen Bedingungen der verschiedenen Emissions-Szenarien werden dabei am benachbarten Deutschen Klimarechenzentrum durchgeführt.

Auswahl des regionalen Klimamodells zur Erhöhung der räumlichen Auflösung

Um die globalen Klimamodelle auf eine regionale Ebene herunterzubrechen, erfolgt die Anwendung von statistischen und/oder dynamischen Verfahren.

Dynamischen Verfahren liegen Wettervorhersagemodelle zugrunde, wobei klimabeeinflussende Elemente wie Schnee- und Eismassen oder Vegetationszonen durch die Verknüpfung mit weiteren Modellen kombiniert werden. Die somit gewonnenen, global gültigen Ergebnisse dienen dabei als notwendige Grundlage für das dynamische regionale Klimamodell. Dynamische Verfahren berücksichtigen dabei auch neue klimatische Verhältnisse (z.B. neue Extremwerte).

Statistische Verfahren nutzen bestehende statistische Beziehungen zwischen großräumigen Klimaparametern und bestimmten Witterungsgrößen zur Ermittlung des vorherrschenden Klimas auf Basis von Messdaten. Somit können globale Klimamodelle auf regionaler Ebene für mittel- und langfristige Projektionen abgebildet werden. Neue klimatische Extremwerte fließen dabei nicht ein. Die mögliche Aussagekraft für regionale Modelle hängt dabei stark von der Verfügbarkeit und Umfang der zugrundeliegenden Daten ab: Je kleinräumiger die Messdaten vorliegen, desto höher die räumliche Auflösung des regionalen Klimamodells.


Zurzeit gibt es in Deutschland vier relevante regionale Klimamodelle zur Erstellung regionaler Klimaszenarien:

 

Unsicherheiten regionaler Klimaszenarien

Die Unsicherheiten regionaler Klimaszenarien resultieren aus unterschiedlichen Faktoren:

Trotz der genannten Unsicherheiten liefern Klimaszenarien wichtige Rahmenparameter und Orientierungshilfen für politische Entscheidungsträger, indem sie die Konsequenzen der vorherrschenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhaltensmuster auf das globale und regionale Klima verdeutlichen.


Hinweise und Empfehlungen zur Auswahl regionaler Klimamodelle

Hinweise und Empfehlungen des Landesumweltamt Brandenburg zur Auswahl und Interpretation regionaler Klimamodelle:

"1. Möglichst alle drei derzeit zur Verfügung stehenden Emissionsszenarien (A1B, A2, B1) sollten bei einer Auswertung betrachtet werden, um die mögliche Bandbreite der Projektionen abzubilden. Ist dies (z.B. aus finanziellen Gründen) nicht möglich, wird empfohlen, dass die Betrachtung auf dem Szenario A1B basiert. Diesem „mittleren“ Szenario liegt ein Anstieg der globalen Treibhausgaskonzentrationen zugrunde, der größer als im B1 und kleiner als im extremeren A2 Szenario ist (was jedoch nicht bedeutet, dass das A1B Szenario als wahrscheinlicher erachtet wird als B1 oder A2).

2. Eine Auswertung für ein bestimmtes Jahr in der Zukunft ist nicht möglich. Die Betrachtungszeiträume für die Klimaänderung in Bezug auf Temperatur und Niederschlag sollten mindestens 30 Jahre umfassen. Für die meisten Betrachtungen stehen die Mittelwerte der Klimaparameter im Vordergrund. Zusätzlich ist auch die Variabilität des Klimas auf verschiedenen Zeitskalen (stündlich bis dekadisch) sowie die Betrachtung von Extremereignissen von Bedeutung. Letztere erfordern, insbesondere beim Niederschlag, gegebenenfalls auch längere Betrachtungszeiträume.

3. Die Betrachtung der Ergebnisse für eine einzelne meteorologische Station ist nicht immer sinnvoll. Die Auswertung sollte wegen der Repräsentativität der Ergebnisse vornehmlich gebietsweise erfolgen. Für gitterpunktsbasierte Auswertungen sollten insbesondere im Falle des Niederschlags nicht einzelne Gitterpunkte herangezogen werden. Bei Gitterpunkten (beispielsweise bei den REMO-Daten) sollten für räumliche Interpretationen mindestens 4, besser 9 Punkte genutzt werden. Bei CLM sind 5 x 5 Gitterboxen zu betrachten. Für stationsbasierte Auswertungen ist eine Auswertung über mehrere, räumlich eng korrelierte und in ihren Spezifika ähnlichen Stationen anzustreben. Um sich von Stationsnamen bzw. Gitterpunktskoordinaten zu trennen, sind als Benennung Regionennamen empfehlenswert.

