Anpassungsstrategie Karlsruhe: Biologische Vielfalt

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
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'''Vögel'''
 
'''Vögel'''
  
Als äußerst mobile Tiere können Vögel besonders flexibel auf den Klimawandel reagieren. Gleichzeitig sind sie eine wichtige Zeigeart für Klimaveränderungen. Dies gilt speziell für wandernde Arten, bei denen man ein früheres Eintreffen im Frühling und einen späteren Wegzug im Herbst feststellen kann. Außerdem werden bisherige Kurzstreckenzieher durch die Tedenz zu milderen Wintern zunehmend zu Standvögeln, wie etwa Bachstelze und Kiebitz.
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Als äußerst mobile Tiere können Vögel besonders flexibel auf den Klimawandel reagieren. Gleichzeitig sind sie eine wichtige Zeigeart für Klimaveränderungen. Dies gilt speziell für wandernde Arten, bei denen man ein früheres Eintreffen im Frühling und einen späteren Wegzug im Herbst feststellen kann. Außerdem werden bisherige Kurzstreckenzieher durch die Tendenz zu milderen Wintern zunehmend zu Standvögeln, wie etwa Bachstelze und Kiebitz.
  
  
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'''Fische, Rundmäuler'''
 
'''Fische, Rundmäuler'''
  
Der allgemeine Temperaturanstieg hat auch höhere Wassertemperaturen zur Folge, was für viele Fische zum Problem werden dürfte. Betroffen werden vor allem Arten kühlerer und sauerstoffreicher Gewässer, wie die Bachforelle, das Bachneunauge und die Groppe. Diese gelten im Oberrheingebiet schon heute als gefährdet. Arten wie die Schmerle und der Schlemmpeitzger, die auch mit wärmerem Wasser zurecht kommen, dürften hingegen kaum betroffen sein.  
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Der allgemeine Temperaturanstieg hat auch höhere Wassertemperaturen zur Folge, was für viele Fische zum Problem werden dürfte. Betroffen werden vor allem Arten kühlerer und sauerstoffreicher Gewässer, wie die Bachforelle, das Bachneunauge und die Groppe. Diese gelten im Oberrheingebiet schon heute als gefährdet. Arten wie die Schmerle und der Schlammpeitzger, die auch mit wärmerem Wasser zurecht kommen, dürften hingegen kaum betroffen sein.
  
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<br/>'''Insekten'''
  
'''Insekten'''
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Insekten dürften auf verschiedene Art vom Klimawandel betroffen sein, insgesamt wird diese Gruppe aber eher profitieren. Dazu tragen insbesondere die milderen Winter bei, die zu geringeren Verlusten der Überwinterungsstadien (Ei, Larve, Puppe) führen und einen früheren Schlupf ermöglichen. Höhere Temperaturen und Feuchtigkeit können einzelne Insekten aber auch anfälliger für Pilzbefall machen. Und Arten, die auf feuchte Lebensräume (Moore, Uferbereiche, Feuchtwiesen etc.) sowie kleinräumrige Sonderstandorte angewiesen sind, droht generell ein Lebensraumverlust.
 
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Insekten dürften auf verschiedene Art vom Klimawandel betroffen sein, insgesammt wird diese Gruppe aber eher profitieren. Dazu tragen insbesondere die milderen Winter bei, die zu geringeren Verlusten der Überwinterungsstadien (Ei, Larve, Puppe) führen und einen früheren Schlupf ermöglichen. Höhere Temperaturen und Feuchtigkeit können einzelne Insekten aber auch anfälliger für Pilzbefall machen. Und Arten, die auf feuchte Lebensräume (Moore, Uferbereiche, Feuchtwiesen etc.) sowie kleinräumrige Sonderstandorte angewiesen sind, droht generell ein Lebensraumverlust.
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'''Neobiotika u'''nd invasive Arten'''
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'''Neobiotika und invasive Arten'''
  
 
Ein spezielles Augenmerk ist aus Naturschutzsicht auf sogenannte Neobiotika zu richten. Durch die Intensivierung und Globalisierung des Welthandels gelingt es immer mehr fremden Arten sich in Mitteleuropa zu etablieren, wobei der Klimawandel in vielen Fällen deren langfristige Niederlassung unterstützt. Die Mehrzahl der neuen Arten fügt sich eher unauffällig in die bestehenden Lebensgemeinschaften ein. Allerdings geht von einigen Arten ein stark negativer Einfluss auf die Biodiversität des neuen Lebensraumes aus, beispielsweise dadurch, daß sie heimische Arten dezimieren oder als Folge eines erhöhten Konkurrenzdrucks. Ebenso können Neobiotika wirtschaftliche Schäden anrichten, etwa als Forst- und Landwirtschaftsschädling.
 
