Biologische Vielfalt - Auswirkungen des Klimawandels

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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Auch die Landwirtschaft wird mit angemessenen Nutzungssystemen und -methoden dem Klimawandel Rechnung tragen. Bund und Länder haben allerdings darauf zu achten, dass auch die biologische Vielfalt der landwirtschaftlich genutzten Flächen dabei nicht unter die Räder kommt. Außerdem ist es sinnvoll, die landwirtschaftliche Produktion nicht isoliert verbessern zu wollen, sondern im Einklang mit Natur-, Boden-, Gewässer- und Klimaschutz. [1]
 
Auch die Landwirtschaft wird mit angemessenen Nutzungssystemen und -methoden dem Klimawandel Rechnung tragen. Bund und Länder haben allerdings darauf zu achten, dass auch die biologische Vielfalt der landwirtschaftlich genutzten Flächen dabei nicht unter die Räder kommt. Außerdem ist es sinnvoll, die landwirtschaftliche Produktion nicht isoliert verbessern zu wollen, sondern im Einklang mit Natur-, Boden-, Gewässer- und Klimaschutz. [1]
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== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_Auswirkungen_des_Klimawandels_.5B2.5D">Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels [2]</span><br/> ==
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*Veränderungen im Jahresrhythmus, der Verbreitung und dem Reproduktionserfolg von Arten
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*veränderte Zusammensetzung und Struktur von Lebensgemeinschaften
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*Gefährdung der Artenvielfalt, besonders in Feuchtgebieten und Gebirgs- und Küstenregionen
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*für 20-30% aller bisher untersuchten Raten erhöht sich das Aussterberisiko
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== <span class="mw-headline" id="Beispiele_f.C3.BCr_m.C3.B6gliche_Anpassungsma.C3.9Fnahmen_an_den_Klimawandel_.5B2.5D">Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel [2]</span><br/> ==
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*Schutz des natürlichen Anpassungspotenzials
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*Verbesserung der Wanderungsmöglichkeiten, z.B. durch Vernetzen der Biotope
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*Einrichtung von Schutzgebieten, die den Erhalt natürlich ablaufender Prozesse im Ökosystem als oberstes Schutzziel haben
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*Entwicklung von Maßnahmen und Instrumenten für Umgang mit neu auftretenden Risiken und einwandernden Arten
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*integrative Ansätze und Lösungen für Flächenkonkurrenzen
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== <span class="mw-headline" id="Referenzen">Referenzen</span><br/> ==
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[1]&nbsp;&nbsp; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin<br/><br/>[2]&nbsp;&nbsp; Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.

Version vom 8. November 2011, 14:22 Uhr

Der Klimawandel hat die biologische Vielfalt oder Biodiversität in den letzten Jahren bereits verändert: Sardinen leben in der Nordsee, Vogel- und Fischschwärme verschieben ihre Reisezeiten und -ziele. Manche Arten breiten sich aus, andere werden seltener oder verschwinden – was wieder Folgen hat für andere. Kurzum: Die vielfältigen Abhängigkeiten in Ökosystemen wandeln sich.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schätzen, dass in den nächsten Jahrzehnten durch Klimaänderungen bis zu 30 Prozent der derzeit in Deutschland lebenden Tier- und Pflanzenarten aussterben. Gleichzeitig werden sich natürlich zuwandernde oder von Menschen eingeschleppte Arten ausbreiten.

Negative Folgen sind besonders für viele Pflanzen und Tiere der Gebirgs- und Küstenregionen zu erwarten: Wer bereits oben lebt, kann nicht in noch höhere Lagen ausweichen. Dauerhafte Überflutung und Erosion gefährden das Wattenmeer. Und auch für Arten, die sich auf Feuchtgebiete oder kleinräumige Sonderstandorte spezialisiert haben oder über eine geringe Anpassungsfähigkeit verfügen, sieht es schlecht aus.

