Industrie und Gewerbe - Auswirkungen des Klimawandels
Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel für Industrie- und Gewerbebetriebe sind teuer. Noch viel teurer wird es allerdings, nicht in Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen zu investieren. Dies ist spätestens seit 2006 bekannt, als der britische Stern-Report je nach Szenario Kosten von 5 - 20% des weltweiten BSP bis zum Ende des Jahrhunderts prognostizierte. So gesehen führen die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in Industrie und Gewerbe zu Kosteneinsparungen.
Von extremen Wetterereignissen wie Sturm, Hagel, Hochwasser sind Unternehmen ebenso betroffen wie andere Akteure. Dies gilt zunächst einmal für direkte Schäden an Betriebsgebäuden und Fahrzeugen, dadurch können Produktionsprozesse unterbrochen werden. Daneben ist aber zusätzlich mit indirekten Schäden zu rechnen. Dazu zählen z. B. Auswirkungen auf vor- und nachgelagerte Betriebe in der Wertschöpfungskette, Unterbrechungen in der Verfügbarkeit von Ressourcen und Beeinträchtigung der Absatzmärkte. Die Jahrhundertflut an der Elbe im Jahr 2002 verursachte nach Angaben der Münchener Rückversicherung allein in Deutschland Schäden von 9,2 Milliarden Euro. Der Hitzesommer 2003 soll nach dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung volkswirtschaftliche Kosten in Europa von geschätzt 10 - 17 Milliarden Euro verursacht haben.
Bei starker Hitze sind Mitarbeiter weniger leistungsfähig. Die Ausgaben für die Klimatisierung der Betriebsräume steigen.
Klimawandel mit dem Zwang zur Anpassung hat für Industrie und Gewerbe natürlich auch positive Auswirkungen in Form von Aufträgen, zB im Bauwesen.
ff.
Prinzipiell sollten Unternehmen bei Einkauf und Lagerhaltung zukünftig einkalkulieren, dass Straßen, Schienen oder Wasserwege zeitweise blockiert sein könnten.
Wer einen neuen Industriestandort auswählt, sollte die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen und zum Beispiel darauf achten, ob das Gelände durch den anstehenden höheren Meeresspiegel vielleicht demnächst unter Wasser steht. Das betrifft nicht nur die Unternehmensstandorte in Deutschland, sondern auch Tochterfirmen und Zulieferer anderswo auf dem Globus. Staaten, in denen die Folgen begrenzt bleiben oder die eine wirksame Anpassungspolitik betreiben, sind hier im Vorteil.
Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels
- Maßnahmen des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel sichern und schaffen Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe, zB im Bauhandwerk und in der Solarindustrie. Über 250000 Menschen arbeiten im Bereich der Erneuerbaren Energien
- Extremwetterereignisse können Kosten in Milliardenhöhe verursachen durch Schäden an Gebäuden und Fahrzeugen, durch die Unterbrechung von Strom und Wasser, Beeinträchtigung der Versorgung mit Rohstoffen oder Vorprodukten
- bei Hitze sinkt die Arbeitsproduktivität der Mitarbeiter
- Kosten für Versicherungsprämien steigen an
- Gesundheitskosten steigen
- bei Schäden in der Landwirtschaft durch extreme Wetterereignisse kann die verarbeitende Industrie im Bereich Nahrungsmittel und nachwachsende Rohstoffe ebenfalls betroffen sein
Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel
- Betriebe an neue gesetzliche Rahmenbedingungen anpassen, zB zur Erhöhung der Energieeffizienz
- Management implementiert Anpassungsfragen im Betrieb (Information / Monitoring / Strategien)
- Mitarbeiter zu Klimaschutz und Anpassung informieren und für das Problem sensibilisieren hilft, Schäden zu verringern
- klimabedingt neue Produkte entwickeln verbessert die Wettbewerbsfähigkeit und erschließt neue Märkte
- Wareneinkauf und Lagerhaltung erweitern, senkt Abhängigkeit bei der Unterbrechung von Lieferketten
- bei Rohstoffversorgung und Logistik weniger gefährdete Alternativen suchen, Lieferanten nicht nur aus einer Region suchen
- auf alternative Produkte umsteigen, um klimabedingten Nachfrageverschiebungen zu begegnen
- Störfallanlagen für häufigere und stärkere Stürme auslegen
- Betriebliche Anlagen gegen Extremniederschläge und Hochwasser schützen und Anlagen ggf verlagern
- tiefere Fundamente schützen Gebäude vor dem Abrutschen
- Verschattung oder Wärmedämmung zum Schutz gegen Überhitzung der Innenräume nutzen, Energiesparmaßnahmen / energetische Sanierung im Gebäudebereich umsetzen
- Werkshallen und Büroräume ggf kühlen, um Produktivität von Menschen und Maschinen zu erhalten
- Umstellung der Kühlung vom Medium Wasser zu Luft vermeidet Probleme bei der Verfügbarkeit von Kühlwasser
- Sicherheitsmanagement verbessern, gefährliche Stoffe dürfen auch bei Extremwetterereignissen nicht freigesetzt werden
- Alarm- und Gefahrenabwehr planen
- Rechtliche und technische Vorschriften auch an den Erfordernissen durch den Klimawandel orientiere
Referenzen
[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin
[2] Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.
[3] Herrmann, A.l, Seifert, T.: Perspektiven des Klimawandels - Anpassungsstrategien in der Region Dresden / Konsequenzen des Klimawandels für Industrie und Gewerbe, REGKLAM Regionales Klimaanpassungsprogramm Modellregion Dresden, pdf
[4] Umweltbundesamt (Hrsg., 2011): Ökonomische Aspekte der Anpassung an den Klimawandel, Dessau-Roßlau pdf