Bremen - Pilotprojekt - Regenwasser für den Torfhafen

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Vom Findorffer Torfhafen aus starten in den Sommermonaten die Torfkähne zu ihren historischen Fahrten über die Gräben und Kanäle zwischen Bremer Bockland und Teufelsmoor. Was heute eine Attraktion für Anwohner und Touristen ist, hatte viele Jahre für negative Schlagzeilen gesorgt.

Die Kajen (Kaianlagen) waren baufällig, die Gewässerqualität schlecht. Bei Starkregen war zudem die Kanalisation überfordert und Abwässer flossen in den Hafen und den Kanal.

Mit finazieller Unterstützung aus den EU-Programen River Link und Canal Link konnten die historischen Wasserwegeverbindungen für Naherholung und touristische Zwecke neu gestaltet werden. Mit diesem ursprünglich touristischen Projekt bot sich die Chance, die Gewässerqualität im Torfhafen durch Nutzung von Regenwasser aus dem Bereich der Bürgerweide und der Dachflächen der Bremen Arena zu verbessern. Dafür wurden u. a. Mittel aus der Abwasserabgabe sowie den Abwassergebühren genutzt.

Torfhafen und Torfkanal

Der Torfhafen und der damit verbundene Torfkanal sind gestaute künstliche Marschgewässer. Sie werden aus dem moorigen und eisenhaltigen Grundwasser gespeist, das ca. einen Meter unterhalb des Geländes ansteht. Ein wirksamer Wasseraustausch findet kaum statt, da der überwiegende Teil des angrenzenden bebauten Gebietes an die Mischwasserkanalisation angeschlossen ist.

Hinzu kommt, dass der Gewässerzug durch Einleitung aus einem Mischwasserüberlauf belastet wird, auf den aus technischen Gründen gegenwärtig nicht verzichtet werden kann. Mischwasserabschläge erfolgten in der Vergangenheit durchschnittlich einmal pro Jahr, bei extremen lokalen Niederschlägen jedoch mit bis zu 19.000 m³ je Ereignis. Trotz des vergleichsweise seltenen Auftretens sind die Folgen der Mischwassereinleitung aufgrund des geringen Wasseraustauschs schwerwiegend, lang anhaltend und mit Fischsterben verbunden.

Flächenabkopplung und Frischwasserzufuhr

Mit der baulichnen Umgestaltung des damaligen AWD-Domes hatte sich die Chance geboten, das Regenwasser der 1,15 ha großen Dachfläche vom Mischwassersystem abzukoppeln.

Im Rahmen der Sanierung des Mischwassersammlers in der anliegenden Gustav-Deetjen-Allee wurde ein zusätzlicher Regenwassserkanal verlegt.

Dieser neue Kanal nimmt nun den Abfluss der überwiegend als Parkplatz genutzten befestigten Flächen in einer Größe von insgesamt 3,93 ha auf.

Das Niederschlagswasser von den Dachflächen der Bremen Arena und der Bürgerweide ist wegen der Parkplatznutzung nicht unbelastet. Der Abfluss wird daher einem unterirdischen Regenklärbecken zugeführt, das als Absetzbecken dient und Leichtflüssigkeiten zurückhält. Die Hauptreinigung erfolgt in einem offenen Bodenfilter (Retentionsbodenfilter), in dem der bewachsene sandige Bodenkörper durchströmt wird. Aufgrund der sensiblen Lage am Bürgerpark wurde dieser Anlagenteil in ein vorhandenes muldenförmiges Gelände intergriert und mit Rasen bepflanzt.

Das gereinigte Wasser wird in den ca. zwei Hektar großen Holler See gepumpt, der als zusätzlicher Speicher sowie als "Wasserquelle" dient, Von dort erfolgte die Ableitung über eine 450 m Freigefälleleitung zum Torfkanal, die im Spülrohrverfahren unter den Bürgerpark grabenlos verlegt wurde.

Vorteilhaft ist, dass der Pegelstand des Sees automatisch gehalten wird und das vorherige zeitweise erforderliche Abpumpen künftig entfällt.

Die Nutzung des Regenwasserkanals entlastet die Mischwasserkanalisation und fördert den Wasseraustausch im Torfhafen und -kanal. Damit vermindern sich auch die negativen Folgen von Mischwasserüberläufen. Für diese Fälle wurde bei der Torfhafenerneuerung zusätzlich eine Belüftungsanlage installiert und der Kanalüberlauf mit einer neuen Rechenanlage ausgerüstet.


Referenzen

Hrsg.: 2010, Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa

Ansgaritorstraße 2
28195 Bremen
Tel.: 0421 361-2407
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www.umwelt.bremen.de pdf

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