Hannover - Anpassungsstrategie zum Klimawandel

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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Die von der Stadtverwaltung erarbeitete Anpassungsstrategie setzt den Schwerpunkt auf acht Aktionen, die aus ihrer Sicht für die Stadt Hannover von besonderer Bedeutung sind. Sie sind stark an den als Entwurf vorliegende "Positionspapier zur Anpassung an den Klimawandel" der Fachkommission Umwelt des Deutschen Städtetages angelehnt.

Bei der Auswahl von Maßnahmen sind die Vernetzungen und Wechselwirkungen der (Teil-) Systeme in der Stadt zu betrachten und mehrere positive Effekte zu koppeln. Ein besonderes gutes Beispiel ist die Maßnahme "Dachbegrünung" , die zahlreiche positive Effekte vereint: Sie mindert die Aufheizung des Gebäudes, dient dem Rückhalt von Niederschlagswasser, der Befeuchtung und Kühlung der Umgebungsluft und ist Lebensraum für Insekten und andere Tiere.

Inhaltsverzeichnis

Aktion 1: Hochwasserschutz

Bauliche Maßnahmen

In Hannover besteht ein Schuzt vor Hochwasser, allerdings werden große Siedlungsflächen wie die Calenberger Neustadt und weite Teile Ricklingens bei einem hundertjährlichen Hochwasserereigniss überflutet.

Dazu wurde ein Maßnahmenprogramm entwickelt, das die Aufweitung des Ablussquerschnitts an der Ihme in der Calenberger Neustadt zwischen Legionsbrücke und Leinertbrücke sowie die Verlängerung der Deichanlagen in Ricklingen vorsieht. Das Gesamtprogramm hat ein Investitionsvolumen von etwa 30 Millionen Euro.

Nach der Umsetzung des Maßnahmenprogramms wird der technische Hochwasserschutz und damit das Schutzniveau der Stadt deutlich verbessert sein. Der Technische Hochwasserschutz stellt jedoch nur eine Komponente des Hochwasserschuztes dar. Die Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der Bevölkerung, der vorbeugende Hochwasserschutz und nicht zuletzt der Katastrophenschutz sind ebenfalls zu beachten. BürgerInnen, die in überschwemmungsgefährdeten Gebieten wohnen, müssen dies wissen, damit sie eigenverantwortlich  Vorsorgemaßnahmen treffen können, z. B. Sicherung von Kellerräumen, hochwassersichere Lagerung von Wertgegenstände . Zum Vorbeugenden Hochwasserschutz gehört auch die Architektur (baulicher Schutz).  Der Katastropfenschutz beinhaltet Hochwasserrisikomanagementpläne  ebenso wie optimierte Frühwarnsysteme, automatisierte Pegelabfragen und Notfallübungen.

Fließgewässerrenaturierung

Durch Eingriffe des Menschen in das Einzugsgebiet der Gewässer oder in die Gewässer selbst sind die ursprünglichen Fließgewässer stark verändert worden. Zu den negativen Auswirkungen der menschlichen Eingriffe gehören der Verlust von Tier- und Pflanzenarten, die Verschlechterung der Wassergüte, die Veränderung der Grundwasserneubildung und die Reduzierung von Überschwemmungsflächen.

Es besteht seit 1996 ein Ratsbeschluss, die hannoverschen Fließgewässer wieder naturnäher und strukturreicher zu gestalten. Das dafür entwickelte "Programm naturnahe Gewässergestaltung" wird federführend durch die Stadtentwässerung umgesetzt. In dieses Programm wurden 37 Fließgewässer aufgenommen. An der Mehrzahl der Gewässer wurden bereits Maßnahmen umgesetzt.

Zu den Umgestaltungsmaßnahmen gehören u. a. die Anlage von Hochwasserprofilen mit wechselnden Böschungsneigungen und horizentalen Absätzen innerhalb einer Böschung in Mittelwasserhöhe, die Schaffung von Ersatzauen durch das Anlegen strukturreicher Gewässerrandstreifen und die Aktivierung von Überschwemmungsflächen durch Schleifen von Deichen in der Leineaue.

Aktion 2: Regenwassermanagement

Auf unversiegelten, mit Vegetation bewachsenen Flächen wird das Niederigwasser zum größten Teil gespeichert. Ein Teil des Wassers versickert, ein Teil wird in der Vegetation zurückgehalten und verdunstet oder wird nach Aufnahme durch die Pflanzen über die Blattoberflächen an die Atmosphäre abgegeben (Transpiration). Nur ein kleiner Teil des Niederigwassers fließt zeitverzögert oberflächig ab. Auf versiegelten Flächen (Straßen, Dächern) wird der größte Teil des Regenwassers ohne Zeitverzögerung oberflächig abgeleitet und gelangt über die Kanalisation in den Vorfluter oder die Kläranlage. Nur ein kleiner Teil des Regenwassers kann verdunsten, eine Versickerung findet nicht statt.

