Bauen für die Zukunft: Hitzetaugliche Wohngebäude

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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Hitzebelastung wird zunehmend nicht nur ein Thema für den Sommer, sonder auch darüber hinaus. Schon vor dem astronomischen Sommeranfang am 21. Juni brachte das Jahr 2018 sommerliche Temperaturen in ganz Österreich. Bereits am 20. April wurden Temperaturen von 30 Grad erreicht. Dies war der zweitfrüheste Termin seit beginn der Wetteraufzeichnungen.
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Hitzebelastung wird zunehmend nicht nur ein Thema für den Sommer, sonder auch darüber hinaus. Schon vor dem astronomischen Sommeranfang am 21. Juni brachte das Jahr 2018 sommerliche Temperaturen in ganz Österreich. Bereits am 20. April wurden Temperaturen von 30 ° C erreicht. Dies war der zweitfrüheste Termin seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
  
 
Die Anzahl der Hitzetage und auch die Zahl der Tropennächte mit Temperaturen von über 20 ° C nehmen weiter zu. Z. B. muss man in Wien in einem durchschnittlichen Sommer mit 16 Tropennächten rechnen, im Sommer 2017 waren es 28!
 
Die Anzahl der Hitzetage und auch die Zahl der Tropennächte mit Temperaturen von über 20 ° C nehmen weiter zu. Z. B. muss man in Wien in einem durchschnittlichen Sommer mit 16 Tropennächten rechnen, im Sommer 2017 waren es 28!
  
Die Auswirkungen des Temperaturanstiegs bekommen besonders die Menschen in Städten zu spüren. Durch den hohen Anteil an Beton- und Asphaltflächen wird viel Wärme  gespeichert. Gleichzeitig fließt das Niederigwasser ab, anstatt zu versunsten und die Umgebung zu kühlen. Dieser Effekt bewirkt, dass Städte um bis zu zehn Grad wärmer sind als ihr Umland. Insbesondere während der Hitzeperioden blastet die viele Stadtbewohnerinnen und -bewohner.
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Die Auswirkungen des Temperaturanstiegs bekommen besonders die Menschen in Städten zu spüren. Durch den hohen Anteil an Beton- und Asphaltflächen wird viel Wärme  gespeichert. Gleichzeitig fließt das Niederigwasser ab, anstatt zu verdunsten und die Umgebung zu kühlen. Dieser Effekt bewirkt, dass Städte um bis zu zehn Grad wärmer sind als ihr Umland. Insbesondere während der Hitzeperioden blastet dies viele Stadtbewohnerinnen und -bewohner.
  
 
== Hitzeschutz beginnt bei der Gebäudeplanung<br/> ==
 
== Hitzeschutz beginnt bei der Gebäudeplanung<br/> ==
  
Besonders problematisch werden hohe Temperaturen, wenn in heißen Perioden die eigene Wohnung keine Zuflucht vor der Hitze bietet, sondern sich die warme Luft in den Wohnräumen staut. Dieses Problem wird sich laut aktuellen Prognosen um Klimawandel weiter verstärken. Umso deutlicher ist, dass bei Neubauten Maßnahmen gegen die sommerliche Überwärmung eingeplant werden müssen. Dies sieht auch die Richtlinie zu Energieeinsparung und Wärmeschutz des Österreichischen Institus für Bautechnik (OIB-Richtlinie 6, Pkt. 4.8) vor. Bei Einfamilienhäusern und Wohngebäuden geht man von einer Nutzungsdauer von 60 bis 100 Jahren aus. Bei solch langen Zeiträumen lohnt sich eine langfristige Planung mit durchdachten Sonnenschutzmaßnahmen, vor allem, da in Zukunft Hitzewellen länger und öfter auftreten werden.
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Besonders problematisch werden hohe Temperaturen, wenn in heißen Perioden die eigene Wohnung keine Zuflucht vor der Hitze bietet, sondern sich die warme Luft in den Wohnräumen staut. Dieses Problem wird sich laut aktuellen Prognosen zum Klimawandel weiter verstärken. Umso deutlicher ist, dass bei Neubauten Maßnahmen gegen die sommerliche Überwärmung eingeplant werden müssen. Dies sieht auch die Richtlinie zu Energieeinsparung und Wärmeschutz des Österreichischen Institus für Bautechnik (OIB-Richtlinie 6, Pkt. 4.8) vor. Bei Einfamilienhäusern und Wohngebäuden geht man von einer Nutzungsdauer von 60 bis 100 Jahren aus. Bei solch langen Zeiträumen lohnt sich eine langfristige Planung mit durchdachten Sonnenschutzmaßnahmen, vor allem da in Zukunft Hitzewellen länger und öfter auftreten werden.
  
