Anpassungsstrategie Karlsruhe: Boden

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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Ziel aus kommunaler Sicht muss es sein, die Bodennutzung und Überplanung so zu steuern, dass die positiven klimatischen Bodeneigenschaften erhalten bleiben und die Klimaveränderungen sich möglichst geringfügig auf die natürlichen Bodenfunktionen auswirken.
 
Ziel aus kommunaler Sicht muss es sein, die Bodennutzung und Überplanung so zu steuern, dass die positiven klimatischen Bodeneigenschaften erhalten bleiben und die Klimaveränderungen sich möglichst geringfügig auf die natürlichen Bodenfunktionen auswirken.
  
Dazu gehört vor allem eine deutliche Reduzierung der Inanspruchnahme natürlicher Böden bei der weiteren Siedlungsentwicklung. Durch die Fächeninanspruchnahme der vergangenen Jahrzehnte ist der Anteil an natürlichen Böden im Stadtgebiet Karlsruhe stetig zurückgegangen. Zentrale Ansatzpunkte sind deshalb die Innenentwicklung und das Flächenrecycling von Brachflächen. Auch die Entsiegelung und Rekultivierung trägt dazu bei, das Stadtklima zu verbessern.
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Dazu gehört vor allem eine deutliche Reduzierung der Inanspruchnahme natürlicher Böden bei der weiteren Siedlungsentwicklung. Durch die Flächeninanspruchnahme der vergangenen Jahrzehnte ist der Anteil an natürlichen Böden im Stadtgebiet Karlsruhe stetig zurückgegangen. Zentrale Ansatzpunkte sind deshalb die Innenentwicklung und das Flächenrecycling von Brachflächen. Auch die Entsiegelung und Rekultivierung trägt dazu bei, das Stadtklima zu verbessern.
  
In Karlsruhe werden diese Grundsätze durch installierte Flächenmanagement bereits verfolgt. Das dazugehörige Flachenmanagement orientiert sich an den Leitbildern "Optimale Nutzung aller Flächen", "Förderung der Innenentwicklung" sowie "Minimierung des Freiflächenverbrauchs" und soll kontinuierlich weiterentwickelt werden.
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In Karlsruhe werden diese Grundsätze bereits verfolgt. Das dazugehörige Flachenmanagement orientiert sich an den Leitbildern "Optimale Nutzung aller Flächen", "Förderung der Innenentwicklung" sowie "Minimierung des Freiflächenverbrauchs" und soll kontinuierlich weiterentwickelt werden.
  
Zu berücksichtigen ist, dass der Innenentwicklung aus stadtklimatischer Sicht auch Grenzen gesetzt sein können. Das gilt vor allem für Nachverdichtungen in bioklimatisch hochbelasten Stadtquartieren.
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Zu berücksichtigen ist, dass der Innenentwicklung aus stadtklimatischer Sicht auch Grenzen gesetzt sein können. Das gilt vor allem für Nachverdichtungen in bioklimatisch hochbelasteten Stadtquartieren.
  
