Industrie und Gewerbe - Auswirkungen des Klimawandels

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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== Industrie und Gewerbe<br/> ==
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Die Anpassung an den Klimawandel birgt große Chancen für innovative Unternehmen und Exporteure von Umwelttechnik. So haben in Deutschland seit den 1980er Jahren viele Unternehmen wassersparende und abwasserfreie Verfahren entwickelt und umgesetzt. Damit haben sich Chemie-, Papier- und Textilindustrien unabhängiger vom Wasser als Rohstoff und Kühlmittel gemacht. Das könnte bei zunehmender Trockenheit wirtschaftlich noch vorteilhafter werden.<br/><br/>Geänderte Außentemperaturen wirken sich auf die Energiebilanz von Betrieben aus, die Wärme und Kälte benötigen. Verschlechterungen der Bilanz sind in vielen Fällen durch technische Neuerungen oder Dämmung zu verhindern. Das verschafft der Bauindustrie neue Möglichkeiten – und eröffnet Chancen für Innovationen und Beschäftigung.<br/><br/>Allerdings bringt der Klimawandel für viele Unternehmen auch erhebliche Risiken mit sich. Stürme, Starkniederschläge und Hochwasser könnten Industrie- und Gewerbeanlagen zerstören oder gefährliche Stoffe freisetzen. Hier müssen die betrieblichen Sicherheitsmanager vorsorgen. Daneben können Wetterturbulenzen auch den Betrieb einschränken, zum Beispiel weil Beschäftigte oder Material nicht eintreffen. Werden Strom, Telekommunikation oder Wasserversorgung durch Unwetter unterbrochen, legt das möglicherweise sogar weit entfernte Betriebe lahm. All das kann sehr teuer werden.
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Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel für Industrie- und Gewerbebetriebe sind teuer. Gleichzeitig prognostiziert der britische Stern-Report von 2006 je nach Szenario Kosten von 5 - 20% des weltweiten BSP bis zum Ende des Jahrhunderts, sofern keine Investition in Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen stattfindet. D.h. die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in Industrie und Gewerbe dient schließlich auch der Einsparung von Kosten.
  
Darüber hinaus gefährden Witterungsextreme die Erträge der landwirtschaftlichen Produktion (siehe unter Landwirtschaft und können indirekt auch Betriebe treffen, die Nahrungsmittel oder nachwachsende Rohstoffe verarbeiten. Denen ist deshalb zu raten, sich nicht auf Lieferanten aus einer einzigen Region zu verlassen. Prinzipiell sollten Unternehmen bei Einkauf und Lagerhaltung zukünftig einkalkulieren, dass Straßen, Schienen oder Wasserwege zeitweise blockiert sein könnten.
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Von extremen Wetterereignissen wie Sturm, Hagel oder Hochwasser sind Unternehmen ebenso betroffen wie andere Akteure. Dies gilt zunächst einmal für direkte Schäden an Betriebsgebäuden und Fahrzeugen, wodurch Produktionsprozesse unterbrochen werden können. Daneben ist zusätzlich mit indirekten Schäden zu rechnen. Dazu zählen z. B. Auswirkungen auf vor- und nachgelagerte Betriebe in der Wertschöpfungskette, Unterbrechungen in der Verfügbarkeit von Ressourcen und Beeinträchtigung der Absatzmärkte. Die Jahrhundertflut an der Elbe im Jahr 2002 verursachte nach Angaben der Münchener Rückversicherung allein in Deutschland Schäden von 9,2 Milliarden Euro. Der Hitzesommer 2003 soll nach dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung volkswirtschaftliche Kosten in Europa von geschätzt 10 - 17 Milliarden Euro verursacht haben.
  
Wer einen neuen Industriestandort auswählt, sollte die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen und zum Beispiel darauf achten, ob das Gelände durch den anstehenden höheren Meeresspiegel vielleicht demnächst unter Wasser steht. Das betrifft nicht nur die Unternehmensstandorte in Deutschland, sondern auch Tochterfirmen und Zulieferer anderswo auf dem<br/>Globus. Staaten, in denen die Folgen begrenzt bleiben oder die eine wirksame Anpassungspolitik betreiben, sind hier im Vorteil.
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Bei starker Hitze sind Mitarbeiter weniger leistungsfähig. Die Ausgaben für die Klimatisierung der Betriebsräume steigen.
  