 
Sommerliche Überwärmung tritt laut gängiger Definition auf, wenn die gefühlte Temperatur im Innenraum am Tag 27 ° C und in der Nacht 25 ° C übersteigt. Ausschlaggebend ist allerdings nicht die tatsächliche Lufttemperatur, sondern die gefühlte Temperatur, die durch die Temperatur der Umgebungsflächen und Luftbewegungen beeinflusst wird.
 
Sommerliche Überwärmung tritt laut gängiger Definition auf, wenn die gefühlte Temperatur im Innenraum am Tag 27 ° C und in der Nacht 25 ° C übersteigt. Ausschlaggebend ist allerdings nicht die tatsächliche Lufttemperatur, sondern die gefühlte Temperatur, die durch die Temperatur der Umgebungsflächen und Luftbewegungen beeinflusst wird.
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*'''Gebäudeausrichtung: '''Fassaden Richtung Süden haben einen geringeren Energieeintrag als Fassaden nach Osten oder Westen, da die Sonne im Süden am höchsten steht. Daher sind die Fenster idealerweise senkrecht und nach Süden ausgerichtet. Auf diese Weise ist die Sonneneinstrahlung im Sommer bei höchstem Sonnenstand automatisch geringer. In den übrigen kühleren Jahreszeiten kann die Sonne länger einstrahlen und führt damit dem Haus die gewünscht Energie und Licht zu. Fenster die nach Osten und Westen ausgerichtet sind, führen im Sommer zu einem höheren Wärmeeintrag. Durch den schrägen Einfallswinkel am Vormittag bzw. Nachmittag gelangt mehr Strahlungsenergie ins Haus, es kommt schneller zur Überwärmung. Insbesondere schräge Fenster, z. B. Dachfenster, sind im Sommer Hitzefallen.
 
*'''Gebäudeausrichtung: '''Fassaden Richtung Süden haben einen geringeren Energieeintrag als Fassaden nach Osten oder Westen, da die Sonne im Süden am höchsten steht. Daher sind die Fenster idealerweise senkrecht und nach Süden ausgerichtet. Auf diese Weise ist die Sonneneinstrahlung im Sommer bei höchstem Sonnenstand automatisch geringer. In den übrigen kühleren Jahreszeiten kann die Sonne länger einstrahlen und führt damit dem Haus die gewünscht Energie und Licht zu. Fenster die nach Osten und Westen ausgerichtet sind, führen im Sommer zu einem höheren Wärmeeintrag. Durch den schrägen Einfallswinkel am Vormittag bzw. Nachmittag gelangt mehr Strahlungsenergie ins Haus, es kommt schneller zur Überwärmung. Insbesondere schräge Fenster, z. B. Dachfenster, sind im Sommer Hitzefallen.
 
*'''Bauweise und optimale Wärmedämmung:''' Je massiver eine Wand ist, desto besser schützt sie vor Temperaturschwankungen. Gute Wärmedämmung spart nicht nur Heizungsenergie im Winter sondern schützt auch vor Hitze im Sommer. Die einstrahlende Energie wird zeitverzögert und mit geringerer Amplitude (Temperaturschwankungen) nach innen abgeben.
 
