Bauen für die Zukunft: Hitzetaugliche Wohngebäude

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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Quelle: Klimawandelanpassung.at
 
Quelle: Klimawandelanpassung.at

Version vom 1. November 2018, 10:52 Uhr

Hitzebelastung wird zunehmend nicht nur ein Thema für den Sommer, sonder auch darüber hinaus. Schon vor dem astronomischen Sommeranfang am 21. Juni brachte das Jahr 2018 sommerliche Temperaturen in ganz Österreich. Bereits am 20. April wurden Temperaturen von 30 Grad erreicht. Dies war der zweitfrüheste Termin seit beginn der Wetteraufzeichnungen.

Die Anzahl der Hitzetage und auch die Zahl der Tropennächte mit Temperaturen von über 20 ° C nehmen weiter zu. Z. B. muss man in Wien in einem durchschnittlichen Sommer mit 16 Tropennächten rechnen, im Sommer 2017 waren es 28!

Die Auswirkungen des Temperaturanstiegs bekommen besonders die Menschen in Städten zu spüren. Durch den hohen Anteil an Beton- und Asphaltflächen wird viel Wärme  gespeichert. Gleichzeitig fließt das Niederigwasser ab, anstatt zu versunsten und die Umgebung zu kühlen. Dieser Effekt bewirkt, dass Städte um bis zu zehn Grad wärmer sind als ihr Umland. Insbesondere während der Hitzeperioden blastet die viele Stadtbewohnerinnen und -bewohner.

Hitzeschutz beginnt bei der Gebäudeplanung

Besonders problematisch werden hohe Temperaturen, wenn in heißen Perioden die eigene Wohnung keine Zuflucht vor der Hitze bietet, sondern sich die warme Luft in den Wohnräumen staut. Dieses Problem wird sich laut aktuellen Prognosen um Klimawandel weiter verstärken. Umso deutlicher ist, dass bei Neubauten Maßnahmen gegen die sommerliche Überwärmung eingeplant werden müssen. Dies sieht auch die Richtlinie zu Energieeinsparung und Wärmeschutz des Österreichischen Institus für Bautechnik (OIB-Richtlinie 6, Pkt. 4.8) vor. Bei Einfamilienhäusern und Wohngebäuden geht man von einer Nutzungsdauer von 60 bis 100 Jahren aus. Bei solch langen Zeiträumen lohnt sich eine langfristige Planung mit durchdachten Sonnenschutzmaßnahmen, vor allem, da in Zukunft Hitzewellen länger und öfter auftreten werden.

Sommerliche Überwärmung tritt laut gängiger Definition auf, wenn die gefühlte Temperatur im Innenraum am Tag 27 ° C und in der Nacht 25 ° C übersteigt. Ausschlaggebend ist allerdings nicht die tatsächliche Lufttemperatur, sondern die gefühlte Temperatur, die durch die Temperatur der Umgebungsflächen und Luftbewegungen beeinflusst wird.

Guter Sonnenschutz für die Wohnung umfasst viele Aspekte. Bereits bei der Planung kann man wirksame Maßnahmen gegen Überhitzung im Wohnraum treffen. Zu beachten sind dabei folgende Aspekt, die den thermischen Komfort eines Wohnauses grundsätzlich beeinflussen.

Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen müssen zusätzlich vor einer vollständig ausgebildeten Außenwand (Tragwerk, Dämmung, ggf. Hinterlüftung, und Wetterschutz) angebracht werden. Flächige vertikale Vegetationssysteme lassen sich als Vorgehängt Hinterbelüftete Fassade ausführen. Dämmung und Dichtung können Bestandteile eines solchen Systems zur Fassadenbegrünung sein.

Nicht nur bei der Planung, auch im täglichen Betrieb gibt es Maßnahmen, mit denen man Innenräume kühl halten kann:

Kühlmethoden

Split-Klimageräte häufen sich zusehends an den Fassaden - doch es gibt Alternativen. Immer mehr Menschen ziehen aktive Kühlsysteme in Erwägung. Zu bedenken ist, dass insbesondere mobile Geräte (Monoblock-Geräte) viel Energie verbrauchen und sich oftmals nachteilig auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner auswirken, da sie die Luftfeuchtigkeit beeinflussen, häufig zu kaltem Luftzug führen und viele Bakterien und Viren sammeln, d.h. eine Regelmäßige Reinigung ist erforderlich.  Nachteilig an mobilen Klimageräten ist, dass der Motor des Gerätes ebenfalls Abwärme produziert, die die Raumluft zusätzlich erwärmt. Kontraproduktiv hierbei ist auch, wenn die Abluft mit einem Schlauch durchs gekippte Fenster nach außen geführt wird.

Bei klassischen Split-Klimageräten wird die Luft durch durch ein Rohr in der Außenwand nach draußen abgeführt. Das Kühlaggregat befindet sich dabei außen an der Fassade. Dies führt zu einer Erwärmung der Umgebung und einer eventuellen Geräuchbelästigung der Nachbarn.

Alternative Technologien wie solarthermische Kühlung sind weniger bekannt, aber ebenso effektiv.

Bei einer Innenraumlüftung denkt man nicht automatisch an eine Klimaanlage, sie kann aber auch zur Raumkühlung beitragen. Dabei kommt es vor allem auf eine durchdachte Planung an, um mit der Lüftung nicht heiße, sondern kühle Luft nach innen zu leiten.

Ein erfolgreiches Beispiel ist eine Turnhalle in Wels (Oberösterreich). Die Ansaugstelle für die Innenraumlüftung wurde im Schatten des Nebengebäudes platziert. So schwankt die Temperatur der angesaugten Luft über den Tag relativ gering. An einem heißen Sommernachmittag ist die angesaugte Luft um 20 ° C kühler als die Außenluft an einer Westfassade und die Innentemperatur kann konstant bei etwa 26 ° C gehalten werden.

Wie sommertauglich ist mein Haus

Ob die eigenen vier Wände bzw. das zukünftige Haus überhitzungsgefährdet sind, kann man rasch mithilfe einiger Einflussfaktoren abschätzen. Dafür werden verschiedene Aspekte wie das Raumklima, Lüftungsmöglichkeiten, Beschattung und innere Wärmelastung für den kritischsten Raum im Haus anhand einer Tabelle bewertet und die Einflüsse addiert. Das Ergebnis kann vor einer Temperatur von 30 ° C abgezogen bzw. addiert werden. Das untere Beispiel zeigt, dass die Innentemperatur in diesem Raum im Sommer auf bis zu 35 ° C steigen kann.



Tabelle 1.png

Quelle: Klimawandelanpassung.at


Ein kostenlos zugängliches Simulationswerkzeug, das die Temperatur im Innenraum modelliert, entwickelte kürzlich  Dr. Joachim Nackler vom Institut für Architekturwissenschaften der TU Wien. Mithilfe detaillierter Angaben zu Fenstern und Glasqualität, Material und Aufbau der Außenmauern, innerer Lasten usw. hilft das Online-Tool "Thesim 3D"  bereits bei der Planung vorzubeugen - das war bisher nur mit kostenpflichtigen Programmen möglich.

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