Auch im Rahmen der Flächennutzungs- und Bauleitplanung ist den Belangen des Bodenschutzes ein hoher Stellenwert einzuräumen. Bei Planungs- und Genehmigungsverfahren soll zudem geprüft werden, ob die Eingriffe in besonders "klimawertige" Böden einen erhöhten Ausgleich erfordern. Mit der Tragfähigkeitsstudie des Nachbarschaftsverbands Karlsruhe steht dafür eine wichtige Entscheidungsgrundlage zur Verfügung. Sie ermöglicht eine Einschätzung der Bedeutung und Wertigkeit von Flächen anhand von nachvollziehbaren Kriterien.. Bdodenschutzaspekte wurden hier als eingenständiges Kapitel einer genauen Prüfung unterzogen. Um bodenbezogene Ausgleichsmaßnahmen zu erleichtern, wurden außerdem potenzielle Flächen ermittelt, die sich für eine effektive Aufwertung von Bodenfunktionen eignen. Solche "Suchraumkarten" liegen für die Maßnahmnentypen, Entsiegelung, Rekultivierung, Bodenauftrag, Erosionsschutz, Wiedervernässung, Wasseraufnahmevermögen und Nutzungsextensivierung vor.
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Auch im Rahmen der Flächennutzungs- und Bauleitplanung ist den Belangen des Bodenschutzes ein hoher Stellenwert einzuräumen. Bei Planungs- und Genehmigungsverfahren soll zudem geprüft werden, ob die Eingriffe in besonders "klimawertige" Böden einen erhöhten Ausgleich erfordern. Mit der Tragfähigkeitsstudie des Nachbarschaftsverbands Karlsruhe steht dafür eine wichtige Entscheidungsgrundlage zur Verfügung. Sie ermöglicht eine Einschätzung der Bedeutung und Wertigkeit von Flächen anhand von nachvollziehbaren Kriterien. Bodenschutzaspekte wurden hier als eingenständiges Kapitel einer genauen Prüfung unterzogen. Um bodenbezogene Ausgleichsmaßnahmen zu erleichtern, wurden außerdem potenzielle Flächen ermittelt, die sich für eine effektive Aufwertung von Bodenfunktionen eignen. Solche "Suchraumkarten" liegen für die Maßnahmnentypen, Entsiegelung, Rekultivierung, Bodenauftrag, Erosionsschutz, Wiedervernässung, Wasseraufnahmevermögen und Nutzungsextensivierung vor.
  
Ebenso sind vorhande Grünflächen zu erhalten und ein Grünlandumbruch zu vermeiden. Aktuelle Vorgaben aus dem Naturschutz- und Landwirtschaftsrecht schränken den Grünlandumbruch bereits ein oder machen ihn unter Berücksichtigung bestimmter Ausnahmeregeln kompensationspflichtig. In mehren Landschaftsschutzgebieten in Karlsruhe ist er unter Vorbehalt gestellt und erlaubnispflichtig.
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Ebenso sind vorhande Grünflächen zu erhalten und ein Grünlandumbruch zu vermeiden. Aktuelle Vorgaben aus dem Naturschutz- und Landwirtschaftsrecht schränken den Grünlandumbruch bereits ein oder machen ihn unter Berücksichtigung bestimmter Ausnahmeregeln kompensationspflichtig. In mehreren Landschaftsschutzgebieten in Karlsruhe ist er unter Vorbehalt gestellt und erlaubnispflichtig.
  
Der Anbau eines möglichst breiten Fruchtartenspektrums fördert die Humusversorgung der Böden. Auf Humus zerende Ackerfrüchte sollten unmittelbar Humus vermehrende folgen. Dies ist auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht relevant, da sich so das Risiko von Ernteausfälle bei Wetterextremen oder Schädlings- Krankheitsbefall minimieren lässt.
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Der Anbau eines möglichst breiten Fruchtartenspektrums fördert die Humusversorgung der Böden. Auf Humus zerende Ackerfrüchte sollten unmittelbar Humus vermehrende folgen. Dies ist auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht relevant, da sich so das Risiko von Ernteausfällen bei Wetterextremen oder Schädlings- und Krankheitsbefall minimieren lässt.
  
Fruchtfolgen bei denen der Boden ganzjährig begrünt ist, tragen zur Begrenzung von Erosion bei. Ein Brachliegen von Ackerflächen im Winter sollte möglichst verhindert werden, dadurch steigen die Anforderungen an die Zwischenbegrünung nach der Ernte.
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Fruchtfolgen, bei denen der Boden ganzjährig begrünt ist, tragen zur Begrenzung von Erosion bei. Ein Brachliegen von Ackerflächen im Winter sollte möglichst verhindert werden, dadurch steigen die Anforderungen an die Zwischenbegrünung nach der Ernte.
  
 
Längere Vegetationsperioden erlauben grundsätzlich eine frühere Aussaat. Wenn es im auslaufenden Frühjahr zu Trockenperioden kommt, sind die Pflanzen schon weiter entwickelt und haben den Boden tiefer durchwurzelt. Allerdings muss abgewartet werden, wie sich die Gefahr durch Spätfröste entwickelt.
 