*'''Bauweise und optimale Wärmedämmung:''' Je massiver eine Wand ist, desto besser schützt sie vor Temperaturschwankungen. Gute Wärmedämmung spart nicht nur Heizungsenergie im Winter sondern schützt auch vor Hitze im Sommer. Die einstrahlende Energie wird zeitverzögert und mit geringerer Amplitude (Temperaturschwankungen) nach innen abgeben.
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*'''Ausreichend Speichermasse durch Bauteile:''' Ein sonnenbeschienener Raum sollte ca.&nbsp; 60&nbsp;% der einfallenden Sonnenenergie speichern können. Als Faustregel gilt: Die primären Speichermassen (massive Flächen, auf die die Sonnenstrahlen direkt trift) nehmen mindestens die dreifache Fensterfläche ein. Um negative Umweltauswirkungen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren, empfiehlt es sich, die Verwendung nachhaltiger Materialien wie Holz gegenüber Beton abzuwägen.
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*'''Dimensionierung der Fensterflächen: '''Ein hoher Glasanteil trägt stark zu sommerlicher Überhitzung bei. Die Größe der Fenster sollte so festgelegt sein, dass ausreichend Tageslicht ins Haus fällt, aber es im Sommer nicht überhitzt.
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*'''Glasqualität:''' Je nach Qualität des Fensterglases dringt mehr oder weniger Energie durch die Glasflächen, ausgedrückt durch den Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) und den Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert). Die beiden Werte sollten möglichst niedrig sein. Herkömmliches Glas ohne Beschichtung hat einen g-Wert von etwa 0.85. Das bedeutet,das 85&nbsp;% der einstrahlenden Energie durch das Glas in den Innenraum eindringen. Beschichtetes Glas und zwei- oder dreifachverglaste Scheiben reflektieren mehr Strahlung, somit dringt weniger Wärme in den Raum. Moderne beschichtete Fenster haben einen g-Wert zwischen 0,25 und 0,65. Zu beachten ist, dass manche Glasbeschichtungen das Lichtspektrum und die Farbwarnehmung verändern und dadurch u. U. auch das Wohlbefinden.
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*'''Raumordnung:''' Bei der Planung sollten Räume berücksichtigt werden, die aufgrund ihrer Nutzung zum Wärmeeintrag beitragen (Küche).
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*'''Intelligenter Sonnenschutz: '''Mit einem beweglichen Sonnenschutz innen und außen kann die Beschattung individuell an die aktuellen Witterungs- und Strahlungsverhältnisse angepasst werden. Der optimale Sonnenschutz besteht aus einem flexiblen Sonnenschutz außen (Raffstores, Rolläden, Markisen etc.), Fensterglas mit einem möglichst geringen g-Wert sowie Blendschutz innen (Jalousien, Rollos, Plisses usw.). Auskragungen wie z. B. kleine Vordächer sind ebenfalls eine effektive Beschattungsmöglichkeit, jedoch können sie nicht angepasst werden und reduzieren den Lichteintrag permanent.
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*'''Bepflanzung:''' Fassaden- und Dachbegrünungen wirken sich positiv auf das Mirkroklima rund ums Gebäude aus.&nbsp; Begrünte Fassaden und Dächer erhöhen die Luftfeuchtigkeit, senken die Temperaturen an der Fassade bei Hitze und binden Staub und Luftschadstoffe. Bei der Fassadenbegrünung schützt die Bepflanzung außerdem die Fassade vor Schmutz, Witterung, UV-Licht und Schall.
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Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen müssen zusätzlich vor einer vollständig ausgebildeten Außenwand (Tragwerk, Dämmung, ggf. Hinterlüftung, und Wetterschutz) angebracht werden. Flächige vertikale Vegetationssysteme lassen sich als Vorgehängt- Hinterbelüftete Fassade ausführen. Dämmung und Dichtung können Bestandteile eines solchen Systems zur Fassadenbegrünung sein.
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Nicht nur bei der Planung, auch im täglichen Betrieb gibt es Maßnahmen, mit denen man Innenräume kühl halten kann:
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*'''Effiziente Beleuchtung wählen:''' LEDs erzeugen aufgrund ihres Lichtspektrums wesentlich weniger Abwärme als Glühbirnen.
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*'''Stromsparende Geräte kaufen: '''Sie verursachen weniger Abwärme.
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*'''Sonnenschutz verwenden:''' Der beste Sonnenschutz ist nutzlos, wenn er nicht verwendet wird. Daher ist es wichtig, alle Nutzerinnen und Nutzer über die Handhabung zu informieren.
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*'''Verhalten anpassen:''' Unsere Aktivitäten beeinflussen die innere Wärmelast. Elektrogeräte wie Computer oder Beleuchtung sparsam einsetzen und einfache Speisen (ohne Backofen) kochen hilft dabei, wenig Abwärme in den Raum abzuführen. Die Bekleidung, Anzahl der Personen im Raum und die Aktivitäten an sich beeinflussen das Hitzeempfinden zusätzlich.
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*'''In der Nacht lüften:''' Die kühle Nachtluft bringt Erleichterung (außer bei tropischen Nächten)
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*'''Lüften wie im Winter:''' Wenn die Luft außen heißer ist als innen, sollte man tagsüber nur kurz stoßlüften, wie sonst im Winter. Sind die Fenster den ganzen Tag gekippt oder ganz geöffnet, kommt ununterbrochen heiße Luft hinein, die man leicht hätte draußen halten können.
