Anpassungskonzept Stuttgart: Planung

Aus KLIMASCOUT für Kommunen
Version vom 15. August 2013, 11:36 Uhr von Schäfer (Diskussion | Beiträge)
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Klimatische Optimierung von Wettbewerbsentwürfen und Bebauungsplanentwürfen

Der gesetzlich geforderte Vorrang der innerstädtischen Entwicklung muss den Anforderungen einer nachhaltigen Stadtentwicklung entsprechen. Dabei ist auch der Schutz vor weiterer Überwärmung dicht bebauter Gegenden zu berücksichtigen.

Eine frühzeitige Prüfung und Bewertung von Entwürfen ist daher notwendig.

Zur Optimierung der Planungen sind weitere Vernetzung und bereichsübergreifendes Denken erforderlich.

Durch die Schaffung von je einer neuen Stelle beim Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung  und beim Amt für Umweltschutuz können Entwürfe frühzeitig an das Stadtkklima angepasst werden.

Die erforderlichen Maßnahmen sind in verbindliche Festlegungen nach BauGB und BauNVO zu überführen.

Bei der Ausschreibung von Wettbewerben und der Ausarbeitung städtebaulicher Entwürfe ist als Aufgabe das Thema "klimatisch optimierte Stadtplanung; Anpassung an den Klimawandel" aufzunehmen und eine entsprechende computergestützte Bewertung der Entwürfe vorzunehmen.


Räumliche Ausdehnung des Rahmenplans Höhenlagen

Das bestehende Konzept für die Halbhöhenlagen des Kesselrandes der Innenstadt (Rahmenplan Halbhöhenlagen) soll auf Anwendbarkeit für weitere Hanglagen im Stadtgebiet Stuttgart untersucht werden. Infrage kommen beispielsweise die Hanglagen von Neckartal, Feuerbacher Tal, hier u. a. Killesberghänge.

Mit der neuen Konzeption werden u. a. klimaaktive Flächen und Frischluftbahnen von weiteren baulichen Hindernissen freigehalten.

Auch eine Übertragung auf entsprechende Tallagen (Stuttgart West) wird angestrebt, da auch dort Strukturplanungen aus Gründen des Stadtklimas zu einer sachgerechten innerstädtischen Entwicklung beitragen können.

Neben der hohen Bedeutung der Halbhöhenlagen als Wohngebiet, sowie als wichtiges Merkmal des Stuttgarter Stadtbildes, versteht sich der Rahmenplan Höhenlagen als Beitrag zum Klimaschutz. Ebenso zu einer ausgewogenen, nachhaltigen und sachgerechten Entwicklung des innerstädtischen Gebietes. Der Rahmenplan stellt das rechtskräftige Planungsrecht dar, insbesondere aber auch alle planungsrechtlich zugesicherten Grünflächen und sonstigen bedeutsamen Freiflächen, die von der Bebauung freizuhalten sind. Ziel dabei ist es, die Grenzen der Bebaubarkeit festzulegen und die nicht bebauten, grünen Freiflächen in Hanglagen in ihren unterschiedlichen Qualitäten zu erhalten. Insbesondere wird die Bedeutung der Halbhöhenlagen für das Stadtklima hervorgehoben. Dafür wird auf den Klimaatlas und aktuelle Klimauntersuchungen zurückgegriffen.


Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) - Sicherung von Mindeststandards im städtebaulichen Verfahren

Das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) hat zum Ziel, die Qualitäten der Stadt bei der innerstädtischen Entwicklung zu erhalten. Städtebauliche, grünordnerische (Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft), klimawirksame Mindeststandards sowie die Unterschreitung geltender Energiestandards, sind in Wettbewerbsverfahren, städtebaulichen Verträgen oder Bebauungsplänen nachzuweisen.

Immer wenn ein städtebauliches Vorhaben als SIM-Verfahren behandelt wird, müssen folgende energetisch und klimarelevanten Planungsgrundsätze beachtet werden.

Gebäude und Dächer sollen klimawirksam optimiert und der Einsatz regenerativer Energien (z. B. im Sinne des Erneuerbare Wärme-Gesetz BW) vorrangebracht werden.

Auch die Planungsgrundsätze für Grünflächen und Ausgleichsflächen zum SIM enthalten klimawirksame Maßnahmen. So sollen Freiflächen bereitgestellt und qualifiziert (z. B. klimatisch sinnvoll entsiegelt) werden.

Es wird ein Beitrag zur Straßenraumgestaltung und zu gemeinschaftlichen Freianlagen in Vierteln bei hoher städtebaulicher Dichte geleistet.

Gebäude und Dächer sollen begrünt werden.


Dichtekonzeption zur Sicherung städtebaulicher und stadtökologischer Qualitäten

Je nach Lage im Stadtraum ist ein differenzierter Umgang mit städtebaulichen und stadtbiologischen Qualitätsstandards bei Bauvorhaben erforderlich.

Um auf die unterschiedlichen örtlichen Bedingungen reagieren zu können, soll in den kommenden Jahren differenziertes räumliches Modell erarbeitet werden. Dieses auf die Straßenblocks bezogene Bebauungsdichtekonzept soll stadtweit gültig sein. Es formuliert städtebauliche und stadtökologische Qualitätsziele bzw. Mindeststandards und macht in Vorwegnahme auf die Projektentwicklung und Bauleitplanung grobe Vorgaben für die zu überplanende Fläche. Vor dem Hintergrund stadtklimatischer Erfordernisse soll es für räumlich unterschiedliche Lagen präzise auf den Ort zugeschnittene Regelungen ermöglichen. (z. B. Maßnahmen für klimatisch relevante Lagen und Flächen mit geringem Grünflächenanteil.