Neben den unmittelbaren Effekten des Klimawandels wird sich auch die Landnutzung verändern – und das wirkt sich wiederum stark auf Lebensräume aus. Neue Deiche, eine Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächen für nachwachsende Rohstoffe und der Bau von Verkehrswegen konkurrieren mit Naturschutzräumen um knappe Flächen. Hier wird es darauf ankommen, dass die Bundesregierung, aber auch staatliche Akteure wie Länder und Kommunen sowie nichtstaatliche Akteure die Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt sowie des Bundes-naturschutzgesetzes konsequent verfolgen. Darüber hinaus sorgen viele nationale und internationale Gesetze dafür, dass weniger Schad- und Nährstoffe in die Ökosysteme gelangen, weil viele Tier- und Pflanzenarten nicht damit zurechtkommen.

Inhaltsverzeichnis

Synergien suchen

Synergien anzustreben heißt zu nutzen, dass unterschiedliche Faktoren zusammenwirken und eine Maßnahme in unterschiedlichen Bereichen eine gewünschte Wirkung bringt. Demzufolge sollten Bund und Länder prüfen, wo sich gegenseitig ergänzendes Zusammenwirken von Naturschutz, Klimaschutz und Klimaanpassung nutzen lässt, um die Biodiversität zu erhalten. So speichern Feuchtgebiete oder Moore nicht nur Kohlendioxid (CO2), sondern puffern bei Starkregen auch Überschwemmungen ab. In diese Richtung zielen zum einen die Nationalen Strategien zur biologischen Vielfalt und zur Nachhaltigkeit, zum anderen aber auch die Pläne der Kommission der Europäischen Union (EU) und des EU-Parlaments, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 zu stoppen. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat darüber hinaus konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, wie die
Agrobiodiversität, das heißt die biologische Vielfalt der Landwirtschaft, erhalten und nachhaltig genutzt werden kann.

Lebensräume verbinden

Viele Arten brauchen ausreichend Platz, um auf Dauer bestehen zu können. Zum einen schrumpft auf engem Raum die genetische Vielfalt innerhalb der Arten, weil die Lebensgemeinschaft einer Art nur klein sein kann und keine frischen Gene hinzukommen. Zum anderen müssen Tiere und Pflanzen ausweichen können, wenn sich die Bedingungen in einer Region für sie verschlechtern. Wer die Lebensräume einer Art, die Biotope, verbindet, trägt deshalb dazu bei, dass sich natürliche Systeme anpassen und stärken können. Die Einrichtung solcher Vernetzungen ist Sache der Bundesländer. Sie sollten hier sowohl eng mit Akteuren vor Ort als auch auf EU-Ebene zusammenarbeiten.

Nach wie vor werden aber immer noch weitere Flächen bebaut und natürliche Verbindungen von Biotopen gekappt. Siedlungs-, Infrastruktur- und Verkehrsplanungen müssen hier umsichtiger werden. Es gibt ein Forschungsprojekt, das ein Konzept erstellen soll, um die Vernetzung von Lebensräumen bei der Planung überregionaler Straßen besser zu berücksichtigen. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe des Bundesumweltministeriums und des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung beschäftigt sich damit, wie sich das umsetzen lässt. Geplant ist außerdem, in dieser Frage enger mit den Nachbarstaaten zu kooperieren.

Schutzgebiete weiterentwickeln

Bund und Länder sollten analysieren, wie das bestehende Schutzgebietssystem an die Anforderungen durch den Klimawandel angepasst werden kann. Das Schutzgebietssystem Natura 2000 bietet bereits Rückzugs- und Anpassungsräume an Land und im Meer als auch nutzungsfreie Gebiete und leistet somit einen wichtigen Beitrag, um negative Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt zu verringern.

Betroffene unterstützen

Was bedeutet der Klimawandel für Robben oder für die Lebensgemeinschaft der Moore? Bund und Länder sollten zusammen mit Forschungsinstitutionen und Verbänden dokumentieren, wie sich sowohl Klimaveränderungen als auch Anpassungsmaßnahmen auf Arten und Biotope auswirken. Daraus lässt sich dann belastbar ableiten, was getan werden kann und muss. Anschließend müssen Vorsorgeprogramme entwickelt werden. Auch wer Eingriffe bewerten und Ausgleichsmaßnahmen gestalten soll, benötigt derlei Daten.