4. Bei der Aufbereitung von Klimaszenariendaten sollten für öffentliche Darstellungen alle Beteiligten (Bund, Länder, Dritte) grundsätzlich:

  • Den Vergleichszeitraum 1961 – 1990 (Klimanormalperiode der WMO) zugrunde legen. Hinweis: Zu diesem Punkt bestehen unterschiedliche Auffassungen, denn vom DWD wird wegen besserer Datenlage eher der Zeitraum 1971 - 2000 vorgeschlagen.
  • Bei der Interpretation der Modellergebnisse berücksichtigen - insbesondere wenn Absolutwerte und nicht Änderungssignale analysiert werden -, mit welcher Güte das Modell Beobachtungsdaten reproduziert. Das geschieht durch einen Vergleich von Modell- und Beobachtungsdaten für die Vergangenheit (vorzugsweise für die Klimanormalperiode 1961 - 1990).
  • Klimaprojektionen immer mit den jeweiligen 20C-Simulationen der Modelle vergleichen und nicht mit beobachteten Daten (z.B. des DWD).
  • Als Projektionszeitraum sind 30-jährige Zeiträume zu betrachten, um jeweils die Zeiträume bis Mitte des Jahrhunderts und bis Ende des Jahrhunderts abzubilden. Dabei sollten jeweils die absoluten Werte und das Änderungssignal abgebildet werden.
  • Bei der Jahreseinteilung die klassischen „meteorologischen“ Jahreszeiten Winter (DJF), Frühjahr (MAM), Sommer (JJA) und Herbst (SON) verwenden, um die Vergleichbarkeit zu anderen Studien zu garantieren und die Variation klimatologischer Parameter im Jahresverlauf optimal zu erfassen.

5. Berechnete Klimaänderungssignale (d.h. die Differenz zwischen projizierten Szenariendaten und den Ergebnissen des Modellkontrolllaufs) sind nur dann als signifikant anzusehen, wenn der Betrag ihrer Änderung größer ist als der Betrag der modellspezifischen Variabilität des betrachteten Klimaparameters auf dekadischen Zeitskalen. Hierzu dienen statistische Tests, wie sie in der Fachliteratur regelmäßig angewendet werden. 


6. Werden Ergebnisse von Klimaszenarien visualisiert, so sollte ein starkes Augenmerk auf die genutzte Farbskala sowie auf die gewählten Werteintervalle gelegt werden. Mit einer ungünstigen Wahl der Werteintervalle (z.B. zu große Temperaturschritte) sind sehr fragwürdige Ergebnisse möglich.

  • Unsicherheit der Werte (Klassen müssen größer als der Modellfehler sein)
  • im Zuge der Vergleichbarkeit muss auf Skalen mit gemeinsamen Werteintervall geachtet werden
  • bei der Farbwahl sollte auf farbpsychologische Aspekte und auf Barrierefreiheit geachtet werden (z.B. wärmer rot – kälter blau; keine rot-grün-Skalen).

7. Auch auf die Form der Aggregation meteorologischer Größen ist zu achten. Je nach Modell beziehen sich die Werte auf eine Stunde oder einen Tag. Somit sind bei Tageswerten Interpretationen über kürzere Zeiteinheiten weder sinnvoll noch möglich. 


8. Für einige Bundesländer liegen neben den aktuellen Simulationen auf der Basis von ECHAM5 auch ältere auf der Basis von ECHAM4 vor. Es besteht die Frage, wie mit beiden Datensätzen umgegangen werden soll. Hier sollte, insbesondere da die Ergebnisse sich im Detail unterscheiden, das Vorsorgeprinzip herangezogen werden. Beide Modelle werden als gleichwertig angesehen, da beide eine mögliche, plausible Zukunft beschreiben. Die gesamte Ergebnisspannweite sollte kommuniziert und für Abschätzungen der Auswirkungen herangezogen werden."

(Landesumweltamt Brandenburg 2010, 304f)


Referenzen

[1] Oliver Walkenhorst und Manfred Stock (2009): Regionale Klimaszenarien für Deutschland – Eine Leseanleitung, Hannover PDF

[2] BMVBS-Online-Publikation (2010): Regionale Klimamodellierung für Anpassungsstrategien. BMVBS-Online Publikation, Nr.07/2010, Hrsg.: BMVBS PDF

[3] Landesumweltamt Brandenburg (LUA) (2010): Auswertung regionaler Klimamodelle für das Land Brandenburg, Potsdam PDF

[4] Maria J. Welfens (2008): Klimaszenarien, Methoden und Erkenntnisse URN

Informationsquellen

Informationen zu den einzelnen (regionalen) Klimamodellen und aktuelle Daten erhalten Sie über die Transferstellen des DWD, dem Bundesamt für Umwelt sowie den Landesumweltämtern, den Landesklimaanstalten, den Climate Service Centers oder über spezielle Internetportale (z.B. „Regionaler Klimaatlas“).

Deutscher Wetterdienst (DWD):
www.dwd.de / www.dwd.de/klimaatlas / www.dwd.de/cdc / www.dwd.de/klimawandel

Helmholtz-Gemeinschaft:
www.klimanavigator.de / www.climate-service-center.de / www.sueddeutsches-klimabuero.de / www.norddeutsches-klimabuero.de / www.mitteldeutsches-klimabuero.de / www.regionaler-klimaatlas.de  / www.norddeutscher-klimaatlas.de

KomPass:
www.anpassung.net/klimaprojektionen

Climate Service Center Deutschland:
http://www.climate-service-center.de/011606/index_0011606.html.de

Max-Planck-Institut für Meteorologie
http://www.mpimet.mpg.de/ / http://www.mpimet.mpg.de/en/wissenschaft/modelle/echam.html

 

Beispiele

Auswertung regionaler Klimamodelle für das Land Brandenburg
http://www.mugv.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.205998.de



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