Ein spezielles Augenmerk ist aus Naturschutzsicht auf sogenannte Neobiotika zu richten. Durch die Intensivierung und Globalisierung des Welthandels gelingt es immer mehr fremden Arten sich in Mitteleuropa zu etablieren, wobei der Klimawandel in vielen Fällen deren langfristige Niederlassung unterstützt. Die Mehrzahl der neuen Arten fügt sich eher unauffällig in die bestehenden Lebensgemeinschaften ein. Allerdings geht von einigen Arten ein stark negativer Einfluss auf die Biodiversität des neuen Lebensraumes aus, beispielsweise dadurch, daß sie heimische Arten dezimieren oder als Folge eines erhöhten Konkurrenzdrucks. Ebenso können Neobiotika wirtschaftliche Schäden anrichten, etwa als Forst- und Landwirtschaftsschädling.

Version vom 11. Februar 2014, 13:21 Uhr

Auswirkungen auf Arten

Ob eine Art durch den Klimawandel besonders gefährdet ist oder eher als "robust" eingestuft werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab.


Ausbreitungsmöglichkeiten

Von großer Bedeutung sind die Mobilität einer Art und ihre Abhängigkeit vom lokalen Biotopverbund. Beides hängt meist zusammen. Arten, die große Distanzen zurücklegen und gegebenenfalls wie Vögel noch fliegen können, sind sehr viel weniger auf den lokalen Biotopverbund angewiesen als terrestrische Arten mit geringem Aktionsradius wie etwa Schnecken. Sonderfälle sind Arten, die zwar sehr mobil sind, aber einen durchgängigen Lebensraum benötigen (z. B. Fische in Fließgewässer, insbesondere der Lachs als Wanderfisch). Andere Arten sind wiederum abhängig  von Transportmedien (z. B. Weidetiere, die Pflanzensamen verbreiten.)


Spezialisierungsgrad

Je spezifischer und komplexer die Anforderungen einer Art an die Umwelt sind, desto geringer ist  für gewöhnlich ihre Anpassungsfähigkeit an Veränderungen. Ist eine Art oder eines ihrer Entwicklungsstadien also auf ganz spezielle Lebensräume oder Strukturen, auf eine oder wenige Futterpflanzen bzw. Beutetiere angewiesen, wird sie tendenziell negativ vom Klimawandel betroffen sein. Als ein Beispiel lässt sich der Wiesenknopf-Ameisenbläuling nennen, für den auch in Karlsruhe besondere Schutzmaßnahmen unternommen werden: Seine Raupen sind auf eine bestimmte Pflanzenart wechselfeuchter Wiesen spezialisiert und die Puppen können nur als Parasit bei einer bestimmten Ameisenart / -gruppe überwintern. Er ist damit  nicht nur abhängig von den Reaktionen des Wiesenknopf und der Ameise auf den Klimawandel, sondern auch davon, ob sich durch die Erwärmung das Mahdregime der Wiese ändert. Arten mit höherer Toleranz gegenüber Umweltbedingungen werden dagegen nicht so leicht von klimatischen Veränderungen betroffen sein. Durch den Ausfall von einzelnen Arten werden sogar ökologische Nischen frei, die sie ggf. nutzen können. Andererseits werden mit einwandernden Arten neue Konkurrenzen entstehen. Und teilweise können mit Zuwanderern auch Krankheiten eingeschleppt werden, die ansonsten "robusten" Arten zu schaffen machen (z. B. Usuta-Virus und Amselsterben).