Auf der Grundlage der Dichtekonzeption sollen Empfehlungen für die Bauleitplanungen und Anpassungssteuerung abgeleitet werden.

Ein Abgleich mit dem in Arbeit befindlichen Instrument KLIPPS (Klimaplanungspass Stuttgart) das die klimatische Feinsteuerung für NBS (Nachhaltiges Baumanagement Stuttgart) Bauflächenpotenziale untersucht, wird vorgenommen.


Bestimmung und Priorisierung von Schwerpunkträumen zum klimagerechten Stadtumbau

Auf Grund der bestehenden Untersuchungen (Klimaatlas, Landschaftsplan, Flächennutzungsplan, Stadtentwicklungskonzept etc.) sowie der aktuellen Vulnerabilitätsstudie, die im Rahmen des Projektes "Raumentwickungsstrategien zum Klimawandel in der Region Stuttgart" erstellt wurde, sollen auch unter Beachtung anderer Erfordernisse und Ziele der Stadterneuerung entsprechende Schwerpunkträume zum Stadtumbau dargelegt werden. Die Fortschreibung und der Abgleich mit dem geplanten Dichtekonzept (P2.2) erfolgt sobald dieses erarbeitet wurde.

Am Beispiel des Projektes "Neckarpark" könnte die Anwendbarkeit der KLIMAKS-Maßnahmenvorschläge evaluiert werden.


Qualifizierung NBS - Klimaplanungspass Stuttgart (KlippS)

Die in der Landeshauptstatdt Stutgart etablierte Informationsplattform "Nachhaltiges Bauflächenmanagement Stuttgart (NBS)" soll um einen Klimaplanungspass Stuttgart (klippS) als Grundlage für weitere planerischen Entscheidungen erweitert werden.

Dieser Pass soll Auskunft über die klimatischen Rahmenbedingungen am jeweiligen Standort geben. Mit Blick auf eine qualifizierte Bebauungsdichte sollen Planungsempfehlungen und Handlungsstrategien für die einzelnen Standorte im Zusammenhang einer gesamtstädtischen Klimaschutz- und Klimaanpassungsstrategie entwickelt und dokumentiert werden.

Die planerischen Grundlagenarbeit hierzu ist bereits größtenteils getan. In einem nächsten Schritt geht es um die Erfassung und Auswertung der klimatischen Basisinformation für alle Flächenpotenziale und die Erarbeitung des Klimaplanungspasses, sowie die Einbringung der entsprechenden Inhalte in die NBS-Datenbank und SIAS.

S. a. G 1: Test und Weiterentwicklung von KippS als "pilot action" im Rahmen des EU-Projektes "UHI".


Baumkonzeption für den öffentlichen Raum für alle Stadtbezirke Durch den Klimawandel wird es vermehrt zu Hitzeperioden kommen. Auf öffentlichen Straßen und Plätzen kann der Hitze am ehesten durch die Anpflanzung von weiteren Bäumen entgegengewirkt werden. Auch andere positive Wirkungen von Bäumen (CO²-Bindung,  Sauerstoffproduktion, Feinstaubindung, Kühlung durch Verdunstung etc.) tragen zu einer Verbesserung des Bioklimas bei.

Nach der Konzeption für die Innenstadtbereiche soll die Baumkonzeption für alle Stadtbezirke in Angriff genommen und damit zusätzliche Bäume im öffentlichen Raum geplanzt werden.


Baumschutzsatzung - Ausweitung auf gesamtes Stadtgebiet

Die seit 1985 bestehende Baumschutzsatzung für die inneren Stadtbezirke und Teile von Bad Cannstatt soll auf die bebauten Bereiche der Gesamtstadt ausgeweitet werden.

Bäume tragen in vielerlei Hinsicht zur Verbesserung des Bioklimas bei und bedürfen nicht nur in der Innenstadt eines besonderen Schutzes, auch über die allgemeinen Schutzregelungen des Naturschutzgesetzes hinaus.

Bäume tragen durch ihre Fähigkeit CO² zu binden und Staub zu absorbieren zu einem positiven Klima bei. Sie geben Sauerstoff ab und senden Schatten. Durch das Verdunsten von Wasser sorgen sie für zusätzliche Kühlung.


Dachbegrünungen

Ergänzend zum SIM (Stuttgarter Innenentwicklungsmodell) (hier: grünordnerische Stadtqualitätsziele), sollten durch einen Grundsatzbeschluss Dachbegrünungen für alle Flachdächer und flach geneigte Dächer als Standard festgesetzt werden. Bei öffentlichen Sammelgaragen ist eine Begrünung der Dachflächen als Standardbauweise vorgesehen und sollte beibehalten werden.

Darüber hinaus sollte das Ende 2009 eingestellte Förderprogramm zur Dachbegrünung des Garten- Friedhofs- und Forstamtes wieder aufgenommen und mit finanziellen Mitteln ausgestattet werden.


Klimagerechte Standortsuche für kritische Infrastruktur

Werden für kritische Infrastrukturen Standorte gewählt, die von der thermischen Auswirkung des Klimawandels besonders betroffen sind (z. B. Krankenhaus, Pflegeheim), besteht die Gefahr, dass Pflegebedürftige besonderen Belastungen ausgesetzt sind.

Daher sollten bei der Standortsuche für strategisch wichtigen Einrichtungen die Kriterien "Auswirkungen des Klimawandels" und "Vulnerabilität" verstärkt berücksichtigt werden.


Referenzen

Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abteilung Stadtklimatologie (Hrsg., 2012): Klimaanpassungskonzept Stuttgart KLIMAKS, pdf

Weitere Informationen

Klimaanpassungskonzept Stuttgart 2012

"Blauen Kompass" beim Wettbewerb "Klimawandel - Anpassungspioniere"

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