Längere Vegetationsperioden erlauben grundsätzlich eine frühere Aussaat. Wenn es im auslaufenden Frühjahr zu Trockenperioden kommt, sind die Pflanzen schon weiter entwickelt und haben den Boden tiefer durchwurzelt. Allerdings muss abgewartet werden, wie sich die Gefahr durch Spätfröste entwickelt.
  
Mulchsaatverfahren und konservierende, nichtwendende Bodenbearbeitung reduzieren die Verdunstung auf  der Bodenoberfläche und gleichzeitig den oberflächlichen Wasserabfluss. Auch Trockenperioden können so ohne Trockenschäden überbrückt werden. Zugleich wird die Bodenerosion deutlich gemindert.
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Mulchsaatverfahren und konservierende, nichtwendende Bodenbearbeitung reduzieren die Verdunstung auf der Bodenoberfläche und gleichzeitig den oberflächlichen Wasserabfluss. Auch Trockenperioden können so ohne Trockenschäden überbrückt werden. Zugleich wird die Bodenerosion deutlich gemindert.
  
 
Die genanten Aspekte sind fester Bestandteil der landwirtschaftlichen Bodenberatung und finden in der Praxis zunehmend Akzeptanz. Neben der einzelbetrieblichen Bodenschutzberatung bietet das zuständige Landwirtschaftsamt in Bruchsal auch Vor-Ort-Besichtigungen und Feldbegehungen an.
 
Die genanten Aspekte sind fester Bestandteil der landwirtschaftlichen Bodenberatung und finden in der Praxis zunehmend Akzeptanz. Neben der einzelbetrieblichen Bodenschutzberatung bietet das zuständige Landwirtschaftsamt in Bruchsal auch Vor-Ort-Besichtigungen und Feldbegehungen an.
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== Referenzen<br/> ==
 
== Referenzen<br/> ==
  
Stadt Karlsruhe, Umwelt- und Arbeitsschutz, (Hrsg., 2013): Anpassung an den Klimawandel Bestandsaufnahme und Strategie für die Stadt Karlsruhe,[http://www.karlsruhe.de/b3/natur_und_umwelt/klimaschutz/klimafolgen/HF_sections/content/ZZl33ZxibxWJEn/ZZl342BXSjoXv9/Bericht_Klimawandel_web.pdf pdf]
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Stadt Karlsruhe, Umwelt- und Arbeitsschutz (Hrsg., 2013): Anpassung an den Klimawandel Bestandsaufnahme und Strategie für die Stadt Karlsruhe, [http://www.karlsruhe.de/b3/natur_und_umwelt/klimaschutz/klimafolgen/HF_sections/content/ZZl33ZxibxWJEn/ZZl342BXSjoXv9/Bericht_Klimawandel_web.pdf pdf]
  
 
== Weitere Informationen<br/> ==
 
== Weitere Informationen<br/> ==

Version vom 24. September 2013, 11:20 Uhr

Anpassungsmöglichkeiten und bisherige Aktivitäten

Ziel aus kommunaler Sicht muss es sein, die Bodennutzung und Überplanung so zu steuern, dass die positiven klimatischen Bodeneigenschaften erhalten bleiben und die Klimaveränderungen sich möglichst geringfügig auf die natürlichen Bodenfunktionen auswirken.

Dazu gehört vor allem eine deutliche Reduzierung der Inanspruchnahme natürlicher Böden bei der weiteren Siedlungsentwicklung. Durch die Flächeninanspruchnahme der vergangenen Jahrzehnte ist der Anteil an natürlichen Böden im Stadtgebiet Karlsruhe stetig zurückgegangen. Zentrale Ansatzpunkte sind deshalb die Innenentwicklung und das Flächenrecycling von Brachflächen. Auch die Entsiegelung und Rekultivierung trägt dazu bei, das Stadtklima zu verbessern.