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*'''Die Natur nutzen:''' Zimmmerpflanzen tragen zu einem guten Raumklima bei und Pflanzen im Außenbereich reduzieren den Wärmeeintrag der Sonne durch Schattenwurf.
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'''Kühlmethoden'''
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Split-Klimageräte häufen sich zusehends an den Fassaden - doch es gibt Alternativen. Immer mehr Menschen ziehen aktive Kühlsysteme in Erwägung. Zu bedenken ist, dass insbesondere mobile Geräte (Monoblock-Geräte) viel Energie verbrauchen und sich oftmals nachteilig auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner auswirken, da sie die Luftfeuchtigkeit beeinflussen, häufig zu kaltem Luftzug führen und viele Bakterien und Viren sammeln, d.h. eine Regelmäßige Reinigung ist erforderlich.&nbsp; Nachteilig an mobilen Klimageräten ist, dass der Motor des Gerätes ebenfalls Abwärme produziert, also die die Raumluft zusätzlich erwärmt. Kontraproduktiv hierbei ist auch, wenn die Abluft mit einem Schlauch durchs gekippte Fenster nach außen geführt wird.
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Bei klassischen Split-Klimageräten wird die Luft durch durch ein Rohr in der Außenwand nach draußen abgeführt. Das Kühlaggregat befindet sich dabei außen an der Fassade. Dies führt zu einer Erwärmung der Umgebung und einer eventuellen Geräuchbelästigung der Nachbarn.
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Alternative Technologien wie solarthermische Kühlung sind weniger bekannt, aber ebenso effektiv.
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Bei einer Innenraumlüftung denkt man nicht automatisch an eine Klimaanlage, sie kann aber auch zur Raumkühlung beitragen. Dabei kommt es vor allem auf eine durchdachte Planung an, um mit der Lüftung nicht heiße, sondern kühle Luft nach innen zu leiten.
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Ein erfolgreiches Beispiel ist eine Turnhalle in Wels (Oberösterreich). Die Ansaugstelle für die Innenraumlüftung wurde im Schatten des Nebengebäudes platziert. So schwankt die Temperatur der angesaugten Luft über den Tag relativ gering. An einem heißen Sommernachmittag ist die angesaugte Luft um 20 ° C kühler als die Außenluft an einer Westfassade und die Innentemperatur kann konstant bei etwa 26 ° C gehalten werden.
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'''Wie sommertauglich ist mein Haus'''
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Ob die eigenen vier Wände bzw. das zukünftige Haus überhitzungsgefährdet sind, kann man rasch mithilfe einiger Einflussfaktoren abschätzen. Dafür werden verschiedene Aspekte wie das Raumklima, Lüftungsmöglichkeiten, Beschattung und innere Wärmelastung für den kritischsten Raum im Haus anhand einer Tabelle bewertet und die Einflüsse addiert. Das Ergebnis kann vor einer Temperatur von 30 ° C abgezogen bzw. addiert werden. Das untere Beispiel zeigt, dass die Innentemperatur in diesem Raum im Sommer auf bis zu 35 ° C steigen kann.
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©[https://nachhaltigwirtschaften.at/resources/hdz_pdf/berichte/endbericht_1613_handbuch_fuer_energieberatung.pdf https://nachhaltigwirtschaften.at/resources/hdz_pdf/berichte/endbericht_1613_handbuch_fuer_energieberatung.pdf]
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Quelle: www.Klimawandelanpassung.at
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Ein kostenlos zugängliches Simulationswerkzeug, das die Temperatur im Innenraum modelliert, entwickelte kürzlich&nbsp; Dr. Joachim Nackler vom Institut für Architekturwissenschaften der TU Wien. Mithilfe detaillierter Angaben zu Fenstern und Glasqualität, Material und Aufbau der Außenmauern, innerer Lasten usw. hilft das Online-Tool "Thesim 3D"&nbsp; bereits bei der Planung vorzubeugen - das war bisher nur mit kostenpflichtigen Programmen möglich.
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== Referenzen<br/> ==
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Umweltbundesamt<br/>Spittelauer Lände 5, 1090 Wien, Österreich(Hrsg.:2018) [http://klimawandelanpassung.at/index.php?id=35721?utm_source=newsletter Newsletter 31]
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== Weitere Informationen<br/> ==
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Handbuch für Energieberatung: [https://nachhaltigwirtschaften.at/resources/hdz_pdf/berichte/endbericht_1613_handbuch_fuer_energieberatung.pdf https://nachhaltigwirtschaften.at/resources/hdz_pdf/berichte/endbericht_1613_handbuch_fuer_energieberatung.pdf]
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OIB-Richtlinie 6: Energieeinsparung und Wärmeschutz: [https://www.oib.or.at/de/oib-richtlinien/richtlinien/2015/oib-richtlinie-6 https://www.oib.or.at/de/oib-richtlinien/richtlinien/2015/oib-richtlinie-6]
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Thesim 3D Simulationstool zur Berechnung der Raumtemperatur im Sommer: [http://www.thesim.at/ http://www.thesim.at/]
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Informationen zur Gebäudebäudebegrünung: [https://gruenstattgrau.at/ https://gruenstattgrau.at/]