Bei Starkregen kann es deshalb in den dicht bebauten Stadtteilen Hannovers, deren Versiegelungsgrad bei über 60 % liegt, zu Überflutungen kommen, da die Trennkanalisation die Wassermengen nicht vollständig aufnehmen kann. Die Kanäle selbst sind zwar meist ausreichend dimensioniert, doch können die Abläufe die Wassermengen wegen Verschmutzungen (z. B. Laub) oder aufgrund der Abflussgeschwindigkeiten bei Starkregen (Flutwelle) nicht immer vollständig erfassen. Im Innenstadtbereich mit Mischwasserkanalisation ist die Überflutungsgefahr in der Regel geringer, da für den Fall extremer Regenereignisse Notüberläufe in die Leine bestehen. Jedoch führt die Ableitung von verunreinigten Mischwasser zu einer schlechteren Wasserqualität in der Leine.

Aktion 3: Vorsorgender Boden- und Grundwasserschutz

Die vielfältigen Funktionen des Bodens müssen vor möglichen negativen Auswirkungen des Klimawandels geschützt und seine Ausgleichsfunktion verbessert werden. Naturnahe Böden mit fruchtbarer Humusauflage und vielfältigen Gemeinschaften von Bodenorganismen tragen erheblich zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Durch die geringere Oberflächenerwärmung und höhere Verdunstung naturnaher Böden gegenüber versiegelten Flächen können die prognostizierten Hitzestaus lokal gemindert werden. Die Wasserspeicherfunktion naturnaher Böden trägt dazu bei, die Auswirkungen von Starkregenereignissen und sommerlichen Trockenperioden durch die zu erwarteten Veränderungen im Niederschlagsregime zu veringern.

Eine besondere Rolle spielen kohlenstoffreiche Böden (z. B. Moorböden und grundwasserbeeinflusste Mineralböden), Die im Hinblick auf ihre Funktion als Treibhausgasspeicher sehr bedeutsam sind. Die Zerstörung dieser Böden führt zu einem deutlichen Austrag an Kohlendioxid und anderer klimarelevanter Gase in die Atmosphäre und trägt damit erheblich zum Fortschreiten des Klimawandels bei.

Trotz der Nutzung und Bewirtschaftung der Böden duch den Menschen müssen die Risiken von Bodenverdichtung, Wasser- und Winderosion, starker Veränderung des Bodenwasserhaushalts, abnehmender Humusgehalte und der Mobilisierung von Schadstoffen so weit wie möglich verringert werden.

Ziel des zukünftigen Umgangs mit den städtischen Böden ist es, die Bodennutzung und Überplanung derart zu steuern, dass die positiven klimatischen Auswirkungen der Böden erhalten bleiben und die Klimaänderungen sich möglichst geringfügig auf die natürlichen Funktionen der Böden auswirken.

Zur Bewertung der Böden und ihrer Funktionen hat die Stadtverwaltung in 2009 eine digitale Bodenfunktionskarte erstellen lassen, die eine umfassende Bewertung der Schutzwürdigkeit der Böden im Stadtgebiet Hannover ermöglicht. In einem weiteren Schritt sollen Böden erfasst werden, die als besonders klimawirksam eingestuft werden können.

Klimawirksame Böden sind Kohlenstoffspeicher von besonderer Bedeutung für den Klimaschutz. (z. B. Moorböden) und für die Minderung der Auswirkungen des Klimawandels. Gleichzeitig können klimawirksame Böden aber auch sehr empfindlich auf den Klimawandel reagieren.

Das sich verändernde Niederschlagsverhalten wird sich in jedem Fall auf die Grundwasserstände auswirken, die Grundwasserschwankungen werden zunehmen. Dadurch kann es in bestimmten Bereichen des Stadtgebiets im Sommer durch Austrocknung zu Zersetzungen kommen, in den Wintermonaten dagegen zu feuchten Kellern.

Erhöhte Grundwasserstände können aber auch dazu führen, dass bislang nicht vom Grundwasser beeinflusste Bodenhorizonte  mit Schadstoffbelastungen zeitweise Grundwasserkontakt haben und dadurch ein erhöhter Schadstoffeintrag in Grundwasser erfolgt. Dies gilt es bei der Flächenentsiegelung als auch im Rahmen des qualitativen Grundwassermonitorings, das seit 2003 betrieben wird, zu berücksichtigen.


Referenzen

Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover, Hrsg.; 2014, Anpassungsstrategie zum Klimawandel - Informationen zu den Folgen des Klimawandels für die Stadt Hannover und die daraus resultierenden notwendigen Anpassungsmaßnahmen pdf

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