KLIFF IMPLAN Siedlung und Infrastrukturen

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Vor den o. g. potenziellen Auswirkungen des Klimawandels muss die Raumordnung einerseits noch stärker als bisher auf eine ausgewogene Entwicklung von Freiraum- und Siedlungssrukturen hinwirken und andererseits in verstärktem Maße die witterungs- / wetterbedingten Naturgefahren für Siedlungsräume und Infrastrukturen berücksichtigen.
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Vor den o. g. potenziellen Auswirkungen des Klimawandels muss die Raumordnung einerseits noch stärker als bisher auf eine ausgewogene Entwicklung von Freiraum- und Siedlungsstrukturen hinwirken und andererseits in verstärktem Maße die witterungs- / wetterbedingten Naturgefahren für Siedlungsräume und Infrastrukturen berücksichtigen.
  
 
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=== '''Berücksichtigung von wetter- bzw. witterungsbedingten Naturgefahren bei der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung'''<br/> ===
 
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Infolge der klimatischen Veränderungen ist mit einer Zunahme der Häufigkeit und Intensität von wettter- bzw. witterungsbedingten Naturgefahren zu rechnen, die eine Gefährdung für Siedlung-, Gewerbe- und Industriegebiete sowie Infrastruktur darstellen können. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und Schadenspotenziale zu begrenzen, sollten entsprechende Naturgefahren künftig verstärkt in der Raumordnung berücksichtig werden.
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Infolge der klimatischen Veränderungen ist mit einer Zunahme der Häufigkeit und Intensität von wettter- bzw. witterungsbedingten Naturgefahren zu rechnen, die eine Gefährdung für Siedlungs-, Gewerbe- und Industriegebiete sowie Infrastruktur darstellen können. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und Schadenspotenziale zu begrenzen, sollten entsprechende Naturgefahren künftig verstärkt in der Raumordnung berücksichtig werden.
 
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Jan Spiekermann, Enke Franck (Hrsg.) Anpassung an den Klimawandel in der räumlichen Planung - Handlungsempfehlungen für die niedersächsiche Planungspraxis auf Landes- und Regionalebene [http://shop.arl-net.de/media/direct/pdf/ab/ab_011/ab_011_gesamt.pdf pdf]
 
Jan Spiekermann, Enke Franck (Hrsg.) Anpassung an den Klimawandel in der räumlichen Planung - Handlungsempfehlungen für die niedersächsiche Planungspraxis auf Landes- und Regionalebene [http://shop.arl-net.de/media/direct/pdf/ab/ab_011/ab_011_gesamt.pdf pdf]

Aktuelle Version vom 9. Oktober 2014, 09:15 Uhr

Inhaltsverzeichnis

Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung

Siedlungsräume werden von den Auswirkungen des Klimawandels in besonderer Weise betroffen sein, da sie aufgrund der Konzentration von Bebauung, Infrastrukturen und Bevölkerung eine vergleichsweise hohe volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Verwundbarkeit gegenüber Naturgewalten aufweisen. Zudem haben Extremereignisse wie Hitze oder Starkregen wegen der räumlichen Gegebenheiten von Siedlungsgebieten (hohe bauliche Dichte und hoher Versiegelungsgrad) in diesen Räumen eine besonders ausgeprägte Wirkung (z. B. in Form von städtischen Wärmeinseleffekten oder durch übergelaufende Kanäle verursachte lokale Überschwemmungen).

Auch kritsche Infrastrukturen, wie bedeutende Verkehrswege, Kraft- und Umspannwerke, Energie- und Kommunikationsnetze, Pflegeheime, Krankenhäuser, ärztliche Einrichtungen,  Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen etc., können durch wetter- bzw. witterungsbedingte Extremereignisse wie z. B. Hitzebelastungen, Überschwemmungen oder gravitative Massenbewegungen gefährdet werden.

Aufgrund der wachsenden infrastrukturellen Vernetzung steigt zusätzlich die Gefahr, dass sich lokal begrenzte Ausfälle einzelner Teile der Infrastruktur in der Folge auch auf andere Infrastrukturbereiche oder umliegende Regionen ausdehnen. Diese Folgeeffekte besitzen das Potenzial, komplexe Versorgungsinfrastrukturen zum Erliegen zu bringen und können enorme volkswirtschaftliche Schäden bewirken.