Aktuelle Version vom 8. November 2018, 09:20 Uhr

Hitzebelastung wird zunehmend nicht nur ein Thema für den Sommer, sonder auch darüber hinaus. Schon vor dem astronomischen Sommeranfang am 21. Juni brachte das Jahr 2018 sommerliche Temperaturen in ganz Österreich. Bereits am 20. April wurden Temperaturen von 30 ° C erreicht. Dies war der zweitfrüheste Termin seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Die Anzahl der Hitzetage und auch die Zahl der Tropennächte mit Temperaturen von über 20 ° C nehmen weiter zu. Z. B. muss man in Wien in einem durchschnittlichen Sommer mit 16 Tropennächten rechnen, im Sommer 2017 waren es 28!

Die Auswirkungen des Temperaturanstiegs bekommen besonders die Menschen in Städten zu spüren. Durch den hohen Anteil an Beton- und Asphaltflächen wird viel Wärme  gespeichert. Gleichzeitig fließt das Niederigwasser ab, anstatt zu verdunsten und die Umgebung zu kühlen. Dieser Effekt bewirkt, dass Städte um bis zu zehn Grad wärmer sind als ihr Umland. Insbesondere während der Hitzeperioden blastet dies viele Stadtbewohnerinnen und -bewohner.

Hitzeschutz beginnt bei der Gebäudeplanung

Besonders problematisch werden hohe Temperaturen, wenn in heißen Perioden die eigene Wohnung keine Zuflucht vor der Hitze bietet, sondern sich die warme Luft in den Wohnräumen staut. Dieses Problem wird sich laut aktuellen Prognosen zum Klimawandel weiter verstärken. Umso deutlicher ist, dass bei Neubauten Maßnahmen gegen die sommerliche Überwärmung eingeplant werden müssen. Dies sieht auch die Richtlinie zu Energieeinsparung und Wärmeschutz des Österreichischen Institus für Bautechnik (OIB-Richtlinie 6, Pkt. 4.8) vor. Bei Einfamilienhäusern und Wohngebäuden geht man von einer Nutzungsdauer von 60 bis 100 Jahren aus. Bei solch langen Zeiträumen lohnt sich eine langfristige Planung mit durchdachten Sonnenschutzmaßnahmen, vor allem da in Zukunft Hitzewellen länger und öfter auftreten werden.

Sommerliche Überwärmung tritt laut gängiger Definition auf, wenn die gefühlte Temperatur im Innenraum am Tag 27 ° C und in der Nacht 25 ° C übersteigt. Ausschlaggebend ist allerdings nicht die tatsächliche Lufttemperatur, sondern die gefühlte Temperatur, die durch die Temperatur der Umgebungsflächen und Luftbewegungen beeinflusst wird.

Guter Sonnenschutz für die Wohnung umfasst viele Aspekte. Bereits bei der Planung kann man wirksame Maßnahmen gegen Überhitzung im Wohnraum treffen. Zu beachten sind dabei folgende Aspekt, die den thermischen Komfort eines Wohnauses grundsätzlich beeinflussen.

Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen müssen zusätzlich vor einer vollständig ausgebildeten Außenwand (Tragwerk, Dämmung, ggf. Hinterlüftung, und Wetterschutz) angebracht werden. Flächige vertikale Vegetationssysteme lassen sich als Vorgehängt- Hinterbelüftete Fassade ausführen. Dämmung und Dichtung können Bestandteile eines solchen Systems zur Fassadenbegrünung sein.

