Kriterien Stadtprofil
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Version vom 15. Mai 2012, 10:48 Uhr
Anpassungsstrategien - Modul 1: Abschätzung der Klimaänderungen und -wirkungen
Dieses Kapitel bietet eine Übersicht über die möglichen Planungsbereiche einer Vulnerabilitätsanalyse.
Stadtprofil erstellen und Handlungsfelder definieren
Da die Eintrittswahrscheinlichkeiten und Auswirkungen des Klimawandels nicht genau definiert werden können, ist es sinnvoll, sich auf die Vulnerabilität der einzelnen Schutzgüter zu konzentrieren. Hierdurch können für potenziell betroffene Räume bzw. die betroffene Raumnutzung sinnvolle Strategien und -maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.
Einen Überblick über potenziell betroffene Räume und Raumnutzungen bietet ein Stadtprofil. Bei der Erstellung ist eine regionale und lokale Betrachtungsweise besonders wichtig, ebenso wie die Einbeziehung involvierter Interessensgruppen, zu denen z.B. relevante Ämter der Verwaltung, Energieversorger, Umweltverbände oder Verbände zählen. Gemeinsam sollten die notwendigen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel sowie mögliche Konflikte oder Synergiepotenziale zum Klimaschutz betrachtet werden.
Unter Berücksichtigung aktueller Raum- und Umweltdaten werden die wesentlichen städtischen Bereiche, wie z.B. Gesellschaft und Soziales (Bevölkerungsentwicklung, Demographie), Ökonomie (Arbeitsmarkt, Wirtschaft), Ökologie (Flächenbilanz, Stadtklima) und Infrastruktur (Mobilität, Gewerbe, Wohnen) ermittelt und potentielle Planungsbereiche identifiziert.
Nähere Information zu möglichen Planungsbereichen bietet die „Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel":
Menschliche Gesundheit
Beispiele:
- Zunahme von Infektionskrankheiten (z.B. Borrelien, Hantaviren)
- Zunahme von Verletzungen durch Extremwetterereignisse
- Zunahme von Atembeschwerden durch häufigere sommerliche Hochdruckwetterlagen, die die Bildung von bodennahem Ozon begünstigen können
- erhöhtes Hautkrebsrisiko durch verstärkte Sonneneinstrahlung
Bauwesen
Beispiele:
- Gefahr für Gebäude, Bauwerke und die zugehörigen Infrastrukturen, durch lang anhaltende Hitzewellen im Sommer, zunehmende Starkregen im Winter sowie stärkere Stürme
- Besonderer Anpassungsbedarf beim Bauen in Hanglagen, in Gebieten mit quellfähigen Böden (wie Tonböden) und Grundwassereinfluss sowie beim Bauen in hochwassergefährdeten Bereichen und in ehemaligen Bergbau-/Tagebaugebieten
Wasserhaushalt, Wasserwirtschaft, Küsten- und Meeresschutz
Beispiele:
- Wahrscheinlichkeit für Hochwasser durch häufigere und intensivere Starkniederschläge wird steigen
- Häufigkeit und Höhe von Sturmfluten könnten zunehmen
- Anteil von Schnee am Gesamtniederschlag wird durch wärmere Winter abnehmen
Boden
Beispiele:
- Veränderungen im Nährstoff- und Wasserkreislauf
- Bodenerosion
- Schadhafte Bodenverdichtung
Biologische Vielfalt
Beispiele:
- Veränderter Jahresrhythmus
- Veränderungen bei Verbreitung und Vermehrungserfolg von Arten
- Veränderungen in der Zusammensetzung und Struktur von Lebensgemeinschaften
Landwirtschaft
Beispiele:
- Gefährdung der Ertragssicherheit durch zunehmende Witterungsextreme (Hitze, Kälte, Trockenheit oder Nässe, Starkregen und/oder Sturm)
- Produktionseinbußen in der Tierhaltung durch höhere Sommertemperaturen, die die Nahrungsaufnahme und Produktivität verringern
- Einschleppung und Ausbreitung neuer, durch Überträger (Vektoren) verbreitete Krankheiten
Wald- und Forstwirtschaft
Beispiele:
- Ausmaß, Richtung und Geschwindigkeit des aktuellen Klimawandels drohen die Anpassungsfähigkeit der Wälder zu überfordern (Hitze- und Trockenstress)
- Steigende Gefahr von Waldbränden
- Steigendes Risiko von Verlusten durch Schädlinge, wie z. B dem Borkenkäfer durch erhöhtem Stress
Fischerei
Beispiele:
- Veränderungen bei Reproduktion, Wachstum und Sterblichkeit kommerziell genutzter Fischbestände und auf das Ökosystem durch Ozeanerwärmung, Änderungen im Strömungssystem und Ozeanversauerung
- Verstärkte Einwanderung in südlicheren Meeresgebieten beheimatete Arten in die Nordsee und dortige Fortpflanzung (Sardine, Sardelle und Streifenbarbe).