Verstärkung städtischer Wärmeinseleffekte

Innerhalb verdichteter Siedlungsgebiete herrschen i. d. R. höhere Temperaturen als im unbebauten Umland vor. Die Gründe für dieses Phänomen liegen in der stärkeren Aufheizung aufgrund hoher Versiegelungsgrade, der reduzierten Durchlüftung wegen baulichen Hindernissen, der verminderten Verdunstung durch geringere Vegetationsanteile sowie in der Speicherung und zeitverzögerten Abgabe solarer Strahlungswärme durch Gebäude und versiegelte Flächen. Bereits heute sind diese städtischen Wärmeinseleffekte  z. T. stark ausgeprägt.

Zunahme wetter- bzw. witterungsbedingter Naturgewalten

Überschwemmungsgefahren

Neben der zu erwartenden Zunahme und Intensivierung von Binnenhochwasser- und Sturmflutereignissen und daraus resultierenden großräumigen Überflutungsgefahren für Siedlungen und Infrastrukturen werden sich - als Folge häufigerer und intensiverer Starkregenereignisse - vorraussichtlich auch die Gefahren durch kleinräumig auftretende Sturzfluten erhöhen. Als Sturzfluten bezeichnet man plötzliche Überschwemmungen, die dadurch entstehen, dass nach einem Starkregen mehr Wasser vorhanden ist, als vom Boden bzw. Gewässersystem aufgenommen werden kann. In Abhängigkeit vom Relief fließt das Wasser mehr oder weniger schnell oberflächig ab und sammelt sich in Talauen, Hangmulden bzw. Senken. Insbesondere in kleineren Fließgewässern mit starkem Gefälle und in solchen Gewässern, die als Vorfluter für Einleitungen aus Kanalisationen und Regenrückhaltebecken fungieren, können sich bei lokalem Starkregen sehr schnell Sturzfluten mit größerem Schadenspotenzial für Siedlungsbereiche und Infrastrukturen entwickeln. Bereits heute wird rund die Hälfte aller Hochwasserschäden in Deutschland durch kleinräumige Überschwemmungen infolge von Starkregenereignissen verursacht.

Gefahren durch gravitative Massenbewegungen

Unter gravitativen Massebewegungen sind hangabwärts gerichtete Verlagerungen von Festgestein, Lockergestein oder Bodenmaterial zu verstehen (z. B. Felsstürze, Steinschläge und Hangrutschungen). Sie können eine potenzielle Gefährdung für Siedlungen, Bauwerke und Infrastukturen darstellen. Einflussfaktoren für die Entstehung gravitativer Massenbewegungen sind z. B. Gesteinslockerungen durch Wurzelsprengung, Verwitterungs- und Erosionsprozesse sowie das Gefälle und die Rutschanfälligkeit von Deckschichten. Als klimatische Einflussfaktoren sind Temperaturschwankungen, häufige Frost- / Tauwetter-Wechsel, lang anhaltende Regenfälle und Starkregenereignisse von Relevanz. Diese werden sich voraussichtlich allesamt verstärken und zu einer Zunahme gravitativer Massenbewegungen führen. Vor allem bei Hangbewegungen spielen hydrologische Randbedingungen eine entscheidende Rolle. Der klimawandelbedingte periodische Anstieg des Hangwasserspiegels im Winter bzw. die mögliche Intensivierung von Starkregenereignissen können daher zur Folge haben, dass bereits gefährdete Hänge weiter an Stabilität verlieren und künftig zusätzlich auch solche Hänge gefährdet sein können, deren Standsicherheit bisher vorhanden war.

Handlungsmöglichkeiten und Instrumente der Raumordnung

Vor den o. g. potenziellen Auswirkungen des Klimawandels muss die Raumordnung einerseits noch stärker als bisher auf eine ausgewogene Entwicklung von Freiraum- und Siedlungsstrukturen hinwirken und andererseits in verstärktem Maße die witterungs- / wetterbedingten Naturgefahren für Siedlungsräume und Infrastrukturen berücksichtigen.