In Karlsruhe werden diese Grundsätze bereits verfolgt. Das dazugehörige Flachenmanagement orientiert sich an den Leitbildern "Optimale Nutzung aller Flächen", "Förderung der Innenentwicklung" sowie "Minimierung des Freiflächenverbrauchs" und soll kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Zu berücksichtigen ist, dass der Innenentwicklung aus stadtklimatischer Sicht auch Grenzen gesetzt sein können. Das gilt vor allem für Nachverdichtungen in bioklimatisch hochbelasteten Stadtquartieren.

Auch im Rahmen der Flächennutzungs- und Bauleitplanung ist den Belangen des Bodenschutzes ein hoher Stellenwert einzuräumen. Bei Planungs- und Genehmigungsverfahren soll zudem geprüft werden, ob die Eingriffe in besonders "klimawertige" Böden einen erhöhten Ausgleich erfordern. Mit der Tragfähigkeitsstudie des Nachbarschaftsverbands Karlsruhe steht dafür eine wichtige Entscheidungsgrundlage zur Verfügung. Sie ermöglicht eine Einschätzung der Bedeutung und Wertigkeit von Flächen anhand von nachvollziehbaren Kriterien. Bodenschutzaspekte wurden hier als eingenständiges Kapitel einer genauen Prüfung unterzogen. Um bodenbezogene Ausgleichsmaßnahmen zu erleichtern, wurden außerdem potenzielle Flächen ermittelt, die sich für eine effektive Aufwertung von Bodenfunktionen eignen. Solche "Suchraumkarten" liegen für die Maßnahmnentypen, Entsiegelung, Rekultivierung, Bodenauftrag, Erosionsschutz, Wiedervernässung, Wasseraufnahmevermögen und Nutzungsextensivierung vor.

Ebenso sind vorhande Grünflächen zu erhalten und ein Grünlandumbruch zu vermeiden. Aktuelle Vorgaben aus dem Naturschutz- und Landwirtschaftsrecht schränken den Grünlandumbruch bereits ein oder machen ihn unter Berücksichtigung bestimmter Ausnahmeregeln kompensationspflichtig. In mehreren Landschaftsschutzgebieten in Karlsruhe ist er unter Vorbehalt gestellt und erlaubnispflichtig.

Der Anbau eines möglichst breiten Fruchtartenspektrums fördert die Humusversorgung der Böden. Auf Humus zerende Ackerfrüchte sollten unmittelbar Humus vermehrende folgen. Dies ist auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht relevant, da sich so das Risiko von Ernteausfällen bei Wetterextremen oder Schädlings- und Krankheitsbefall minimieren lässt.

Fruchtfolgen, bei denen der Boden ganzjährig begrünt ist, tragen zur Begrenzung von Erosion bei. Ein Brachliegen von Ackerflächen im Winter sollte möglichst verhindert werden, dadurch steigen die Anforderungen an die Zwischenbegrünung nach der Ernte.

Längere Vegetationsperioden erlauben grundsätzlich eine frühere Aussaat. Wenn es im auslaufenden Frühjahr zu Trockenperioden kommt, sind die Pflanzen schon weiter entwickelt und haben den Boden tiefer durchwurzelt. Allerdings muss abgewartet werden, wie sich die Gefahr durch Spätfröste entwickelt.

Mulchsaatverfahren und konservierende, nichtwendende Bodenbearbeitung reduzieren die Verdunstung auf der Bodenoberfläche und gleichzeitig den oberflächlichen Wasserabfluss. Auch Trockenperioden können so ohne Trockenschäden überbrückt werden. Zugleich wird die Bodenerosion deutlich gemindert.

Die genanten Aspekte sind fester Bestandteil der landwirtschaftlichen Bodenberatung und finden in der Praxis zunehmend Akzeptanz. Neben der einzelbetrieblichen Bodenschutzberatung bietet das zuständige Landwirtschaftsamt in Bruchsal auch Vor-Ort-Besichtigungen und Feldbegehungen an.



Referenzen

Stadt Karlsruhe, Umwelt- und Arbeitsschutz (Hrsg., 2013): Anpassung an den Klimawandel Bestandsaufnahme und Strategie für die Stadt Karlsruhe, pdf

Weitere Informationen

Karlsruhe: Anpassung an den Klimaschutz

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