Den Flüssen mehr Raum geben - Renaturierung von Auen

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Die Schaffung von naturnahen Gewässern, auentypischen Feuchtgebieten und Stillgewässern, artenreichen Feuchtwiesen, strukturreichen Weich- und Hartholzwäldern und die Förderung standortangepasster Nutzungen führen zu besseren Lebensbedingungen für zahlreichen Tier- und Pflanzenarten. Durch das Entfernen von Uferverbauungen, das Anbinden der durch die Flussbegradigung abgetrennten Altarme und Flutrinnen, das Belassen oder Einbringen von Totholz ins Gewässer, die Anhebung der Gewässersohle sowie die Rückverlegung oder den Rückbau von naturnahen Dämmen oder Deichen ist es möglich, die  natürliche dynamische Entwicklung von Ufer und Aue wieder in Gang zu bringen. In aufgestauten Bächen und Flüssen sind die Entfernung  von Querbauwerken, eine Dynamissierung des Abflusses sowie die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängkeit wichtige Renaturierungsmaßnahmen.
 
Die Schaffung von naturnahen Gewässern, auentypischen Feuchtgebieten und Stillgewässern, artenreichen Feuchtwiesen, strukturreichen Weich- und Hartholzwäldern und die Förderung standortangepasster Nutzungen führen zu besseren Lebensbedingungen für zahlreichen Tier- und Pflanzenarten. Durch das Entfernen von Uferverbauungen, das Anbinden der durch die Flussbegradigung abgetrennten Altarme und Flutrinnen, das Belassen oder Einbringen von Totholz ins Gewässer, die Anhebung der Gewässersohle sowie die Rückverlegung oder den Rückbau von naturnahen Dämmen oder Deichen ist es möglich, die  natürliche dynamische Entwicklung von Ufer und Aue wieder in Gang zu bringen. In aufgestauten Bächen und Flüssen sind die Entfernung  von Querbauwerken, eine Dynamissierung des Abflusses sowie die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängkeit wichtige Renaturierungsmaßnahmen.
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Zur Umsetzung erfolgreicher Maßnahmen müssen  ausreichend große Flächen zur Verfügung stehen. Der hierfür erforderliche Flächenbedarf muss frühzeitig definiert und mit Hilfe der Landschaftsplanung gesichert werden. Bei der Flächenbereitstellung sollten ein langfristiges Bodenmanagement erfolgen und erfahrene Organisationen (zum Beispiel Flurbereinigungsbehörden) einbezogen werden.
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Auenrenaturierungen verändern das bisherige Landschaftsbild. Deshalb bedarf der Abschied von den gewohnten Bildern einer geordneten und gepflegten Kulturlandschaft auch auf noch so kleiner Fläche einer großen Akzeptanzwerbung. Dies läßt sich vor allem durch die Dokumentation der tatsächlich eintretenden Veränderungen, besser aber durch das eigene Erleben, erreichen.
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Je mehr Auenrenaturierungen umgesetzt werden, desto vertrauter werden die neu geschaffenen naturnahen Landschaften.

Version vom 13. Juli 2017, 13:51 Uhr

Für die Entwicklung der Fließgewässer haben sich in den letzten 15 Jahren die politschen, gesellschaftlichen und gesetzliche Rahmenbedingungen grundlegende geändert. Hierzu hat seit dem Jahr 2000 insbesondere die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft (EG Wasserrahmenrichtlinie) beigetragen. Mit dieser Richtlinie ging eine Neuausrichtung im Gewässerschutz einher. Früher stand die Wasserqualität im Mittelpunkt. Heute hat man die Gewässer als Ganzes im Blick. Als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, auf die Ufer und seine Strukturen, die Auen, die Durchgängigkeit für die Fauna und die Intensität der verschiedenen Nutzungen der Gewässerlandschaften.

Die Bundesregierung hat 2009 zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz einen Auenzustandsbericht vorgestellt und damit den Verlust von Überschwemmungsflächen und den Zustand der Flussauen in Deutschland dokumentiert.

Aus dem Ergebnis liest sich, dass nur noch rund ein Drittel der ehemaligen Überschwemmungsflächen von Flüssen bei großen Hochwasserereignissen überflutet werden können. An Rhein, Elbe, Donau und Oder sind an vielen Abschnitten gerade noch zehn bis 20 Prozent der ehemaligen Auen für Überflutungen verfügbar sind.