Die Bundesregierung wird zusammen mit den Bundesländern und Wirtschaftsverbänden die vielfältigen Einflüsse auf Industrie und Gewerbe vertiefend untersuchen.
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Klimawandel mit dem Zwang zur Anpassung hat für Industrie und Gewerbe zudem auch positive Auswirkungen in Form von Aufträgen, z.B. im Bauwesen.
  
== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_Auswirkungen_des_Klimawandels_.5B2.5D">Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels [2]</span><br/> ==
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== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_Auswirkungen_des_Klimawandels_.5B2.5D">Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels</span><br/> ==
  
== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_m.C3.B6gliche_Anpassungsma.C3.9Fnahmen_an_den_Klimawandel_.5B2.5D">Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel [2]</span><br/> ==
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*Extremwetterereignisse können Kosten in Milliardenhöhe verursachen durch Schäden an Gebäuden und Fahrzeugen, durch die Unterbrechung von Strom und Wasser, Beeinträchtigung der Versorgung mit Rohstoffen oder Vorprodukten
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*Bei Schäden in der Landwirtschaft durch extreme Wetterereignisse kann die verarbeitende Industrie im Bereich Nahrungsmittel und nachwachsende Rohstoffe ebenfalls betroffen sein
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*Kosten für Versicherungsprämien steigen an
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*Gesundheitskosten steigen
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*Bei Hitze sinkt die Arbeitsproduktivität der Mitarbeiter
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*Maßnahmen des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel sichern und schaffen Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe, z.B. im Bauhandwerk und in der Solarindustrie. Über 250.000 Menschen arbeiten im Bereich der Erneuerbaren Energien
  
'''Die Kommission für Anlagensicherheit (KAS) schlägt vor'''
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== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_m.C3.B6gliche_Anpassungsma.C3.9Fnahmen_an_den_Klimawandel_.5B2.5D">Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel</span><br/> ==
  
*Störfallanlagen für häufigere und stärkere Stürme auslegen
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*Betriebe an neue gesetzliche Rahmenbedingungen anpassen, z.B. zur Erhöhung der Energieeffizienz
*Betriebliche Anlagen gegen Extremniederschläge und Hochwasser schützen
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*Sicherheitsmanagement verbessern, gefährliche Stoffe dürfen auch bei Extremwetterereignissen nicht freigesetzt werden
 
*Alarm- und Gefahrenabwehr planen
 
*Alarm- und Gefahrenabwehr planen
*Sicherheitsmanagement verbessern
 
 
*Rechtliche und technische Vorschriften auch an den Erfordernissen durch den Klimawandel orientieren
 