Energiewirtschaft (Wandel, Transport und Versorgung)
Beispiele:
- Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Dürren und Hoch- und Niedrigwasser können den Betrieb von Anlagen und Einrichtungen zur Umwandlung von Energie sowie zum Energietransport und zur Energieversorgung beeinträchtigen
- Darüber hinaus könnten häufigere und heftigere Extremwetterereignisse wie Stürme und Blitzeinschläge Leitungsnetze beschädigen und die Elektrizitätsübertragung und -verteilung gefährden.
- Eine Veränderung der Niederschlagsmengen kann sich insbesondere auf Wasserkraftanlagen auswirken
Finanzwirtschaft
Beispiele:
- Global beobachtet man in den letzten Jahrzehnten eine starke Zunahme der volkwirtschaftlichen Schäden infolge extremer Naturereignisse mit entsprechender Zunahme der Versicherungsschäden
- Die Nachfrage nach Sachversicherungen, die Schäden durch Naturgefahren abdecken, steigt tendenziell
Verkehr, Verkehrsinfrastruktur
Beispiele:
- Häufigere oder stärkere Niederschläge beeinträchtigen den Verkehr z. B. durch schlechte Sichtverhältnisse und nasse Fahrbahnen
- Hangrutsche und Unterspülungen führen z. B. zur Destabilisierung und Zerstörung von Straßen- und Bahntrassen-Abschnitten
- Stürme können direkt zu Behinderungen führen oder über Windwurf Straßen, Gleise und Stromleitungen schädigen.
- Durch Hitzewellen in den Sommermonaten können die Unfallzahlen steigen, da bei hohen Temperaturen i. d. R. die Konzentrationsfähigkeit sinkt.
- Hohe Oberflächentemperaturen weichen den Straßenbelag auf, sodass beim Befahren Spurrillen entstehen und die Straßen langfristig Schäden nehmen
Schienenverkehr
Beispiele:
- Gefährdung hochragender Anlagen der Stromversorgung/Signale durch Stürme
- Gefahr umstürzender Bäume
Industrie und Gewerbe
Beispiel:
Betriebseinschränkungen durch wetterbedingte Unterbrechungen der vor- oder nachgelagerten Beschaffungs- oder Absatzwege einschließlich der Verkehrswege
Tourismuswirtschaft
Beispiel:
Veränderung des weltweiten Reiseverhaltens. Es ist damit zu rechnen, dass in den Alpen nur noch in Höhen über etwa 1.500 m, in den Mittelgebirgen in Lagen über 800 – 1.000 m Wintersport zu betreiben ist
Beispiele
KlimaExWoSt / Stadtklimalotse - Internationale Beispiele für eine klimagerechte Stadtentwicklung
http://www.stadtklimalotse.net/internationale-beispiele-f-r-eine-klimagerechte-stadtentwicklung/
EU-Net Oderpartnership – Stadtprofil Berlin
http://www.eunop.eu/news/750/berlinprofil_titel-s32.pdf
London.gov.uk
Managing risks and increasing resilience: the Mayor’s climate change adaptation strategy (2011)
http://www.london.gov.uk/who-runs-london/mayor/publications/environment/london-climate-change-adaptation-strategy
Referenzen
[1] Franck, Enke; Peithmann, Ortwin (2010): Regionalplanung und Klimaanpassung in Niedersachsen. E-Paper der ARL, Nr. 9 Hannover PDF
[2] BMVBS-Online-Publikation (2011): Vulnerabilitätsanalyse in der Praxis; BMVBS-Online-Publikation, Nr.21/2011, Hrsg.: BMVBS PDF
[3] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2008): Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (S.16-43) PDF
Information
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Vulnerabilität kritischer Infrastrukturen
PDF (959KB)
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Vulnerabilität der kritischen Infrastruktur Wasserversorgung gegenüber Naturkatastrophen
PDF (2MB)
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Indikatoren zur Abschätzung von Vulnerabilität und Bewältigungspotenzialen am Beispiel von wasserbezogenen Naturgefahren in urbanen Räumen
PDF(35MB)]
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Abschätzung der Verwundbarkeit gegenüber Hochwasserereignissen auf kommunaler Ebene
PDF (8MB)