Um hier für Abhilfe zu sorgen, wurde das Bundeprogramm "Blaues Band" verabschiedet, mit dem die Renaturierung von Fließgewässern und Auen auf Bundesebene in Angriff genommen werden soll.

Mit der Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung wird es ein fast 2.800 km langes Nebennetz von Wasserstraßen geben, das nicht mehr für den Gütertransport gebraucht wird. Es bietet sich also an, sie für die Renaturierung weiterzuentwickeln. Es sollen aber auch im Kernnetz der Bundeswasserstraßen Renaturierungsprojekte verwirklicht werden.

Bund und Länder haben nach den verhererenden Hochwasserereignissen 2013 das Nationale Hochwasserschutzprogramm erarbeitet. Ziel des Programms ist es, den Flüssen mehr Raum zu geben. Das Programm soll jährlich fortgeschieben werden.

Es sprechen viele Gründe dafür, dass wir uns intensiver um unsere Gewässer kümmern und alles daran setzen, ihren ökologischen Zustand verbessern. Unsere naturnahen Auenlandschaften sind Zentren der biologischen Vielfalt, bilden die Grundlage für den vorsorgenden Hochwasserschutz und sind Anziehungspunkte für Naturerleben und Naherholung. Dieses Naturkapital gilt es zu erhalten als s. g. "Grüne Infrastruktur" für heutige und künftige Generationen erhalten und entwickeln.

Naturnahe Flussauen mit ihrer beeindruckenden Vielfalt an Lebensräumen sind die Lebensadern unserer Landschaft. Hier finden sich in unmittelbarer Nachbarschaft Flussarme und Altewasser, Tümpel, urwaldartige Auenwälder, Feuchtwiesen, trockene Sandufer und Kiesinseln. Nass und trocken - diese Extreme im Rhythmus von Hoch- und Niederigwasser der Flüsse bieten vielen Pflanzen und Tieren, die an diese Bedingungen angepasst sind, ein Zuhause.

Auen übernehmen viele wichtige Funktionen für die Gesellschaft. Bei Hochwasser können unbebaute Auen große Wassermassen aufnehmen und so Siedlungen vor Hochwasser schützen. Wenn in den Flusstälern Wiesen und Moore wiedervernässt werden, tragen Gewässerlandschaften zur Minderung von Treibhausgasen bei und wirken so dem Klimawandel entgegen. Auch die Wasserreinigung ist eine Leistung intakter Gewässer und Auen, von der wir täglich profitieren.


Zurück zu naturnahen Auen

Die heutigen Flusslandschaften sind Schwerpunkte der Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung und durch verschiedene menschliche Nutzungen geprägt. Traditionelle Landnutzungen waren an die Gegebenheiten der Auenflächen angepasst. Überflutungen, sowie in bergrenztem Maße dynamische Prozesse wie Uferabbrüche und Sedimentumlagerungen konnten noch stattfinden. Lange Zeit haben auch die an den Standort angepassten Nutzungen die natürliche Lebensraumvielfalt der Auen bereichert.

Seit dem 19. Jahrhundert wurden Flüsse auf tausenden Kilometern Länge begradigt, vertieft und ihre Ufer befestigt. Ein Großteil der Auen wurde durch Deiche und Dämme von den Flüssen abgeschnitten, landwirtschaftlich intensiv genutzt und besiedelt. Mit dem fortschreitenden technischen Gewässerausbau und der zunehmenden landwirtschaftlichen Intensivierung durch verstärkte Düngung und häufigere Mahd ab den 1950er Jahren sowie durch die Umwandlung von Grünland zu Äckern verloren die Auenlandschaften nicht nur ihr typisches Gesicht, sondern auch wichtige ökologische und gesellschaftliche Funktionen.