*Rechtliche und technische Vorschriften auch an den Erfordernissen durch den Klimawandel orientieren
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*Bei Tochterfirmen oder Zulieferern im Ausland Gefährdung z.B. bei Küstenlage durch Anstieg des Meeresspiegels mitbedenken
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*Neue Unternehmensstandorte nur in Ländern wählen, die eine wirksame Anpassungspolitik betreiben
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*Klimabedingt neue Produkte zu entwickeln verbessert die Wettbewerbsfähigkeit und erschließt neue Märkte
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*Management implementiert Anpassungsfragen im Betrieb (Information / Strategien / Monitoring)
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*Mitarbeiter zu Klimaschutz und Anpassung informieren und für das Problem sensibilisieren hilft, Schäden zu verringern
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*Wareneinkauf und Lagerhaltung erweitern. Dies senkt die Abhängigkeit bei der Unterbrechung von Lieferketten (Straßen, Schienen- und Wasserwege)
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*Bei Rohstoffversorgung und Logistik weniger gefährdete Alternativen suchen, Lieferanten nicht nur aus einer Region wählen
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*Auf alternative Produkte umsteigen, um klimabedingten Nachfrageverschiebungen zu begegnen
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*An neuen Standorten möglichen Klimawandel berücksichtigen, z.B. neue Betriebsgebäude nicht in Auengebieten bauen
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*Störfallanlagen für häufigere und stärkere Stürme auslegen
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*Betriebliche Anlagen gegen Extremniederschläge und Hochwasser schützen und Anlagen ggf. verlagern
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*Tiefere Fundamente schützen Gebäude vor dem Abrutschen
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*Verschattung oder Wärmedämmung zum Schutz gegen Überhitzung der Innenräume nutzen, Energiesparmaßnahmen / energetische Sanierung im Gebäudebereich umsetzen
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*Werkshallen und Büroräume ggf. kühlen, um Produktivität von Menschen und Maschinen zu erhalten
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*Umstellung der Kühlung vom Medium Wasser zu Luft vermeidet Probleme bei der Verfügbarkeit von Kühlwasser
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== <span class="mw-headline" id="Referenzen"><span class="mw-headline" id="Referenzen">Referenzen</span></span><br/> ==
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[1]&nbsp;&nbsp; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin
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[2]&nbsp;&nbsp; Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.
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[3]&nbsp; Herrmann, A.l, Seifert, T.: Perspektiven des Klimawandels - Anpassungsstrategien in der Region Dresden / Konsequenzen des Klimawandels für Industrie und Gewerbe, REGKLAM Regionales Klimaanpassungsprogramm Modellregion Dresden, [http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=industrie%20gewerbe%20anpassung%20klimawandel&source=web&cd=1&ved=0CFMQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.regklam.de%2Ffileadmin%2FDaten_Redaktion%2FPraesentationen%2Feuregia2010%2F2-euregia_REGKLAM_TUBAF_Herrmann_Seifert_101025.pdf&ei=Ui26T-aJAc_IsgaO2fz5Bw&usg=AFQjCNFSEMG0xdijRUkQ42KucOW-_klzkg&cad=rja pdf]
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[4]&nbsp; Umweltbundesamt (Hrsg., 2011): Ökonomische Aspekte der Anpassung an den Klimawandel, Dessau-Roßlau [http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/4185.pdf pdf]
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[5]&nbsp; Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (Hrsg., 2012): Klimawandel in Baden-Württemberg, Fakten - Folgen - Perspektiven, Stuttgart

Aktuelle Version vom 27. September 2012, 14:16 Uhr

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Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel für Industrie- und Gewerbebetriebe sind teuer. Gleichzeitig prognostiziert der britische Stern-Report von 2006 je nach Szenario Kosten von 5 - 20% des weltweiten BSP bis zum Ende des Jahrhunderts, sofern keine Investition in Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen stattfindet. D.h. die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in Industrie und Gewerbe dient schließlich auch der Einsparung von Kosten.

Von extremen Wetterereignissen wie Sturm, Hagel oder Hochwasser sind Unternehmen ebenso betroffen wie andere Akteure. Dies gilt zunächst einmal für direkte Schäden an Betriebsgebäuden und Fahrzeugen, wodurch Produktionsprozesse unterbrochen werden können. Daneben ist zusätzlich mit indirekten Schäden zu rechnen. Dazu zählen z. B. Auswirkungen auf vor- und nachgelagerte Betriebe in der Wertschöpfungskette, Unterbrechungen in der Verfügbarkeit von Ressourcen und Beeinträchtigung der Absatzmärkte. Die Jahrhundertflut an der Elbe im Jahr 2002 verursachte nach Angaben der Münchener Rückversicherung allein in Deutschland Schäden von 9,2 Milliarden Euro. Der Hitzesommer 2003 soll nach dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung volkswirtschaftliche Kosten in Europa von geschätzt 10 - 17 Milliarden Euro verursacht haben.

Bei starker Hitze sind Mitarbeiter weniger leistungsfähig. Die Ausgaben für die Klimatisierung der Betriebsräume steigen.

Klimawandel mit dem Zwang zur Anpassung hat für Industrie und Gewerbe zudem auch positive Auswirkungen in Form von Aufträgen, z.B. im Bauwesen.

Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels

Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel

Referenzen

[1]   Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin

[2]   Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.

[3]  Herrmann, A.l, Seifert, T.: Perspektiven des Klimawandels - Anpassungsstrategien in der Region Dresden / Konsequenzen des Klimawandels für Industrie und Gewerbe, REGKLAM Regionales Klimaanpassungsprogramm Modellregion Dresden, pdf

[4]  Umweltbundesamt (Hrsg., 2011): Ökonomische Aspekte der Anpassung an den Klimawandel, Dessau-Roßlau pdf

[5]  Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (Hrsg., 2012): Klimawandel in Baden-Württemberg, Fakten - Folgen - Perspektiven, Stuttgart

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