Bauwesen - Auswirkungen des Klimawandels

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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Lang anhaltende Hitzewellen, Wolkenbrüche und schwere Stürme – all das kann Häuser, Brücken, Straßen und Abwasserkanäle unmittelbar gefährden. Was dagegen häufiger auftretende feuchte Winter und mehr Sonneneinstrahlung im Sommer für Bauten bedeuten, lässt sich zurzeit noch nicht abschätzen. Außerdem wird künftig eine stärkere Rolle spielen, wie belastbar und flexibel bestimmte Baustoffe zum Beispiel gegenüber Hitze reagieren. Darauf muss nicht nur bei Neubauten geachtet werden. Auch der Bestand ist kritisch unter die Lupe zu nehmen.
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Bauplanung, -technik und -ausführung haben in Deutschland hohe Standards. Dabei gibt es für unterschiedliche Regionen und Standorte unterschiedliche Vorgaben – je nachdem, wie stark das Klima bestimmte Konstruktionen beansprucht. Sollte sich hier etwas ändern, können die jeweiligen Bestimmungen zügig angepasst werden. Ungeachtet dessen wird bei DIN-Normen ohnehin alle fünf Jahre geprüft, ob sie überarbeitet werden müssen.
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Hitzeperioden, Starkregenereignisse oder Stürme können Gebäude und Infrastruktur gefährden. Zukünftig werden extreme Wetterereignisse bei der Auswahl der Baustoffe eine größere Rolle spielen, dies gilt sowohl für Neubauten als auch für Sanierungen im Bestand. Möglicherweise müssen Vorgaben wie z.B. DIN-Normen an die veränderten Verhältnisse angepasst werden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Gebäude für bis zu 100 Jahre bestehen können.
  
Allerdings orientieren sich auch die Normen im Bauwesen derzeit an beobachteten Daten aus der Vergangenheit. Prognosen über künftige Entwicklungen werden bisher nicht berücksichtigt. Weil Gebäude und Einrichtungen der Infrastruktur aber oft mehr als hundert Jahre genutzt werden, sollten Bund und Länder die Normen in Hinblick auf den Klimawandel anpassen.
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Für Wohnbauten könnte dies bedeuten, dass z.B. in der Erwartung milderer Winter Heizungen kleiner ausgelegt werden können. Mit der Annahme, dass die Sommer wärmer werden, sollten Dämmung und Verschattungselemente vorgesehen werden, um Wohnräume, insbesondere im Dachgeschoss, vor Überhitzung zu schützen. Auch die Ausrichtung der Gebäude müsste unter klimatischen Gesichtspunkten optimiert werden. Auf Klimaanlagen sollte wegen des hohen Energieverbrauchs verzichtet werden. Sinnvoll sind kontrollierte Lüftungssysteme, wie sie in energetisch sanierten Gebäuden und in Passivhäusern Verwendung finden.
  
Darüber hinaus sollten die möglichen Folgen des Klimawandels auch berücksichtigt werden, wenn man neu plant oder technische Geräte für ein Gebäude einkauft. Während voraussichtlich im Winter auch künftig – wenn auch in geringerem Maße als bisher – geheizt werden muss, sind wahrscheinlich im Sommer vor allem Dachgeschosswohnungen vor Überhitzung zu schützen. Dämmung und Verschattungselemente sollten vorgesehen werden. Zusammen mit einer optimalen Gebäudeausrichtung können sie die Temperaturen auch bei starker Hitze in erträglichem Rahmen halten, so dass auf energieintensive Klimaanlagen verzichtet werden kann. Zukunftsweisend sind auch kontrollierte Lüftungssysteme, wie es sie in Passivhäusern heute schon gibt. [1]
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== Beispiele für mögliche Wirkungen des Klimawandels<br/> ==
  
== <span class="mw-headline" id="Referenzen">Referenzen</span><br/> ==
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*Hitzebelastungen durch höhere Temperaturen, insbesondere auch in den Nächten
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*Höhere Temperaturspitzen, auch nachts
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*Schlechteres Innenraumklima durch höhere Feuchte
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*Höhere Windgeschwindigkeit mit stärkeren Windböen
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*Örtliche Überschwemmungen nach Starkniederschlägen mit negativen Folgen für die Infrastruktur wie z.B. die Kanalisation
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*Durch starke Schwankungen des Grundwasserspiegels sind Schäden an der Bausubstanz möglich
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*Korrosion von Bauteilen in der Mischwasserkanalisation in Trockenphasen
  
[1]&nbsp;&nbsp; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin
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== Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel<br/> ==
  