Nicht nur bei der Planung, auch im täglichen Betrieb gibt es Maßnahmen, mit denen man Innenräume kühl halten kann:

Kühlmethoden

Split-Klimageräte häufen sich zusehends an den Fassaden - doch es gibt Alternativen. Immer mehr Menschen ziehen aktive Kühlsysteme in Erwägung. Zu bedenken ist, dass insbesondere mobile Geräte (Monoblock-Geräte) viel Energie verbrauchen und sich oftmals nachteilig auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner auswirken, da sie die Luftfeuchtigkeit beeinflussen, häufig zu kaltem Luftzug führen und viele Bakterien und Viren sammeln, d.h. eine Regelmäßige Reinigung ist erforderlich.  Nachteilig an mobilen Klimageräten ist, dass der Motor des Gerätes ebenfalls Abwärme produziert, also die die Raumluft zusätzlich erwärmt. Kontraproduktiv hierbei ist auch, wenn die Abluft mit einem Schlauch durchs gekippte Fenster nach außen geführt wird.

Bei klassischen Split-Klimageräten wird die Luft durch durch ein Rohr in der Außenwand nach draußen abgeführt. Das Kühlaggregat befindet sich dabei außen an der Fassade. Dies führt zu einer Erwärmung der Umgebung und einer eventuellen Geräuchbelästigung der Nachbarn.

Alternative Technologien wie solarthermische Kühlung sind weniger bekannt, aber ebenso effektiv.

Bei einer Innenraumlüftung denkt man nicht automatisch an eine Klimaanlage, sie kann aber auch zur Raumkühlung beitragen. Dabei kommt es vor allem auf eine durchdachte Planung an, um mit der Lüftung nicht heiße, sondern kühle Luft nach innen zu leiten.

Ein erfolgreiches Beispiel ist eine Turnhalle in Wels (Oberösterreich). Die Ansaugstelle für die Innenraumlüftung wurde im Schatten des Nebengebäudes platziert. So schwankt die Temperatur der angesaugten Luft über den Tag relativ gering. An einem heißen Sommernachmittag ist die angesaugte Luft um 20 ° C kühler als die Außenluft an einer Westfassade und die Innentemperatur kann konstant bei etwa 26 ° C gehalten werden.

Wie sommertauglich ist mein Haus

Ob die eigenen vier Wände bzw. das zukünftige Haus überhitzungsgefährdet sind, kann man rasch mithilfe einiger Einflussfaktoren abschätzen. Dafür werden verschiedene Aspekte wie das Raumklima, Lüftungsmöglichkeiten, Beschattung und innere Wärmelastung für den kritischsten Raum im Haus anhand einer Tabelle bewertet und die Einflüsse addiert. Das Ergebnis kann vor einer Temperatur von 30 ° C abgezogen bzw. addiert werden. Das untere Beispiel zeigt, dass die Innentemperatur in diesem Raum im Sommer auf bis zu 35 ° C steigen kann.



Tabelle 1.png











©https://nachhaltigwirtschaften.at/resources/hdz_pdf/berichte/endbericht_1613_handbuch_fuer_energieberatung.pdf

Quelle: www.Klimawandelanpassung.at




Ein kostenlos zugängliches Simulationswerkzeug, das die Temperatur im Innenraum modelliert, entwickelte kürzlich  Dr. Joachim Nackler vom Institut für Architekturwissenschaften der TU Wien. Mithilfe detaillierter Angaben zu Fenstern und Glasqualität, Material und Aufbau der Außenmauern, innerer Lasten usw. hilft das Online-Tool "Thesim 3D"  bereits bei der Planung vorzubeugen - das war bisher nur mit kostenpflichtigen Programmen möglich.


Referenzen

Umweltbundesamt
Spittelauer Lände 5, 1090 Wien, Österreich(Hrsg.:2018) Newsletter 31

Weitere Informationen

Handbuch für Energieberatung: https://nachhaltigwirtschaften.at/resources/hdz_pdf/berichte/endbericht_1613_handbuch_fuer_energieberatung.pdf

OIB-Richtlinie 6: Energieeinsparung und Wärmeschutz: https://www.oib.or.at/de/oib-richtlinien/richtlinien/2015/oib-richtlinie-6

Thesim 3D Simulationstool zur Berechnung der Raumtemperatur im Sommer: http://www.thesim.at/

Informationen zur Gebäudebäudebegrünung: https://gruenstattgrau.at/

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