Säugetiere

Die meisten Arten können größere Entferungen zurücklegen und so auf örtliche Klimaveränderungen schnell reagieren. Daher wird gerade für große heimische Säugetiere wie Reh, Wildschwein oder Fuchs mit keiner wesentlichen Beeinträchtigung gerechnet. Kleinere Arten, wie Spitzmäuse, Maulwurf oder Igel sind dagegen eher ortsgebunden. Bei ihnen könnte die zunehmende Trockenheit im Sommer ein verringertes Nahrungsangebot (Insekten, Würmer, Schnecken) zur Folge haben. Andererseits verlängern höhere Temperaturen die Aktivitätszeiten im Jahr, so dass sich - auch vor dem Hintergrund milder werdender Winter - die Wahrscheinlichkeit erhöht, die Winterruhe zu überstehen. Weniger Regenphasen im Frühjahr und Sommer dürften zudem die Überlebenschancen von jungen Feldhasen und Wildkaninchen erhöhen.


Vögel

Als äußerst mobile Tiere können Vögel besonders flexibel auf den Klimawandel reagieren. Gleichzeitig sind sie eine wichtige Zeigeart für Klimaveränderungen. Dies gilt speziell für wandernde Arten, bei denen man ein früheres Eintreffen im Frühling und einen späteren Wegzug im Herbst feststellen kann. Außerdem werden bisherige Kurzstreckenzieher durch die Tendenz zu milderen Wintern zunehmend zu Standvögeln, wie etwa Bachstelze und Kiebitz.


Fische, Rundmäuler

Der allgemeine Temperaturanstieg hat auch höhere Wassertemperaturen zur Folge, was für viele Fische zum Problem werden dürfte. Betroffen werden vor allem Arten kühlerer und sauerstoffreicher Gewässer, wie die Bachforelle, das Bachneunauge und die Groppe. Diese gelten im Oberrheingebiet schon heute als gefährdet. Arten wie die Schmerle und der Schlammpeitzger, die auch mit wärmerem Wasser zurecht kommen, dürften hingegen kaum betroffen sein.


Insekten

Insekten dürften auf verschiedene Art vom Klimawandel betroffen sein, insgesamt wird diese Gruppe aber eher profitieren. Dazu tragen insbesondere die milderen Winter bei, die zu geringeren Verlusten der Überwinterungsstadien (Ei, Larve, Puppe) führen und einen früheren Schlupf ermöglichen. Höhere Temperaturen und Feuchtigkeit können einzelne Insekten aber auch anfälliger für Pilzbefall machen. Und Arten, die auf feuchte Lebensräume (Moore, Uferbereiche, Feuchtwiesen etc.) sowie kleinräumrige Sonderstandorte angewiesen sind, droht generell ein Lebensraumverlust.


Pflanzen

Pflanzen sind in erster Linie direkt von veränderten klimatischen Faktoren wie Temperatur, Bodenfeuchte etc. betroffen und i. d. R. nur bedingt ausbreitungsfähig. Generell können von den Temperaturveränderungen vor allem Arten der Trocken- und Magerrasen wie etwa das Berg-Sandröschen oder die Bocks-Riemenzunge profitieren. Häufig sind diese Lebensräume jedoch kleinflächig und isoliert, sodass die Pflanzen kaum Chancen haben, ihre Areale zu vergrößen. Es ist daher zu erwarten, das sich vor allem wärmeliebende "Allerweltsarten" oder Neophyten verstärkt ausbreiten. Dazu zählt beispielsweise die Robinie oder das Schmalblättrige Greiskraut.


Neobiotika und invasive Arten

Ein spezielles Augenmerk ist aus Naturschutzsicht auf sogenannte Neobiotika zu richten. Durch die Intensivierung und Globalisierung des Welthandels gelingt es immer mehr fremden Arten sich in Mitteleuropa zu etablieren, wobei der Klimawandel in vielen Fällen deren langfristige Niederlassung unterstützt. Die Mehrzahl der neuen Arten fügt sich eher unauffällig in die bestehenden Lebensgemeinschaften ein. Allerdings geht von einigen Arten ein stark negativer Einfluss auf die Biodiversität des neuen Lebensraumes aus, beispielsweise dadurch, daß sie heimische Arten dezimieren oder als Folge eines erhöhten Konkurrenzdrucks. Ebenso können Neobiotika wirtschaftliche Schäden anrichten, etwa als Forst- und Landwirtschaftsschädling.


Referenzen

Stadt Karlsruhe, Umwelt- und Arbeitsschutz, (Hrsg., 2013): Anpassung an den Klimawandel Bestandsaufnahme und Strategie für die Stadt Karlsruhe,pdf

Weitere Informationen

Karlsruhe: Anpassung an den Klimaschutz

Ideen- und Kooperationsbörse zur Klimaanpassung

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