[2]&nbsp;&nbsp; Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.
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*Bauverordnungen und andere Normen an extreme Wetterereignisse anpassen
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*Wärmeschutzmindestanforderungen festlegen für z.B. Kindergärten und Schulen
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*Forschung in den Bereichen Nachhaltigkeit und energetische Gebäudeoptimierung fördern und Übertragbarkeit der Ergebnisse in die Praxis verbessern
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*Baukonstruktionen an Witterungsextreme anpassen, z.B. hochwasserangepasst Bauen
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*Stärker belastbare Materialien einsetzen
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*Bei der energetischen Sanierung Baumaterialien verwenden, die den zu erwartenden Naturgefahren wie Hagelschlag Widerstand leisten
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*Dachkonstruktion an höhere Sturmbelastungen anpassen
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*Schutzmaßnahmen für Wohngebäude wie z.B. Rückstauventile, Rückstauklappen, Hebeanlagen, Dachverstärkung, Tauchpumpen und Notstromgeneratoren vorsehen
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*Öffnungen gegen Starkregen und Oberflächenwasser geschützt bauen
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*Ausrichtung der Gebäude optimieren
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*Innenräume durch Wärmeschutzmaßnahmen vor Überhitzung schützen, z. B. durch Verschattungen, insbesondere wenn besonders gefährdete Personen dort leben
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*Gebäudedämmung verbessern (Hochleistungsdämmstoffe)
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*Verwendung von Sonnenschutzglas
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*Technische Anlagen gut wärmedämmen
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*Phase change materials / Latentwärmespeicher verwenden
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*Neuartige wärme- bzw. kältespeichender Baustoffe verwenden / Fassadenelemente "Solarwand" / Prismenscheiben
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*Raumklima durch Mikroelektronik steuern
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*Flächensysteme an Wand / Decke / Fußboden nutzen zum Heizen und Kühlen, z. B. in Verbindung mit einem Erdwärmespeicher
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*Solarthermie- und Photovoltaikanlagen in die Gebäudehülle integrieren
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*Erdwärmesonden und Wärmepumpen kombiniert nutzen
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*Raumweise Heizen / Kühlen / Lüften
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*Klima- und ressourcenschonend bauen
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*Nachwachsende und / oder energieeffiziente Baustoffe verwenden
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*Wasser nachhaltig nutzen durch Einbau innovativer Sanitärsysteme, z.B. durch die Trennung von Abwasser und Regenwasser&nbsp;
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'''Hitze'''
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*Gebäude kühlen
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*Gebäude besser isolieren
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*Beschattung der Gebäude verbessern
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*Hausdächer verschatten, z.B. durch Solaranlagen
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*Gebäudedesign und Ausrichtung für Hitzeperioden optimieren, Albedo (Reflexionsvermögen) von überhitzungsgefährdeten Gebäuden erhöhen
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*„Kühle“ Baumaterialien verwenden
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== Referenzen<br/> ==
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[1]&nbsp; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin
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[2]&nbsp; Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.
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[3]&nbsp; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg., 2010): Konferenzbericht / Klimawandel, Extremwetterereignisse und Gesundheit / Climate Change, Extreme Weather Events and Public Health, Bonn
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[4]&nbsp; Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., GDV (Hrsg., 2011): Herausforderung Klimawandel, Antworten und Forderungen der deutschen Versicherer, Berlin<br/>Download hier: [http://www.gdv.de/wp-content/uploads/2011/11/GDV-Klimabroschuere_2011.pdf http://www.gdv.de/wp-content/uploads/2011/11/GDV-Klimabroschuere_2011.pdf]

Aktuelle Version vom 26. September 2012, 11:40 Uhr

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Hitzeperioden, Starkregenereignisse oder Stürme können Gebäude und Infrastruktur gefährden. Zukünftig werden extreme Wetterereignisse bei der Auswahl der Baustoffe eine größere Rolle spielen, dies gilt sowohl für Neubauten als auch für Sanierungen im Bestand. Möglicherweise müssen Vorgaben wie z.B. DIN-Normen an die veränderten Verhältnisse angepasst werden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Gebäude für bis zu 100 Jahre bestehen können.

Für Wohnbauten könnte dies bedeuten, dass z.B. in der Erwartung milderer Winter Heizungen kleiner ausgelegt werden können. Mit der Annahme, dass die Sommer wärmer werden, sollten Dämmung und Verschattungselemente vorgesehen werden, um Wohnräume, insbesondere im Dachgeschoss, vor Überhitzung zu schützen. Auch die Ausrichtung der Gebäude müsste unter klimatischen Gesichtspunkten optimiert werden. Auf Klimaanlagen sollte wegen des hohen Energieverbrauchs verzichtet werden. Sinnvoll sind kontrollierte Lüftungssysteme, wie sie in energetisch sanierten Gebäuden und in Passivhäusern Verwendung finden.

Beispiele für mögliche Wirkungen des Klimawandels

Beispiele für mögliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel

Hitze

Referenzen

[1]  Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, Hrsg.): Dem Klimawandel begegnen / Die deutsche Anpassungsstrategie, 2009, Berlin

[2]  Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel / Hintergrundpapier, o.O. u.J.

[3]  Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg., 2010): Konferenzbericht / Klimawandel, Extremwetterereignisse und Gesundheit / Climate Change, Extreme Weather Events and Public Health, Bonn

[4]  Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., GDV (Hrsg., 2011): Herausforderung Klimawandel, Antworten und Forderungen der deutschen Versicherer, Berlin
Download hier: http://www.gdv.de/wp-content/uploads/2011/11/GDV-Klimabroschuere_2011.pdf

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