Die Notwendigkeit der Renaturierung von Flussauen, ist auch durch die vielen Hochwasserereignisse der vergangenen 25 Jahre u. a. an Rhein, Donau,Elbe, Oder und deren Zuflüssen zunehmend in den Blickwinkel der Öffentlichkeit geraten. Die volkswirkschaftlichen Schäden durch die Hochwasserereignisse 2002 und 2013 im deutschen Danau- und Elbeinzugsgebiet betrugen zusammen mehr als 18 Miliarden Euro. Die Investitionen, die für eine Verbesserung des vorsorgenden Hochwasserschutzes  in Deutschland nötig werden, sind dagengen deutlich niedriger. Daher wurde 2014 das Nationale Hochwasserschutzprogramm gemeinsam von Bund und Ländern entwickelt.

Eine wichtige Säule des Programms ist die Rückverlegung von Deichen und die Wiedergewinnung natürlicher Rückhalteräume. Darüber hinaus umfasst das Nationale Hochwasserschutzprogramm noch den Bau von Poldern und Hochwasserrückhaltebecken sowie die Beseitigung von Schwachstellen. Von Deichrückverlegungen profitiert nicht nur das Ökosystem Flussaue, sie ist auch in vielen Situationen ein effektive Methode zur Senkung des Hochwasserscheitels.

Die Rückgewinnung von Überschwemmungsflächen ist eines der wichtigsten Ziele bei der Auenrenaturierung, und das nicht nur an den großen Flüssen, sondern auch an den vielen Zuflüssen und Bächen.  Erreicht wird dieses Ziel, durch den Rückbau oder die Verlegung von Deichen ins Hinterland. Dadurch lassen sich eine bessere ökologische Vernetzung zwischen Fluss und Aue sowie effiziente Verbesserungen im Hochwasserschutz miteinander verbinden. Auch die naturnahe Gestaltung von Bächen kann effektiv zur Wasserrückhaltung in der Fläche beitragen.

Die ökologische Verbesserung vorhandener Auen is ein weiteres wichtiges Ziel der Auenrenaturierung. Denn trotz aller menschlicher Eingriffe und Veränderungen sind aktuell überflutbaren Auenbereiche zu etwa einem Viertel in ihrer ursprünglichen Formenvielfalt mit Altgewässern und Flutrinnen erhalten geblieben. Über zehn Prozent der heutigen Flussauen sind mit Wald bedeckt und etwa die Hälfte wir als Grünland genutzt. In vielen Flusslandschaften besteht somit ein erhebliches Potenzial, Teile der Aue naturnah zu gestalten.

Die Schaffung von naturnahen Gewässern, auentypischen Feuchtgebieten und Stillgewässern, artenreichen Feuchtwiesen, strukturreichen Weich- und Hartholzwäldern und die Förderung standortangepasster Nutzungen führen zu besseren Lebensbedingungen für zahlreichen Tier- und Pflanzenarten. Durch das Entfernen von Uferverbauungen, das Anbinden der durch die Flussbegradigung abgetrennten Altarme und Flutrinnen, das Belassen oder Einbringen von Totholz ins Gewässer, die Anhebung der Gewässersohle sowie die Rückverlegung oder den Rückbau von naturnahen Dämmen oder Deichen ist es möglich, die  natürliche dynamische Entwicklung von Ufer und Aue wieder in Gang zu bringen. In aufgestauten Bächen und Flüssen sind die Entfernung  von Querbauwerken, eine Dynamissierung des Abflusses sowie die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängkeit wichtige Renaturierungsmaßnahmen.

Zur Umsetzung erfolgreicher Maßnahmen müssen  ausreichend große Flächen zur Verfügung stehen. Der hierfür erforderliche Flächenbedarf muss frühzeitig definiert und mit Hilfe der Landschaftsplanung gesichert werden. Bei der Flächenbereitstellung sollten ein langfristiges Bodenmanagement erfolgen und erfahrene Organisationen (zum Beispiel Flurbereinigungsbehörden) einbezogen werden.

Auenrenaturierungen verändern das bisherige Landschaftsbild. Deshalb bedarf der Abschied von den gewohnten Bildern einer geordneten und gepflegten Kulturlandschaft auch auf noch so kleiner Fläche einer großen Akzeptanzwerbung. Dies läßt sich vor allem durch die Dokumentation der tatsächlich eintretenden Veränderungen, besser aber durch das eigene Erleben, erreichen.

Je mehr Auenrenaturierungen umgesetzt werden, desto vertrauter werden die neu geschaffenen naturnahen Landschaften.

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