Landwirtschaft - Auswirkungen des Klimawandels
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Übersicht
Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen und einer Verlagerung eines Teils der Niederschläge vom Sommer- in das Winterhalbjahr birgt für die Landwirtschaft sowohl Chancen als auch Risiken.
Der Maisanbau dürfte vom Klimawandel profitieren, denn die Anbauflächen könnten sich in höhere Lagen ausdehnen
Weizen
Sonderkulturen
Obst
Wein
Regionen, die unter heutigen Bedingungen für eine landwirtschaftliche Nutzung eher zu kühl oder feucht sind, könnten von einer allmählichen Erwärmung und der längeren Vegetationsperiode profitieren – etwa im Weinbau. Heute bereits wärmere und trockenere Gebiete müssen dagegen mit Einbußen rechnen.
Im Prinzip fördert eine höhere Konzentration von Kohlendioxid (CO2) in der Luft das Pflanzenwachstum. Dieser Düngeeffekt ist jedoch nicht überzubewerten. Entscheidender für die Erträge ist, ob genügend Wasser für die Pflanzen verfügbar ist. Darüber hinaus können Wetterextreme die Pflanzen insbesondere während entscheidender Wachstumsphasen behindern oder Hagel und Starkregen zu Ernteeinbußen führen. Weitere mögliche Probleme: Die Winterhärte von Nutzpflanzen kann schwinden, wärmeliebende Schädlinge breiten sich aus.
Auch Bauern, die Tiere halten, müssen sich neu einstellen. Wenn es zu heiß ist, geben Kühe weniger Milch. Bereits bei 20 bis 25 Grad Celsius lässt ihre Milchleistung nach. Darüber hinaus könnten sich neue oder ansteckende Krankheiten ausbreiten, weil höhere Wintertemperaturen günstig für sie sind. Ein Vorbote solcher Entwicklung ist möglicherweise die Blauzungenkrankheit bei Wiederkäuern, die seit Mitte August 2006 grassiert. Das eingeschleppte Virus stammt ursprünglich aus Südafrika und wurde – entgegen früheren Erkenntnissen – durch einheimische Mücken übertragen.
Neue Pflanzenzüchtungen sollten möglichst robust sein – gut an den Klimawandel angepasst, mit günstiger Nährstoffbilanz und widerstandsfähig gegen Krankheiten. Weiterhin stehen auf dem Wunschzettel auch höhere Erträge und eine große genetische Vielfalt.
Mit dem Anbau nachwachsender Rohstoffe sollte die Chance genutzt werden, die Fruchtfolgen aufzulockern und so die biologische Vielfalt auf dem Ackerland zu unterstützen.
Finanziert werden können Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel, Maßnahmen im Wassermanagement, zum Schutz der biologischen Vielfalt und zur Erzeugung von Bioenergie auch aus dem Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) – so haben es die EU-Agrarminister im November 2008 beschlossen. [1]
siehe http://ec.europa.eu/agriculture/healthcheck/index_de.htm
Beispiele für mögliche Wirkungen des Klimawandels
- Anbaubedingungen für wärmeliebende Kulturen in eher kühl / feuchten Gebieten könnten sich verbessern / Maisanbau könnte auch in höheren Lagen möglich werden
- evtl. Anbau neuer Nutzpflanzenarten und -sorten möglich / spät reifende Rebsorten könnten bei uns wachsen
- bei einigen Nutzpflanzenarten sind Ertragszuwächse zu erwarten
- tendenzielle Verschlechterung der Anbaubedingungen in Bereichen mit zunehmender Trockenheit, Beregnungslandwirtschaft kann nicht ausgedehnt werden in Gegenden mit negativer Wasserbilanz wie dies seit einigen Jahren z. B. im Kreis Celle zu beobachten ist
- tendenziell nimmt die Ertragssicherheit wegen der erhöhten Klimavariabilität ab
- Verstärkung von Pflanzenschutzproblemen durch neue oder verstärkt auftretende Schadorganismen / Schädlinge können mehrmals jährlich auftreten / einige Pilzkrankheiten finden bessere Bedingungen vor
- bei eintretendem Hitze- bzw. Trockenstress kann sich die Produktivität - auch in der Tierproduktion - verringern / z.B. sind bei empfindlichen Kulturen wie Winterweizen Ertragseinbußen durch Hitze oder Trockenheit möglich
- vektorverbreitete Krankheiten könnten neu auftreten
- Die stärkste Erwärmung in Deutschland und damit eine hohe Anfälligkeit für den Landwirtschaftsbereich wird am Oberrhein in Südwestdeutschland erwartet, erhöhte Dürregefahr besteht für das nordostdeutsche Tiefland und das südostdeutsche Becken und Hügelland.
- Extreme Wettersituationen wie Spätfrost, Sturm, Hagel, Hitze können die Landwirtschaft zunehmend belasten.
- Im Obstbau können Spätfröste im Frühjahr zum Problem werden, starke Sonneneinstrahlung im Sommer kann zB bei Äpfeln Sonnenbrand verursachen.
- In der Tierhaltung muß mit neuen Tierseuchen gerechnet werden
- Milchvieh ist hitzeempfindlich, kann in Hitzeperioden Kreislaufprobleme bekommen, die Milchleistung sinkt ab
- Durch den starken Zuwachs des Anbaus von Biomasse zur Energieerzeugung verändern sich Agrarstruktur und Landschaft, in der Folge können Grundwasserstände sinken
Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel
- Aussaattermine verändern
- widerstandsfähige und standortgerechte Sorten anbauen, die klimatoleranter und weniger anfällig gegenüber Schadorganismen sind
- computergestützte Entscheidungshilfen und Prognosemodelle verbessern
- Pflanzenschutzmaßnahmen anpassen
- angepaßte Sorten neu züchten
- Fruchtfolgen anpassen
- Pflanzenarten und -sorten anpassen
- auf großflächige Bodenbedeckung achten
- auf Überschwemmungsflächen erosionsmindernde und überschwemmungstolerante Pflanzenarten anbauen
- konservierende und wassersparende Bewirtschaftungsformen wählen
- Pflanzen bedarfsgerecht düngen
- Bewässerung und Entwässerung der Flächen anpassen
- Vorsorgefristen beachten (betragen 3 - 5 Jahre, je nachdem, ob nur auf ökologische Landwirtschaft umgestellt werden soll oder auch bauliche Veränderungen notwendig sind
Referenzen
[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin
[2] Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.
[3] Franck, Enke und Peithmann, Ortwin (2010): Regionalplanung und Klimaanpassung in Niedersachsen, E-Paper Nr. 9 der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover
[4] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (Hrsg., 2012): Klimawandel in Baden-Württemberg, Fakten - Folgen - Perspektiven, Stuttgart
Weblinks
Gesundheitscheck der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik: http://ec.europa.eu/agriculture/healthcheck/index_de.htm