Außerdem sollten bei stark durch den Klimawandel gefährdeten Arten und Biotopen andere Gefährdungsursachen so weit wie möglich reduziert werden.

Nachholbedarf besteht bei Artenschutzprogrammen für die Meere. Auch der von Überflutung bedrohte Küstenraum und die Flussmündungsregionen gehören in den Fokus der Aufmerksamkeit. Wohin und wie können Arten ausweichen – und wie kann ihnen dabei geholfen werden? Hier sind gemeinsame Entwicklungsstrategien des Naturschutzes und des Küstenschutzes notwendig, um Ausweichmöglichkeiten für Pflanzen und Tiere zu schaffen und zu schützen.

Beispiel Feuchtgebiete

Wenn die Sommer trockener werden und ganzjährig die Temperaturen steigen, geht es für die Lebensgemeinschaft der Feuchtgebiete ums Überleben – eine Herausforderung. Um die Belastungen zu mildern, gibt es bereits staatliche Förderprogramme. Sie zielen darauf ab, Feuchtgebiete zu regenerieren, Wasserbedingungen von Mooren zu stabilisieren und dafür zu sorgen, dass Grünland weniger entwässert wird. Darüber hinaus sollten Verbindungen von Seen erhalten oder wiederhergestellt und die Strukturvielfalt der Gewässer gefördert werden – etwa durch unterschiedliche Uferformen, Ufermaterialien und Uferbepflanzungen. Flussauen sollen wieder den regelmäßigen Wechsel von Überschwemmung und Trockenheit erleben.

Solche Maßnahmen gilt es vermehrt auszuführen. Dazu sollten Behörden für Naturschutz, Landwirtschaft und Wasserwirtschaft eng zusammenarbeiten und die Landnutzer einbeziehen.

Koordiniert mit invasiven Arten umgehen

Bund und Länder sollten ein gemeinsames Vorgehen gegenüber fremden, invasiven Arten verabreden. Weil oft Probleme für die heimische Flora und Fauna entstehen, wenn fremde Arten einwandern oder eingeschleppt werden, sollten Nachbarstaaten frühzeitig warnen, wenn Arten auftauchen, die bisher unzureichend erfasst wurden. Außerdem sind Biotopverbunde möglichst so zu gestalten, dass sie den Neuankömmlingen nicht freie Bahn geben.

Naturschutz und erneuerbare Energien

Aus Biomasse lässt sich umweltfreundlich Strom und Wärme herstellen. Doch darf diese Form von Energieerzeugung nicht gegen Natur- und Artenschutz oder Agrarumweltprogramme
ausgespielt werden. Wer einen Standort für nachwachsende Rohstoffe sucht, sollte dabei auch den Schutz von Biotopen berücksichtigen.

Landschaftsplanung flexibel gestalten

Die Landschaftsplanung sollte berücksichtigen, dass der Klimawandel Natur und Landschaft verändern wird. Weil unklar ist, wie das genau aussieht, sollte der Weg in die Zukunft flexible Entwicklungsmöglichkeiten unterstützen, damit Umorientierungen möglich bleiben. Auch den Freiräumen in besiedelten Gebieten gebührt mehr Beachtung. Mit Instrumenten wie der kommunalen Landschaftsplanung sollte der Beitrag zum lokalen Klima von Natur und Freiräumen in Siedlungsbereichen stärker berücksichtigt werden. Das gilt auch, wenn Baulücken geschlossen werden und bei der Innenentwicklung von bestehenden Siedlungen.

Biologische Vielfalt in der Landwirtschaft

Auch die Landwirtschaft wird mit angemessenen Nutzungssystemen und -methoden dem Klimawandel Rechnung tragen. Bund und Länder haben allerdings darauf zu achten, dass auch die biologische Vielfalt der landwirtschaftlich genutzten Flächen dabei nicht unter die Räder kommt. Außerdem ist es sinnvoll, die landwirtschaftliche Produktion nicht isoliert verbessern zu wollen, sondern im Einklang mit Natur-, Boden-, Gewässer- und Klimaschutz. [1]

Beispiele für Auswirkungen des Klimawandels [2]

Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel [2]

Referenzen

[1]   Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin

[2]   Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.

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