KLIFF IMPLAN -Küstenschutz

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Küstenschutz

Der Küstenschutz ist von existenzieller Bedeutung für den küstennahen Siedlungs-, Wirtschafts- und Kulturraum. Seine Aufgaben bestehen sowohl in der Sicherung der Küstenlinie vor Erosion, insbesondere im Bereich der Inseln und exponierter Deich(vor)abschnitte als auch im Schutz der Küstengebiete vor Überflutungen. Da große Bereiche der Küsten- und Flussmarschen infolge jahrhundertelanger Eindeichung, Trockenlegung und Setzung bei gleichzeitig steigendem Meeresspiegel sowie aufgrund der Ästuare von Ems, Weser und Elbe heute z. T. deutlich unterhalb des durchschnittlichen Tidewassers liegen, beschränkt sich der Überflutungsschutz nicht mehr nur auf Sturmflutsituationen, sondern ist zu einer permanenten Aufgabe geworden.

Wassermanagement im Deichhinterland

Neben dem Küstenschutz bildet auch die Entwässerung des Deichhinterlandes eine Grundvoraussetzung für die Nutzung der Küstenniederungen als Siedlungs- und Wirtschaftsraum. Um die nur knapp oberhalb bzw. teilweise sogar unterhalb von NN gelegenen Flächen trockenhalten zu können, hat sich in der Vergangenheit ein umfangreiches Wassermanagemtsystem aus Gräben und Sielen entwickelt, über das überschüssiges Niederschlags- und Grundwassser durch entsprechende Sielbauwerke in der Deichlinie in die Nordsee bzw. Ästuare abgeführt werden kann. Da eine Entwässerung im natürlichen Sielzug aufgrund der tidebedingten Schwankungen der Außenwasserstände nur während einer kurzen Phase des Tideverlaufs möglich ist, sind die Sielbauwerke vielfach mit elektrisch betriebenen Pumpwerken ausgestattet, mit deren Hilfe auch in der übrigen Zeit (d. h. bei höheren Außenwasserständen) entwässert werden kann. Innerhalb des Entwässerungssystems sind zudem s. g. Unterschöpfwerke vorhanden, mit denen Höhenunterschiede im Deichhinterland überwunden werden können.

Neben der Entwässerungsfunktion dient das verzweigte Sieltief- und Grabensystem in einigen Küstenbereichen auch der Zuwässerung, z. B. für die Weidewirtschaft in der Wesermarsch, die auf frisches Wasser in der Viehtränke dienenden Gräben angewiesenen ist, oder für die Bewässerung und Forstschutzberegnung von Obstplantagen im Alten Land. Aufgrund der erforderlichen geringen Salzkonzentrationen eignet sich für die Zuwässerung jedoch nur Wasser, das stromaufwärts der Brackwasserzone auf den Ästuaren bzw. Nebenflüssen entnommen und über Kanäle in die entsprechenden Gebiete geleitet wird. Die Nutzung von Grundwasser ist in den meisten Küstenregionen wegen erhöhter Salzgehalte nicht möglich.



Auswirkungen auf den Küstenschutz

Als wesentliche Konsequenz des Klimawandels ist mit einem sich beschleunigenden Anstieg des Meerespiegels zu rechnen, über desssen Ausmaß und Verlauf bislang noch große Unsicherheiten bestehen.

Wegen der sich durch den Meeresspiegelanstieg veränderten Tidedynamik ist in der Deutschen Bucht und insbesondere in den Ästuaren zudem mit einer im Vergleich zum Anstieg des durchschnittlichen Tidewasserstandes  (Meeresspiegel) überpropotionale Erhöhung des mittleren Tidehochwassers zu rechnen.

Als Folge einer möglichen klimawandelbedingten Intensivierung von Sturmwetterlagen ist darüber hinaus eine Zunahme der Windstauhöhen zu erwarten, für die im Bereich der Deutschen Bucht Werte von bis zu 30 cm bis zum Jahr 2100 modeliert wurden. Diese Effekte führen in der Summe zu einem deutlichen Anstieg potenzieller Sturmflutwasserstände und - aufgrund der damit verbundenen grö0eren Wassertiefen - zu einer Verstärkung des Seegsangs im unmittelbaren Küstenvorfeld und einer Vergrößerung des Wellenauflauf an den Deichen. Die mit einem erhöhten Windstau einhergehenden zeitlichen Ausdehnung von Sturmfluten hat außerdem zur Folge, dass die Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens von meteorologisch bedingten Wasserstandserhöhungen mit einem astronomisch bedingten Gezeitenmaximum (Tidehochwasser) - und damit die Eintrittswahrscheinlichkeit starker Sturmflutereignisse - seigt.

Des Weiteren könnten ab einer Meerespiegelanstiegsrate oberhalb einer - bisher erst annähernd bekannten - kritischen Grenze morphodynamischen Veränderungen im Bereich der Wattenküste auftreten, die eine reduzierte Wirksamkeit bzw. einen Verlust von für den Küstenschutz bedeutsamen natürlichen Schutzelementen mit sich bringen würde.

Eine mögliche Folge könnte z. B. die permanente Überschwemmung von Watt- und Deichvorlandbereichen sein, die dann eintreten würde, wenn die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs die natürliche Fähigkeit der Wattenküste zur Anpassung (in Form von Höhenwachstum durch Sedimentanhäufung überschreiten würde.





Referenzen

Jan Spiekermann, Enke Franck (Hrsg.) Anpassung an den Klimawandel in der räumlichen Planung - Handlungsempfehlungen für die niedersächsiche Planungspraxis auf Landes- und Regionalebene pdf

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