Klimawandeloptimierte Steuerung der Freiraum- und Siedlungsstruktur

Der Entstehung von Belastungen des Siedlungsklimas (Wärmeinseleffekt) kann bei der Raumplanung durch eine angepasste Steuerung der Freiraum- und Siedlungsstruktur entgegengewirkt werden. Bereits in den Grundsätzen der Raumordnung finden sich entsprechende Passagen. So ist der Freiraum durch übergreifende Freiraum-, Siedlungs- und weitere Fachplanungen zu schützen und die Flächeninanspruchnahme im Freiraum zu begrenzen.

Die erstmalige Inanspruchnahme von Freiflächen für Siedlungs- und Verkehrswege ist zu verringern und der Raum in seiner Bedeutung für die Funktionsfähigkeit u. a. des Klimas zu entwickeln, zu sichern oder wiederherzustelllen.

Sicherung von für das Siedlungsklima bedeutsamen Freiräumen

Die Raumordnung kann auf eine Erhaltung bzw. Verbesserung der Luftaustauschprozesse zwischen städtischen Gebieten und deren Umland und damit auf eine Minderung siedlungsklimatischer Belastungssituationen hinwirken, indem sie bestehende Kalt- bzw. Frischluftentstehungsgebiete und Luftaustauschbahnen sowie zuvor anderweitig genutzte Flächen, die sich als klimawirksame Freiräume eignen, schützt.

Um raumordnerische Festlegungen zur Sicherung siedlungsklimatischer Freiräume treffen zu können, ist eine genaue Kenntnis der regionalen bzw. lokalen Klimate (Frisch-/ Kaltluftentstehungsgebiete, Frisch/- Kaltluftschneisen, Wirkung städtischer Wärmeinseln etc.) erforderlich. Eine geeignete Grundlage für die Ermittlung entsprechender Bereiche kann der Landschaftsrahmenplan darstellen, der u. a. Angaben zur Erhaltung und Entwicklung von Freiräumen im besiedelten und unbesiedelten Bereich enthalten soll, insbesondere Flächen mit günstiger lufthygienischer und klimatischer Wirkung, wie Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete oder Luftaustauschbahnen.

Als Informationsgrundlage kann die Erstellung einer Planungshinweiskarte  "Klimaökologie" sinnvoll sein, in der Aussagen zu Auswirkungen auf das Siedlungsklima von Grün- und Freiflächen, zur bioklimatischen Belastung von Siedlungsräumen (auch mit Einbeziehung von Klimaszenarien) sowie zur Strömungsrichtung und Strömungsvolumen von Luftaustauschbahnen enthalten sind. Eine solche Karte könnte als Beikarte in das Regionale Raumordnungsprogramm aufgenommen werden.

Steuerung der Siedlungsentwicklung

Neben der Sicherung siedlungsklimatisch bedeutsamer Freiräume kann die Raumordnung auch in Form von Festlegungen zur räumlichen Steuerung der Siedlungsentwicklung zu einer Vermeidung bzw. Minderung von klimatischen Belastungssitutionen im bediedelten Bereich beitragen. Dazu ist es erforderlich, dass bei der Festlegung von Vorranggebieten für die Siedlungsentwicklung bzw. industrielle Anlagen und Gewerbe in verstärktem Maße die regionalklimatische Situation berücksichtigt wird und diese Nutzungen aus klimatisch bedeutsamen Bereichen herausgehalten werden.

Berücksichtigung von wetter- bzw. witterungsbedingten Naturgefahren bei der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung

Infolge der klimatischen Veränderungen ist mit einer Zunahme der Häufigkeit und Intensität von wettter- bzw. witterungsbedingten Naturgefahren zu rechnen, die eine Gefährdung für Siedlungs-, Gewerbe- und Industriegebiete sowie Infrastruktur darstellen können. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und Schadenspotenziale zu begrenzen, sollten entsprechende Naturgefahren künftig verstärkt in der Raumordnung berücksichtig werden.

Referenzen

Jan Spiekermann, Enke Franck (Hrsg.) Anpassung an den Klimawandel in der räumlichen Planung - Handlungsempfehlungen für die niedersächsiche Planungspraxis auf Landes- und Regionalebene pdf

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